Vor einiger Zeit bin auf das Portfolio des Hochzeitsfotografen Danny Wandelt gestoßen und war beeindruckt. Seine klare moderne Bildsprache, der häufige Einsatz des Weitwinkels und interessante Inszenierungen des Brautpaars haben mich sehr angesprochen. Daher habe ich mich gefreut, dass Danny zu einem kurzen Interview bereit war:
Danny, erzähl uns doch ein wenig über Deine Arbeit und Deine Erfahrungen mit der Hochzeitsfotografie. Wie bereitest Du Dich auf eine Hochzeit vor?
Sehr intensiv. Es beginnt mit einem Vorgespräch bei mir im Studio. Mein Ziel ist es, so entspannt wie möglich arbeiten zu können, das Brautpaar kennenzulernen und ihnen das Gefühl zu geben, dass ich als Fotograf für großartige Bilder an ihrem Hochzeitstag brenne. Denn darum bin ich Hochzeitsfotograf. Ich verschaffe mir also einen genauen Überblick über den anstehenden Hochzeitstag und plane meinen Einsatz zusammen mit dem Brautpaar.
Vor jeder Hochzeit bestehe ich auf ein Probeshooting mit dem Hochzeitspaar. In diesen Stunden erfahre ich meist alles was ich für meine Auftrag wissen muss. Auch ohne zu fragen. Was für Bilder mag das Brautpaar, zu welchen „Risiken“ sind die Beiden für ein Foto bereit, wie verhalten sie sich vor der Kamera, wie agieren die beiden miteinander. Das Brautpaar ist ebenso beruhigt: Sie sehen die Bilder vor der Hochzeit, sie kaufen nicht die Katze im Sack. Das Brautpaar glaubt an mich und an meine Arbeit.
Spätestens nach dem Probeshooting bin ich auf der Hochzeit nicht mehr der offiziell gebuchte unbekannte Hochzeitsfotograf, sondern Danny. Die Kamera ist nicht mehr besonders. Man vertraut mir, ich bin ein Gast. Anrufe bei den Trauzeugen und/oder engsten Familienmitgliedern sowie dem Pastor verraten mir oft Überraschungen, die das Brautpaar gar nicht wissen kann. Ein Locationcheck gibt mir Inspiration oder lässt mich einen noch besseren Ort für Fotos finden. Nerd-Kram: Satellitenfotos fürs Wetter, Uhrzeit des Sonnenuntergangs und Verlauf der Sonne helfen mir, schneller agieren oder reagieren zu können. Ich bin ein Wolken-Junkie.
Kurios: Je besser ich plane und vorbereitet bin, desto sicherer, schneller und direkter kann ich auf Unvorhergesehenes reagieren. Und zufällige Inspiration integrieren.
Mit welcher Ausrüstung fährst Du zu einer Hochzeit?
Ich fotografiere – Überraschung – mit SONY. Eine Alpha 850, dazu fast ausschließlich Carl Zeiss Festbrennweiten. Ich wechsel sehr oft meine Objektive, denn ich verbinde mit jeder Linse eine Aufgabe, einen gewissen Style. Das hilft mir, meine Kreativität zu ordnen. Meist trage ich einen Shootsac mit meinen sechs/sieben liebsten Objektiven und meiner Kamera, meine Assistentin hat einen California Sunbounce oder den Elinchrom Ranger in der Hand. Weiteres Zubehör sowie Linsen, Filter, Stative und Ersatzbody liegen im Auto.
Wie baust Du vor dem Hochzeitstag eine Beziehung zum Brautpaar auf?
Vorgespräch, Probeshooting, weitere Telefonate … oft rede ich mehr als dass ich fotografiere. Das ist aber Strategie. Denn für meine Fotos brauche ich Vertrauen und Aufmerksamkeit. Ich bin oft der erste Fotograf, der – statt über sich zu reden und eine Preisliste über den Tresen reicht – nach dem Kennenlernen und dem Antrag fragt. Durch Vertrauen hat das Brautpaar mit mir Geduld und ist gewillt, noch wenige Minuten im Taxi unbequem zu liegen, damit ich ein besonderes Foto machen kann. Denn die beiden wissen: Es lohnt sich.
Mit meinem Reden beschäftige ich die Beiden und lenke von „Sitzt Maskara?“, „Meine Brautschuhe?“, „Die Gäste haben Hunger“ und sonstigen Hochzeitstrubel ab. Das Bild mit dem Brautpaar, welches sich sitzend im Sonnenuntergang küsst, ist letztes Jahr im kalten Oktober entstanden. Die Beiden waren die Tage danach schwer erkältet und das war mir äußerst unangenehm. Besser als jede Freudenträne war das verrotzte und verschnupfte „Geil“, das mir ins Telefon gebrüllt wurde. Ich wusste: Diese Art der Beziehung will und brauche ich für meine Arbeit.
Viele Deiner Hochzeitsfotos leben von einer spektakulären Inszenierung. Braucht das am Hochzeitstag viel Zeit oder bist Du so gut vorbereitet, dass das innerhalb weniger Minuten erledigt ist?
