Heute habe ich eine etwas heikle Frage gestellt bekommen.
Dagmar schreibt mir:
Ich habe ein ziemliches Problem in Sachen Hochzeitsfotos. Und zwar habe ich auf einer Hochzeit fotografiert. Bei dem Shooting habe ich wie gewohnt mit meiner Canon EOS 600D fotografiert – zusätzlich,um beim Hochzeitsshooting einen unnötigen Objektivwechsel zu vermeiden, habe ich die 550D zum ersten Mal dabei gehabt. Beim Sichten der Aufnahmen ist mir aufgefallen, dass alle Aufnahmen mit der 550D einen Backfokus haben. Somit ist das Brautpaar bzw. sind andere relevante Personen nie scharf. Wie trete ich nun an das Brautpaar heran?
Ich habe ein paar Vergleichtests durchgeführt und es hat sich bestätigt, dass die 550D einen starken Backfokus aufweist.
Ich würde mich sehr freuen, von dir zu hören!
Danke für Deine Frage und Dein Vertrauen.
Das ist eine schwierige Situation. Unsere Kunden buchen einen Profi, damit genau so etwas nicht passiert. Wir beherrschen unsere Ausrüstung in- und auswändig und testen neues Equipment, bevor wir es einsetzen, um solche Fehlerquellen auszuschließen.
Jetzt ist es passiert, aber vielleicht ist es nicht ganz so dramatisch wie befürchtet.
Bevor Du Dich Deinen Kunden offenbarst, schau doch erst einmal mit neutralen Augen über die Bilder, ob es wirklich so schlimm ist. Wir Fotografen haben oft einen viel größeren Qualitätsanspruch als unsere Kunden. Ein geringer Backfokus wird von vielen Menschen gar nicht bemerkt. Sicher kannst Du auch mit einer Bildschärfung Einiges retten.
Daher mein Tipp:
Bei der Bild-Vorauswahl bevorzugst Du natürlich die einwandfreien Bilder, die mit der EOS 600D fotografiert wurden. Sind unter den Fotos mit Backfokus noch wichtige Motive, die keinesfalls fehlen dürfen, schärfst Du die und zeigst sie dem Brautpaar, wenn sie ablieferbar sind. Dass an diesen Bildern irgendetwas nicht stimmen könnte, würde ich erst einmal gar nicht erwähnen. Und wenn die Motive, die mit dem fehlerhaften Body entstanden sind, nicht absolut unverzichtbar sind, lässt Du sie einfach weg.
Vielleicht eine kleiner Trost für Dich:
Ein sehr bekannter Fotograf aus Heidelberg, der jetzt in Hamburg arbeitet, hat in einem Interview einmal von einer Hochzeit berichtet, die er fotografieren sollte. Er hat dabei wohl so Einiges falsch gemacht und letztendlich kein einziges brauchbares Foto abliefern können. Das ist natürlich der absolute Super-Gau und dürfte nie passieren.
Was sagen meine Leser zu dieser Situation? Wie würdet Ihr damit umgehen?
Ich finde es nachlässig und wirklich unprofessionell ein neues Equipment vor einem Einsatz nicht zu testen.
Ich habe schon viele Kameras gekauft und keine geht in einen Auftrag bevor ich sie nicht mit allen Objektiven mittels eines Messcharchts getestet habe. Ich habe selber schon eine nagelneue Nikon zum Einstellen zum Service schicken müssen.
Sorry, aber da habe ich echt kein Mitleid.
na super Kommentar… sowas will hier keiner lesen…
Dafür habe ich nur wenig Verständnis. Das Brautpaar bucht den Hochzeitsfotografen, einen Profi, der sein Equipment beherrschen muss. Neues Equipment kann man doch kurz vor dem Job testen, die 5 Minuten sollte man sich Zeit nehmen. Das arme Brautpaar. Hoffentlich sind ein paar scharfe Hochzeitsbilder dabei.
