Interview mit Johannes Mairhofer, Fotograf in München


Johannes Mairhofer arbeitet als Fotograf und lebt in München. Durch eine Operation hat er ein Auge verloren. Erst vor wenigen Jahren hat er sich als Quereinsteiger selbständig gemacht. Ich freue mich sehr, dass er heute auf meine Fragen antwortet.

Johannes, Du arbeitest als Fotograf in München. Was sind die Hauptschwerpunkte Deiner Arbeit?

Meine Schwerpunkte sind die People-, Event- und Werbefotografie, jeweils im Geschäftskundenbereich. Hier fotografiere ich z.B. Geschäftsführer und Angestellte in Unternehmen, Messereportagen und Promotionsevents oder produziere gemeinsam mit meinem Kollegen Michael Slideshows

Beschreib doch bitte einmal, wie der typische Ablauf eines Kundenauftrags bei Dir ist: Wie finden Deine Kunden zu Dir, mit welchen Vorstellungen und Wünschen kommen sie, wie gestaltest Du ein Angebot und wie setzt Du es dann um?

Es gibt hier bis jetzt keinen typischen Ablauf, das passiert immer sehr individuell. Ich habe daher auch keine feste Preisliste für feste Dienstleistungen, da diese immer bei jedem Kunden anders sind. Es gibt natürlich Tagespreise an denen ich mich, je nach Aufwand, orientiere.

Die Kunden finden über verschiedene Wege zu mir. Mittlerweile bin ich durch meine Webseite, in die ein Blog integriert ist und diverse Communities in denen ich aktiv bin über das Internet relativ gut zu finden, viele Kunden kommen aber auch über direkte Empfehlungen von anderen zufriedenen Kunden zu mir.

Wenn die Anfrage zu mir und meinen Schwerpunkten passt, telefonieren wir meistens oder treffen uns, bei größeren Projekten, persönlich.
Wenn ich merke das ich die Vorstellungen des Kunden nicht zu seiner Zufriedenheit erfüllen kann, weil es z.B. nicht zu meinen Schwerpunkten passt, die Vorstellungen zu weit auseinander liegen oder ich aus anderen Gründen unsicher bin, vermittel ich meistens einen anderen Fotografen aus meinem Netzwerk.

Welchen Ausbildungsweg hast Du als Fotograf genommen und welchen Weg würdest Du jungen Menschen empfehlen, die als Fotograf arbeiten möchten?

Ich selbst habe keine klassische Ausbildung im Sinne der IHK gewählt, sondern bin den Weg des Autodidakten gegangen.
Anfang 2008 habe ich mir meine erste digitale Spiegelreflexkamera gekauft, mit dieser habe ich dann meinen ersten Workshop besucht, um in die Studiofotografie einzusteigen. Dies hat mir direkt so viel Spaß gemacht, das ich anschließend in Eigenregie viel umgesetzt habe, anfangs mit Freunden, später mit Laienmodellen.

Da ich damals noch angestellt war, habe ich anfangs alles nur am Wochenende und nach Feierabend gemacht, ich habe dann aber gemerkt das mir das immer mehr Freunde bereitet, die Vielseitigkeit des Berufs, die Abwechslung, sodass ich 2009 in die Teilzeit gewechselt habe, um mehr Zeit für die Fotografie zu haben.

In der Zeit habe ich dann einige Praktika gemacht und erste kleine Jobs als Fotoassistent angenommen.
Die ganze Sache hat sich dann relativ schnell entwickelt, von weiteren Praktika, Assistenzjobs, zu eigenen Aufträgen und Projekten, sodass ich mitte 2009 entschieden habe, mich selbstständig zu machen. Nach dem Motto „wenn nicht jetzt, wann dann“ bin ich seit dem 1.1.2010 selbstständiger Fotograf.

Anfangs war das wirklich ein 24/7-Fulltimejob. Wochenenden kannte ich nicht, Freunde habe ich äußerst selten getroffen. Die hatten zum Glück Verständnis dafür, das ich das für meinen Traum jetzt einfach tun musste.