Mit meiner guten Vorbereitung, meiner Flexibilität, meinem Gespür für den Stil, den Willen, der Zeit und der Lust des Brautpaares am Hochzeitstag brauche ich gar nicht viel Zeit um ein tolles Foto zu machen. Dennoch ist es mein Wunsch, ein buntes Sträußchen an Bildern als Reportage des Tages abzuliefern. Und oft ist die erste Idee nicht unbedingt die Beste. Daher ist für mich ohne Zeitdruck zu arbeiten wichtig. Ich mag es, mit dem Brautpaar ein bisschen unterwegs zu sein und ihnen auch die Zeit zu lassen, zu genießen. Oft starte ich damit, dass ich die beiden z.B. in das leere Standesamt stelle. „Ihr habt gerade geheiratet, der Trubel ist weit weg, das ist Euer Moment. Den dürft Ihr genießen!“ Das Brautpaar ist zum ersten Mal nach der Hektik und der Aufregung alleine. Die Anspannung fällt wie ein Vorhang und ich fotografiere aus ein paar Metern Entfernung diesen schönen Moment. So entstand das Schwarz/Weiß Bild am Fenster.
Wie stark greifst Du in den Ablauf einer Hochzeit ein?
Eigentlich sehr stark. Klar, der Termin im Standesamt oder in der Kirche lässt sich nicht verschieben. Aber alles andere wurde schon verschoben, damit das Brautpaar und ich außergewöhnliche Hochzeitsfotos machen können. Dabei gehe ich nicht mit der Holzhammer-Methode vor und bin auch nicht mit dem Brautpaar mehrere Stunden verschwunden. Oft gebe ich beim Vorgespräch Hinweise für die Organisation. Ich lasse ordentlich Puffer einplanen, denn es könnte ja was schiefgehen oder länger dauern. Diesen Puffer nutze ich aber dann eiskalt für Bilder, wenn alles ruhig läuft.
Welche Erfahrungen hast du damit gemacht, die Hochzeitsfotos nicht am Tag der Hochzeit, sondern einige Zeit später zu schießen?
Bisher ist es nur ein einziges Mal vorgekommen, dass Fotos nicht am Tag der Hochzeit gemacht wurden. Das Brautpaar hatte bereits alles sehr punktgenau geplant. Kirche, Empfang, Essen. Und erst danach mich als Fotograf hinzugezogen. Mit der wenigen Zeit habe ich zwar sehr viel erreicht, aber die großen Bilder haben wir uns für ein Shooting danach aufgehoben. Natürlich war das sehr beruhigend und lies uns mehr Möglichkeiten, aber es verliert schnell seinen Reiz. Ich möchte tolle Fotos AUF der Hochzeit machen. Sonst könnte ich mir auch Models und Brautkleider buchen. Ich mag die Mischung aus echten Menschen, echten Emotionen und echten Hochzeiten atemberaubend künstlerisch in Szene gesetzt. Als Helden.
Arbeitest Du mit Assistent?
Grundsätzlich Ja, denn es hilft mir UND dem Brautpaar. Ich bin schneller, das Brautpaar ist umsorgt, der ganze Ablauf wird nicht gestört. Ich konzentriere mich auf das Fotografieren, meine Assistentin um das Equipment, um das Brautpaar und um mich. Für mich ist das auch eine Art Selbstreflektion. Denn meine Assistentin sagt mir auch, was bei mir nicht läuft. Als ich im April für eine Hochzeit in New York gebucht war, habe ich aber alleine gearbeitet. Für mich immer wieder ein gutes Gefühl und auch ein Test, es alleine zu schaffen und auch zu können.
Was machst Du, wenn Dir der Pfarrer in der Kirche das Fotografieren untersagen will, die Hochzeitsgäste mit ihren Handys aber munter drauflosknipsen?
Ich wäge ab: Riskiere ich eine unangenehme Störung der Zeremonie (unter der als erstes das Brautpaar leidet) um vielleicht ein oder zwei gute Fotos zu erzielen? Die sich möglicherweise sogar vom Motiv, der Perspektive und dem Style nicht wirklich von denen der Handyfotos unterscheiden? Dann lieber ein richtig gutes Foto mit Weitwinkel von ganz hinten während des Auszugs. Abwägen heißt aber auch: Sollte dort ein richtig extravagantes Foto lauern, habe ich keine Verträge mit Pfarrer, Kirche oder Gott. Den Rest muss ich mit Charme und einem gut platziertem Witz lösen.
Dein bester Tipp für alle Fotografen, die mit der Hochzeitsfotografie beginnen wollen?
Trotz allem Zauber: Auch Danny Wandelt macht Fehler und kocht nur mit Wasser.
Herzlichen Dank, Danny, für das Interview.
Weitere Informationen:
http://www.dannywandeltphotographer.com
http://www.facebook.com/dannywandeltphotographer
Eigentlich bin ich kein Fan von Frage – Antwort. Aber in diesem Fall habe ich das Interview tatsächlich komplett gelesen.
Und gute Antworten kommen auch von guten Fragen. 😉
Sehr sehr informatives und tolles Interview, sind einigeguten Tipps dabei, gerade für unerfahrende Jungspunde wie mich 🙂
Danke für ein interessantes und sympathisches Interview.
Und Bilder, die richtig Lust auf Weitwinkel machen.
Cool – sowohl die Bilder als auch das Interview. Mal was Anderes. Finde ich sehr gut! :o)
Ein tolles Interview zum Thema Hochzeitsfotografie.
Ja, tolles Interview.
Daumen hoch !
Toller Kollege. Fette Bilder. Gutes Interview.
Sehr gut!
Tolle Bilder