Bühnen der Welt

Time to Act – Spannende Blicke hinter die großen Bühnen!

Im Gegensatz zu den meisten meiner Freundinnen und Freunde habe ich mich schon in Kindertagen wahnsinnig gefreut, wenn ich mal mit ins Theater oder in ein Konzert durfte. Früh hatte ich verstanden, dass diese Welt „echter“ ist als das, was ich manchmal abends im Fernsehen mit ansehen durfte. Zumindest fühlte es sich echter an. Spürbarer. Besonders faszinierte mich, dass man jeden festen Schritt auf dem Bühnenboden spüren und den Auftritt so mancher Old Lady riechen konnte. Ein Grund dafür, meinen Vater dazu zu nötigen, meiner Mutter eines Weihnachtens Chanel No.5 zu schenken! 🙂 Das Licht, die Gerüche und der leicht hallige Klang der Schauspieler fühlten sich so nach Hollywood an! Das berichtete ich gern meinen Freunden, ohne genau zu wissen, was dieses Hollywood eigentlich ist. Klarer Fall von Klugscheisser-Alarm im Kindesalter! Aber mit Liebe… 🙂

Noch viel aufregender fand ich aber die Zeit vor, nach und zwischen den Vorstellungen. In den Pausen lief ich dezent neugierig jeden erdenklichen Gang ab, in der Hoffnung auf eine angelehnte Tür zu treffen. Ich war so neugierig auf die Welt und Menschen hinter den Kulissen. Eines Tages hatte ich Glück. In der Stadthalle Ratingen traf ich auf Aladin (!!!!) und durfte mit Backstage. Was ein wundervoller Ort!

Später im Leben lernte ich im Krankenhaus, im Rettungsdienst und privat einige Schauspieler und Musiker kennen. Die Schweigepflicht hindert mich an weitergehendem Namedropping, aber alle diese Menschen waren so greifbar und sympathisch, dass ich mir mit ihrer Hilfe die weit verbreitete Devotion den Stars gegenüber abgewöhnen konnte. All das geschah leider nicht in Situationen, in denen es angemessen gewesen wäre, ihnen meine Kamera ins Gesicht zu halten oder ihnen einen Zettel mit meiner Homepage-Adresse in die Tasche zu stecken. Die Offenheit und Diversität sowie die anstrengenden inspirierenden Denkumwege dieser vom Applaus gebräunten Menschen ließen meine Zuneigung nur weiter wachsen.

Heute bewege ich mich im Theater wieder wie der kleine Falk damals, der nach einer offenen Tür zu den Garderoben suchte. Nur habe ich heute kein Raider mehr in meiner Hand, sondern meine Kamera. Bis ich diese offene Türe gefunden habe, blättere ich in den Bildbänden derer, die diese Türe bereits gefunden haben. Einer von Ihnen heißt

Simon Annand – Der Fotograf der Stars


„Simon Annand hat eine einzigartige Sicht auf den Prozess und das Zusammenspiel zwischen dem Sein hinter der Bühne und auf der Bühne. Er hat einen Weg gefunden, die subtil spannungsvolle Energie hinter und die explosionsartige Freisetzung auf ihr einzufangen, sobald sich der Vorhang hebt. Jeder Schauspieler wird bestätigen, dass die Fotografien von Simon Annand die Wahrheit über das Leben im Theater erzählen. Ich bin überaus dankbar für seine Arbeit. Denn es ist großartig, auf seine Bilder zu zeigen und sagen zu können: Du willst wissen, wie es ist, ein Schauspieler zu sein? Genau so ist es.“ (Simon Callow)

Die Worte von Simon Callow waren die Ersten, die ich über Simon Annand und sein Buch „TIME TO ACT“ gelesen habe. Aber wie kam ich an dieses Buch? An dieser Stelle kann ich vielleicht auch einen kleinen Blick hinter die Kulissen bieten: Wenn Du einen gut funktionierenden Blog, Podcast, oder YouTube-Kanal betreibst oder für ein Magazin schreibst, wenden sich manchmal Autoren, Verlage oder Hersteller mit der Frage an Dich, ob Du Dir deren Produkt nicht einmal ansehen (und darüber sprechen/schreiben) möchtest. Meist folgt dieser Vorgang einer gewissen Üblichkeit, Etikette und Form. Diese Förmlichkeit wirkt (wenn auch bestimmt nett gemeint) manchmal etwas … angestaubt. 🙂
Eines Abends kam via Instagram eine eeecht sympathische PN von Rojin. Sie arbeitet für den kleinen Verlag Salz und Silber aus Augsburg. Rojin stellte mir frei und sympathisch dieses Buch vor. Tage zuvor hatte ich erst (ähnlich wie in meinen Eingangstext hier) mit dem lieben Steffen im Podcast über meinen (fotografischen) Blick auf die Künstlerwelt gesprochen. Sehr aufmerksam beobachtet! Dazu wurde mir völlig frei gelassen ob überhaupt und auf welchem Kanal ich über dieses Buch schreibe oder spreche. Eine lange Leine. So bekommt man mich. Der Lohn für meine Zusage war ein wundervolles Buch mit teils sehr tiefen Fotografien. Der Generalbass dieses kleinen Verlages scheint dem meinen zu entsprechen. Ein Besuch lohnt sich!