Die “tolle Spiegelreflexkamera” vom Bruder der Braut nehmen 😀
Nein, Spaß beiseite….man muss natürlich sein Gear vorher prüfen…gerade bei so heiklen Themen wie Hochzeit. Aber das hätte man doch auch schon auf dem Display sehen können oder?
Ich würde dem Brautpaar jetzt zumindest noch ein kostenloses Shooting anbieten.
VG
FRank
Leute, auf Bashing anderer kann ich verzichten! Es ist passiert und ist für Neulinge eine Mahnung und für alte Hasen eine Erinnerung. Wer hat nicht schon mal mit einer falschen Einstellung fotografiert? Oder sich so auf ein neues Teil gefreut, dass er es sofort ausprobieren möchte? Oder die Kamera ist kaputt gegangen? Man kann auch aus den Fehlern anderer lernen. Konstruktive Vorschläge, wie man mit so etwas im Nachhinein umgeht, sind aber immer gut – es kann jedem passieren. Insofern Nase wieder runter und weiter fotografieren!
VG Ian
liebe kollegen, schärfe allein macht ein gutes bild nicht aus, technik ist wichtig – ist aber nicht das wichtigste 🙂
auch ein unscharfes bild kann eine aussage, emotion oder stimmung sehr gut transportieren;
deshalb …
liebe dagmar, lass dich von solchen kommentaren deiner kollegen nicht verunsichern; kann mich michael nur anschließen – „Dass an diesen Bildern irgendetwas nicht stimmen könnte, würde ich erst einmal gar nicht erwähnen“ -mach deine bildauswahl so wie es für dich passt, und leg deinen „focus“ auf die aussagekraft des bildes.
… und nimm dir beim nächsten shooting vielleicht einen zweiten dazu;
durch stress kann so allerhand passieren – das ist schließlich der grund
warum sich auch profis gerne assistenz nehmen 🙂
wir sind alle noch menschen und keine maschinen – da können fehler noch passieren;
wünsch dir auf deinen weiteren weg viel glück, spaß & erfolge!
liebe grüße
michael
Das war ja eine bittere und le(e)rreiche Erfahrung!
Ausgerechnet beim photographisch-diffizilsten Projekt(meistens 1x im Leben),der HOCHZEITSPHOTOGRAPHIE,ein
„Vorbereitungsvergehen“……..Kann nur anraten,mehrere CHECKS und Modi durchzuprobieren „im Trockenen“-mit mehreren KAMERAS aufzutreten,die evtll. in der Optik ausgetauscht werden können und z u m i n d e s t eine(!) haptik-leichte Kamera dabeizuhaben,welche im evtll.Notfall als Absicherung für mgl. techn. Ausfälle herhalten muß……Natürlich wäre eine Assistenz an so einem Tage durchaus wünschenswert,weil die Wege oft rasch gegangen werden u. die Perspektiven wechselhaft u. abwechslungsreich sich gestalten sollten/In Deinem besondern (Zwischen-)falle kann der Backfocus ja viell. eine zarte ,weiche Unschärfe bewirkt haben,die den Softener ersetzt(auch ein späteres Nachschärfen oder Ausschnittvergrößern/-kleinern ist nicht ausgeschlossen)…Vertuschen & Flüchten nutzt NIX,also einen mgl. kostenfreien „Nachrüstungstermin“ ausmachen,der zur vollen Zufriedenheit gereichen dürfte(Gehe davon aus,daß irgendetwas brauchbar war)
Viele,nervenstärkende Grüße aus Wiesbaden…………
Holger Heep
Das wird der Dame (hoffentlich) nicht ein zweites Mal passieren…
Hallo zusammen,
es hilft alles nix. Als erstes sichten , sortieren, ausmisten und die guten Bilder entsprechend mal beiseite legen. Dann mal prüfen, welche Motive wirklich fehlen. Aufgrund der eingesetzten Bodys tippe ich darauf, dass es sich hier um einen Gefälligkeitsjob handelt. Wenn ja – dann muss auch ich sagen, dass Geit nicht immer geil ist… (andere Diskussion)
In jedem Fall würde ich mein Ergebnis präsentieren und abklopfen, ob das Brautpaar wirklich Bilder vermisst. In meinem Job bin ich mit Ehrlichkeit am besten gefahren. Also – „Hose runter“.
