Brian Smith: Geheimnisse großartiger Porträtfotografie


von Birgit-Cathrin Duval aka takkiwrites

Bücher, die im Titel das Wort “Secret” enthalten, sind mir suspekt. “Secrets of Great Portrait Photography – Geheimnisse großartiger Portraitfotografie” ist da keine Ausnahme. Mit Ausnahme des Covers. Es war das Cover, das mich auf geheimnisvolle Weise angezogen hat! Dieses ikonenhafte Portrait von Richard Branson im schneeweißen Astronautenanzug vor einem sphärisch blauen Himmel. Das Foto ist nicht unbedingt der Knaller, aber es hat was! Ich bin versucht zu sagen, es hat etwas Geheimnisvolles. Wobei wir wieder beim Titel sind. Vielleicht ist er ja doch nicht ganz so unpassend.

Brian Smith heißt der Autor und hat eine erstaunliche Karriere vorzuweisen. Noch während er an der University of Missouri studierte, wurde eines seiner Fotos in LIFE Magazine gedruckt. Fünf Jahre später, mit 25 Jahren, gewann er für seine Zeitung den Pulitzer Preis für Spot News Fotografie für die Dokumentation der Olympischen Spiele in Los Angeles. Das Foto von Greg Louganis, der während der Olympischen Spiele in Seoul den Kopf am Sprungbrett anschlägt, gewann den ersten Platz beim World Press Photo. Ein Bild, an das ich mich erinnere. Wahrscheinlich kennt man Brian Smith’s Fotos eher, denn ihn als Fotografen. Nun hat er also ein Buch veröffentlicht, in dem er aus seinen immerhin 30 Jahren Erfahrung berichtet. Es gehört ja heutzutage zum guten Ton, als Fotograf ein Buch über Fotografie zu veröffentlichen.

Brian Smiths Werk ordne ich in dieselbe Kategorie wie Joe McNallys Bücher – Sketching the Light hier bereits besprochen – und Michael Grecco “Lighting and the Dramatic Portrait”
Im Vergleich zu Joe McNallys Buch, das satte 1,2 Kilogramm auf die Waage bringt, kommt “Secrets of Great Portrait Photography” richtig schlank und handlich daher. Dabei mangelt es dem Buch keinesfalls an Inhalt. Wer Joe McNallys Bücher kennt, weiß, dass der gute Joe, wie soll ich sagen, zum Schwafeln, neigt. Und das kostet eben Platz. Brian Smith bringt die Dinge auf den Punkt. Kurz, präzise, informativ. Da ist kein Satz zuviel. Das macht sein Buch zur entspannten Abendlektüre.

Hier sei bereits eine Warnung ausgesprochen:
Kaufen Sie das Buch auf keinen Fall, wenn Sie ein Fan von Beleuchtungsdiagrammen sind. Sie werden bitter enttäuscht.
Die gibt es nämlich nicht. Auch keine Angaben, welche Blende und Verschlusszeit benutzt wurde und mit welcher Wattstärke der Blitz entfesselt wurde. Auch nicht, mit welcher Kamera fotografiert wurde.

Vielmehr beschreibt Smith in zehn Kapiteln visuelle Konzepte. Wie Bilder entstehen, die eine Geschichte erzählen. Der Prozess, der zum Bild führt, bevor es klickt und blitzt. Und darin liegt die Stärke des Buches. Smith spielt seine langjährige Erfahrung als Fotojournalist aus, der jede Location bewusst in seine Bildgeschichte einbaut, um sein Model zu inszenieren. Und das ist klar, präzise und dennoch unterhaltsam formuliert und mit eindrucksvollen Bildern illustriert.

Etwas irritierend sind die Anmerkungen, die sich hin und wieder auf den Seiten finden. Smith erklärt Begriffe aus der Blitzfotografie wie Seamless, CTO, Grid Spot, Octabank, Beauty Dish usw. Das Buch richtet sich laut Verlag an fortgeschrittene Fotografen. Denen sollten diese Begriffe eigentlich bekannt sein.

Kapitel 11 widmet sich dem Thema wie man das Aussehen eines Fotos verändert. Smith erklärt, welche kreativen Tools er verwendet, um seinen Fotos den gewissen “Look” zu geben. Kapitel 12 führt durch die im Buch verwendeten Blitz Geräte, Dauerstudiolichter und Lichtformer. Zum Abschluss gibt es einen Einblick in seine Fototasche, eine ausführliche Erklärung der unterschiedlichen Kamerasysteme, eine Vorstellung der besten Portraitobjektive, eine Hausaufgabe zum Umsetzen des Gelesenen und ein Interview mit Brian Smith.


Fazit: Licht ist Licht und das Geheimnis ist es, das Licht so zu verwenden, um den gewissen “Look” zu erzielen. Wie genau das gemacht wird, verrät das Buch nicht. Dafür gibt es Ideen zur kreativen Bildgestaltung, die aus einem Foto eine aussagekräftige Geschichte macht. Das Buch empfehle ich fortgeschrittenen Fotografen, die sich mit der Blitzfotografie auskennen und denen Beleuchtungsdiagramme und Zahlenwerke nicht wichtig sind.

Brian Smith, Secrets of Great Portrait Photography
Photographs of the Famous and Infamous
New Riders Verlag, 255 Seiten,
ISBN 978-0-321-80414-3

2 Kommentare zu „Brian Smith: Geheimnisse großartiger Porträtfotografie“

  1. Hallo, danke für den Tipp.
    Der vollständigkeit halber könnte man noch dazu sagen, dass es das Buch nur in englisch gibt.
    Oder habe ich es nur nicht gefunden?

    mfg Tobias Herzog

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