Dieser Bildband lädt zu einem langen Abend mit Tee oder Whisky ein!


Gleich nachdem der Bildband eintraf, blätterte ich auf der Sofakante die Seiten durch. Ein Vorwort von Kate Blanchet, eine spannende Serie von Anthony Hopkins und … wie heisst nochmal Harry Potter im wahren Leben? Daniel Radcliffe! Okay, das war der Moment, in dem ich einsah, dass dieser Bildband nichts für die Sofakante ist. Ich bemühte meinen Kalender und trug für den nächsten Samstagabend ein Date mit diesem Buch und mir selbst ein.

Viele Bildbände leiden unter unserem immerwährenden Stress. Sie bekommen häufig nicht mehr die Ruhe und Aufmerksamkeit, die sie eigentlich verdienen. Dieser hier ist auf eine sehr angenehme Art penetrant. Man muss sich hinsetzen und versinkt wie automatisch darin. Sowohl der kleine Junge von damals wie auch der Fotograf in mir werden beim Anschauen immer und immer wieder gefesselt. Das passiert mal mit einem lauten Auflachen, mal mit einer Gänsehaut und mal mit der Frage, ob ich tauschen wollen würde. Meist schwanke ich zwischen einem eindeutigen Ja und einem eindeutigen Nein hin und her. Das geht solange so, bis ich feststelle, dass meine „natürliche“ Rolle schon die richtige ist. Es ist die des Fotografen, der dieses Buch entspannt betrachtet und die Inspiration für seine eigene Arbeit atmet.

Mein Lieblingsbild

findest Du auf der Seite 73 in der Rubrik „Half hour call“ (Das Buch ist wie ein Countdown zum Auftritt aufgebaut).

Auf diesem Bild siehst Du das Spiegelbild von Jude Law. Der Rubrik nach zu urteilen sind es noch 16 bis 30 Minuten bis zum Auftritt und ein tiefer Blick in seine Augen entzieht mir förmlich Energie. Aber was sehe ich da? Einen Schauspieler, der entnervt ist von den 8 „Hamlet“-Auftritten pro Woche? Ist er noch gedankenversunken oder doch schon mitten in seiner Rolle? Ich kann mich nicht entscheiden und schaue mich noch ein wenig im Foto um, bis ich mir vielleicht sicherer bin.
Sein Spiegel ist typischerweise voller Postkarten, Fotos und Kram, im Hintergrund liegen ganz unprätentiös ein paar knuddelige Handtücher über der Stuhllehne. Übrigens eine Gemeinsamkeit beinahe aller Backstage-Situationen: Künstler mit eigenem Tourbus und einer Rolex Submariner am Armgelenk treffen auf uralte Möbel, angerissene Kaffeetassen und knarzende Stühle. Symbiotisch. Es riecht beinahe im gesamten Bildband nach Holz und Linoleum – und nach Puder.
Aber was ist nun los mit Jude´s Blick? Ich bin mir noch immer nicht sicher und blättere entspannt weiter. Ich komme bei Zeiten wieder, vielleicht entdecke ich dann etwas Neues…

Es wird Dich nicht wundern, dass ich hier nicht nur aus Höflichkeit, sondern mit Gänsehaut und Begeisterung sage: Kaufen!

Ich wünsche Dir viel Muße und Entspannung beim Betrachten,

Herzliche Grüße!
Falk

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Alle hier gezeigten Fotos stammen vom Verlag Salz und Silber der Hutter und Donner GmbH; Das Buch ist bisher in der 1. Edition (12.10.2020) erschienen und 256 Seiten / Abmessungen: 24.5 x 2.5 x 29.7 cm

Autor dieses Beitrags ist Falk Gustav Frassa

falk-frassa

Die spürbare Fotografie ist seine Lebensleidenschaft, sein Therapeut und manchmal auch einfach nur sein Job.

Neben der Fotografie erstellt und betreibt er verschiedene Podcast-Formate und arbeitet für meine Kunden als Mentor und Coach.

Sein Berufsleben startete Falk vor vielen Jahren im Rettungsdienst und der (Psychiatrie-) Pflege. Nach und nach packte er dort Wissen und Erfahrung ein und nahm es mit in den Kreativbereich.

Website: fotografie tut gut

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