Eventuell lassen sich ein paar Detailbilder ja auch noch nachholen. Makroaufnahmen, Ring anstecken, etc. – hängt davon ab was denn wirklich fehlt. Nachdenken kann man dann auch noch über ein After-Wedding-Shooting in entspannter Runde.
Just my two cents – von einem Hobbyknipser.
Grüße aus Stuttgart
Bernd
Zum Glück sind wir (noch) alles Menschen und Fehler können jedem passieren. In diesem Fall kann ich nur die Tipps von Michael 1:1 empfehlen: Die meisten Aufnahmen von der 600-er nehmen, die Unverzichtbaren einfach nachschärfen und keine Angst!! – die Kunden werden den Backfokus wahrscheinlich gar nicht merken, da sie die Fotos ja mit anderen Augen sehen!
Es ist auch möglich, dass man den Backfokus beim Herunterrechnen der Bilder auf 13×18@300 dpi gar nicht mehr sieht. Da werden die Bilder etwa auf ein Viertel herunterskaliert. Dann noch etwas schärfen, und gut. Für ein HD-Video braucht man gar nur umgerechnet 10×15@300 dpi.
Ich würde dann die Bilder generell auf 13×18 herunterrechnen lassen und nur diese ausliefern. Dazu dann nur evtl. nur spezielle Paarshootings und Gruppenaufnahmen höher aufgelöst oder evtl. in Original-Größe für mögliche Wandbilder. Es wird sich kaum jemand die Reportage-Fotos aufstellen oder an die Wand hängen, diese landen bestenfalls in einem Fotobuch oder einer Videoshow und dafür reichen die 13×18 aus.
Roger
Ich weiss ja nicht wieviel Kohle da im Spiel gewesen sind… u. U. Kann man ein Extrashooting in einem gemietetem Studio oder einer feinen Location anbieten um Fotos nachzuholen… nur gut verpacken und diplomatisch anbieten. Good luck… .;*)
Hallo,
wenn ich Dagmars´s Schilderung so lese, kann ich mich gut in sie hineinversetzen. Jeder Fotograf, ob nun Berufs- oder Hobbyfotograf, muss sich blind auf seine technische Ausrüstung verlassen können, so dass der Weg zu mehr Kreativität frei wird. Denn, abgesehen von der Technik, ist es mittlerweile eher die Art und Weise der Motive, wie sich Hochzeitsaufnahmen voneinander unterscheiden. In diesem Sinne kann ich Dagmar nur wünschen, dass einige der Aufnahmen auch mit Backfocus eine schöne Aussage haben und dem Brautpaar gefallen. Mir zeigt dieses Erlebnis wieder, dass Hochzeitsfotografie durchaus ihren Preis wert ist, wenn ein Profi hinter der Kamera steht – denn gerade bei diesem Event bekommt man keine zweite Chance (denn selbst wenn Hochzeitsgäste heiraten und einen Fotografen suchen, wird sich wohl herumsprechen, dass die Bilder nicht wunschgemäß ausgefallen sind).
Ich habe auf der Hochzeit meiner Tochter nicht mit meiner Kamera fotografiert, weil ich Dreck auf dem Sensor hatte, sondern mit der Kamera meines Schwiegersohns und war kreuzunglücklich, weil ich mit dieser Kamera, obwohl auch Canon, nicht vertraut war.
Das war mir auch eine Lehre.
Das Equipment miuss einfach perfekt vorbereitet sein, dazu gehören auch geladene Akkus und eine leere Speicherkarte 🙂
Ich habe immer neben meiner Backupkamera als Hochzeitsfotograf immer noch eine kleine Bridgekamera dabei. Außerdem fotografiere ich auch meistens mit Second Shooter. Sind also dann insgesamt 4 Kameras bei der Hochzeit am start, dass alle ausfallen sollte nicht passieren, außer ich bin wirklich verflucht.
Grüße aus Berlin,
Alex