Erinnerst du dich an die letzten wirklich beeindruckenden Street Photos, die du in einer Ausstellung , in einem Buch oder online gesehen hast? Was hatten diese gemeinsam?
Eine ausgewogene Komposition, sicher – das richtige Timing, ja, das gehört auch dazu – aber meist faszinieren uns Fotos, die alles haben: Komposition, Timing, am besten noch etwas, was Emotionen auslöst wie ein direkter Blickkontakt und letztendlich: das richtige Licht bzw. Wetter.
Hier möchte ich dir 7 Tipps mitgeben, wie du zu besseren Fotos kommst, indem du nur bei extremen Wetterverhältnissen losziehst:
1. Grelle Sonne – Lass die Sunny Rule 16 für dich arbeiten
Früh am Morgen oder am späten Nachmittag an wolkenlosen Tagen, wenn die Sonne niedrig steht und du im Gegenlicht nur die Silhouetten der entgegenkommenden Passanten erkennst, ist meine Lieblingszeit für Straßenfotografie.
Ich fotografiere in solchen Lichtsituationen nicht im Automatikmodus, da du mit entsprechender manueller Belichtung die Wirkung von Fotos noch unterstreichen kannst. Meine Lieblingseinstellungen sind hier Blende 11 oder 16, Belichtung 1/500 bis 1/1000 bei ISO 400. So bekommst du kontrastreiche, tiefenbetonte, ausdrucksstarke Street Photos.
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2. Suche nach Lichtsituationen – nicht nach Orten
Bei extremen Lichtverhältnissen wie greller Sonne solltest du dir nicht einen bestimmten Ort vornehmen um dort zu fotografieren. Auf dem Weg dorthin können dir die besten Fotos entgehen!
Ich achte deshalb auf Lichtsituationen, die sich oft innerhalb weniger Minuten ändern können und postiere mich dort, suche die beste Position und Bildausschnitt und warte dort auf Passanten. Wenn sich das Licht ändert, gehe ich weiter und suche die nächste Ecke mit hinreissendem Licht, das mir die harten Kontraste liefert, die ich suche.
3. Hab Geduld
Wenn du einen Spot mit gutem Licht gefunden hast: Verliere nicht die Geduld! Bleibe dort mindestens 10 bis 20 Minuten oder bis sich die Lichtsituation verschlechtert. An Tagen, an denen ich fantastische Spots mit einzigartigem Licht gefunden habe und dann nach wenigen Minuten weitergegangen bin, weil niemand kam, habe ich mich abends immer geärgert, dass ich nicht länger gewartet habe. Denn oft kommt die Situation, auf die du wartest, genau in dem Moment, in dem du die Kamera wegpackst.
4. Regen? Nimm einen Schirm mit
Das mag vielleicht selbstverständlich klingen, aber ich lebe in Berlin und hier ist es vielen Leuten zu „uncool“, einen Schirm mit sich rumzutragen. Stattdessen geht man mit tiefer Kapuze oder „oben ohne“ durch den Regen und spart sich abends die Dusche.
Aber es hat neben dem Regenschutz einen noch ganz anderen Grund, warum ich immer mit Schirm unterwegs bin: Man ist unauffälliger und wird mehr als Teil der durch den Regen laufenden Masse als als Fotograf gesehen. Das ermöglicht es dir, weniger aufzufallen. Außerdem lässt sich der Schirm gut als Effekt in das eine oder andere Foto einbauen, wenn dir gerade langweilig ist und sich vor deinen Augen nichts tut.
5. Sei der Erste
Wenn es anfängt zu regnen oder schneien, dann pack dir, wenn es möglich ist, gleich deine Kamera und fange die ersten vom Regen überraschten Passanten ein, die durch die Straßen rennen. Es fängt an zu stürmen? Noch besser. Jetzt beachtet einen herumstehenden Streetfotografen sicher niemand mehr, weil alle nur damit beschäftigt sind, ihr Hab und Gut festzuhalten.
Bei Schnee ist es natürlich schöner, die unverbrauchte Variante ohne Fußspuren und Matsch festzuhalten. Hier kannst du einzelne Passanten besser vor dem Unter- bzw. Hintergrund freistellen. Bei Schnee natürlich darauf achten, dass du leicht überbelichtest.
6. Das extremste Wetter: Grauer Himmel
Das extremste Wetter ist für mich ein grauer Himmel, weil es dann extrem schwer ist, wirklich gute Street Photos nach Hause zu tragen. Statt spannenden Lichtsituationen findest du nur Matsch, Grau und Trübsal. Doch selbst dann kann man, wenn man genügend Motivation hatte, das Haus zu verlassen gute Fotos machen:
Achte auf Spiegelungen auf Autos, Fensterscheiben oder an Seitenspiegeln oder gehe zu einem belebten Ort, an dem du die Meisterklasse der Street Photography übst: Das Arbeiten mit Vorder-, Mittel- und Hintergrund, also mehreren Bildschichten im Stil von Alex Webb. Hierfür brauchst du nicht unbedingt tolles Licht, aber viel Glück und Geduld. Bahnhöfe eignen sich hierfür bestens oder aber Orte mit „sauberem“ Hintergrund wie Strände.
7.Fotografiere nicht, wenn du keine Lust hast
Die meisten Straßenfotografen fotografieren wohl nicht als Broterwerb, sondern weil es einfach ihre Leidenschaft ist und es unglaublich erfüllend ist, zu sehen, wie das eigene Portfolio wächst und wächst. Deshalb: Wenn du keine Motivation in dir verspürst, trotz besten (extremen) Wetterverhältnissen, fotografieren zu gehen, dann mach es nicht! Sonst verdirbst du dir auf Dauer die Freude an der Fotografie, wenn es zu einer Pflichterfüllung wird. Sonne, Regen und Schnee wird es wieder früher geben als du denkst!
In diesem Sinne wünsche ich dir gutes Licht, viel Regen, Sturm und Schnee.
Über Oliver Krumes
Oliver Krumes ist Streetfotograf aus Berlin. Seine Leidenschaft gilt jedoch Asien, wo er sich regelmäßig auf die Pirsch nach den besten Street Photography Spots begibt, z.B. in Japan, Myanmar oder China.
Er teilt seine Erfahrungen in der Street Photography auf Fototouren in Berlin und auf seinem Blog streetphotographyberlin.com
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