Seit einiger Zeit ist es jetzt wieder etwas ruhiger, ich bin vom home-office in ein Büro gezogen, was die ganze Sache sehr vereinfacht hat, denn sonst funktioniert die Trennung daheim/Büro nicht wirklich.

Jungen Menschen, die sich selbstständig machen wollen, würde ich empfehlen es zu tun. Allerdings nur wenn sie es wirklich wollen. Denn bei all der Freude, die die Selbstständigkeit mit sich bringt, gibt es durchaus auch harte Zeiten. Phasen, in denen man vor Arbeit nicht weiß was man zuerst tun soll, direkt gefolgt von Phasen, in denen kein Job, und damit auch kein Geld, in Aussicht ist.

Außerdem sollte man Freunde und Familienmitglieder haben die Verständnis zeigen, wenn man mal weniger Zeit für sie, oder Geld zur Verfügung hat.
Hat man dies alles und ist verrückt oder mutig genug den Schritt zu wagen, sollte man es auch tun, bevor man sich später irgendwann ärgert und sich denkt „ach, hätte ich nur….“.

Wie bildest Du Dich selber als Fotograf weiter? Oder meinst Du, das man ab einem gewissen Level keine Weiterbildung mehr braucht und durch die Herausforderungen der eigenen Arbeit automatisch immer weiter kommt?

Nein, ganz im Gegenteil. Ich finde das man gerade in diesem Beruf nie ausgelernt hat. Alleine schon durch die technischen Veränderungen und Entwicklungen am Markt, aber auch durch sich verändernde Bildstile.

Ich bin z.B. oft im Dialog mit anderen Fotografen, lese Zeitschriften und surfe durch die Blogs im Internet. Außerdem bin ich neben meiner Tätigkeit als Fotograf auch als Fotoassistent tätig, hier lerne ich auch immer verschiedene Denk- und Arbeitsweisen kennen, was meinen eigenen Horizont jedesmal erweitert.

Johannes, Du kannst nur mit einem Auge sehen, gibt es Situationen, in denen Du dadurch benachteiligt bist?

Ja das stimmt. Ich sehe es, bezogen auf meinen Beruf, allerdings nicht als Nachteil. Wenn man andere Fotografen beobachtet, sehen diese auch nur mit einem Auge durch die Kamera, das andere halten oder kneifen sie zu.

Ich sehe meine Umgebung daher fast so wie die Kamera (wenn man mal von der Brennweite absieht). Mein Kollege Michael Grindmayer hat zu diesem Thema im Rahmen seines münchenfolgen.de Projektes auch eine Slideshow über mich produziert, diese kann man sich derzeit auf www.einaugeistgenug.com ansehen.

Wie ist die Aufteilung zwischen Auftragsarbeiten und freien Arbeiten bei Dir? Würdest Du gerne mehr freie Arbeiten umsetzen und wenn ja, welche wären das?

Momentan ist die Aufteilung etwa 80:20, wobei die Auftragsarbeiten den größeren Anteil bedeuten. Ich würde gerne mehr freie Arbeiten machen, habe hier auch schon einiges in Planung, das ich in nächster Zeit umsetzen möchte. Bis jetzt ist es noch nicht ganz spruchreif, es wird aber einerseits draußen bei Nacht stattfinden und andererseits auch im Studio.

Da ich letztes Jahr sehr viel Events und On-Location fotografiert habe, möchte ich dieses Jahr die Studiofotografie wieder etwas vorrantreiben, hierzu möchte ich ein paar freie Arbeiten produzieren, die ich dann wiederum als aktuelle Referenzen nutzen kann.

Danke Dir Johannes für das Gespräch und viel Erfolg bei Deinen Projekten.

2 Kommentare zu „Interview mit Johannes Mairhofer, Fotograf in München“

  1. Tolle Sache kling richtig verlockend. Aber ich denke dass er genau wie der deutsche Fotograf in Lappland sehr viel Glück auch dabei hatten. Natürlich langt das alleine nicht und es führt wohl kein Weg an der 24/7 Woche vorbei und gut ist er garantiert bestimmt auch. Ich habe großen Respekt vor Menschen die sich das trauen und gönne es Ihnen von Herzen, dass es klappt.

    Gruß
    Oli

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