Das Honorar für Businessfotos unterscheidet sich von der Situation, die du als Fotografin mit Privatkunden gewohnt bist.
Honorar für Businessfotos
Andrea hat mich gefragt:
Ich bin noch nicht lange im Geschäft und habe bisher hauptsächlich in einem kleinen Studio normale Portraits für Endkunden etc. fotografiert.
Ich habe jetzt eine Anfrage für Fotoaufnahmen von einer Firma erhalten. In meinem Studio, evtl. aber auch vor Ort sollen einzelne Personen für deren Interseite und Werbeflyer fotografiert werden. Wie berechnest du solche Aufnahmen? Das normale Honorar z.B. wie für Bewerbungsfotos ist ja wohl etwas wenig?
Meine Antwort an Andrea:
Business-Kunden haben höhere Anforderungen
Allgemein kann man sagen, dass man Aufträge in Bereich der Businessfotografie höher kalkulieren muss als Aufträge für Privat-Kunden. Das liegt daran, dass Business-Kunden höhere Anforderungen haben.
Beispiele:
- Business-Kunden erwarten häufig Briefing-Gespräche vor dem eigentlichen Shooting ohne zusätzliche Berechnung. Diesen Aufwand muss man berücksichtigen.
- Bei Business-Kunden ist eine Terminabsprache in der Regel schwieriger und es kommt häufiger zu kurzfristigen Terminverschiebungen. Auch das muss berücksichtigt werden.
- Bei Business-Kunden gibt es oft mehrere Ansprechpartner, deren Wünsche berücksichtigt werden müssen.
- In der Werbefotografie bestehen hohe Anforderungen an die technische Qualität, weil die Motive in verschiedenen Abbildungsgrößen einwandfrei reproduzierbar sein müssen.
- Nicht zuletzt ist zu beachten, dass der Nutzen für den Kunden in der Businessfotografie weit über das hinausgeht, was im Bereich der Privatkundenfotografie üblich ist.
Wenn Du einige Business-Kunden gehabt hast, wirst Du merken, dass dort der Aufwand und die Anforderungen höher sind. Aber das wird dann auch honoriert.
Dort werden, wenn entsprechende Leistung geboten wird, Preise als normal angesehen, die bei Privatkunden nicht durchsetzbar wären.
Die Vorgehensweise für eine Kalkulation von Businessfotos habe ich im Beitrag „Preisgestaltung für Fotografen“ beschrieben.
Ich bin jetzt mal ganz ehrlich, liebe Kollegen, es wird viel erzählt, gerade wenn es um Geld geht und oft ist die Realität eine andere.
„Standing“ ist ein wichtiger Punkt. Er sorgt u.a. dafür, dass der Kunde bereit ist, diesen oder jenen Preis auch wirklich zu zahlen. Da spielen viele Faktoren eine Rolle, auf die ich nicht näher eingehen möchte, da es hier nicht um Fotografie, sondern allgemein um Geschäftssinn geht.
Tagessatz 1500,- Euro netto ist grundsätzlich o.k.
Plus zusätzliche Aufwendungen und natürlich gehört, zumindest nach unserer Meinung, auch eine Visagistin dazu.
Die Realität ist aber sehr oft anders:
Wir testen das immer wieder. Mindestens 2x im Jahr setzt sich ein Mitarbeiter von uns einen ganzen Tag an den PC und holt Angebote für Shootings ein. Hierfür haben wir entsprechende Firmenseiten im Netz über die wir das dann machen. Die Angebote sind nicht nur vom Stil, sondern auch vom Preis sehr unterschiedlich. Um es aber hier mal kurz zu machen,
Es gibt Preisbrecher für unter 500,- Euro und Top Businessfotografen die einen Tagessatz von 5000,- Euro haben (nur Fotograf). Am Flexibelsten sind die günstigen Fotografen, handeln konnten wir nie bei einem teuren Angebot. Diese Fotografen sind einfach absolut Top und es ist schon schwer genug überhaupt einen Termin zu bekommen.
Die goldene Mitte liegt zwischen 1000,- und 2000,- Euro Tagessatz. Es gibt immer wieder Überraschungen, Kollegen, die wirklich tolle Arbeit machen und dann ein Angebot über 800,- Euro für 100 Fotos mit Bildbearbeitung und Übergabe des vollständigen Originalmaterials anbieten (denen müßte man eigentlich die Ohren langziehen). Auf unsere direkte Anfrage und auch Kommentare im Netz, arbeiten aber fast alle am Ende günstiger als sie es vorgeben.
Punkt!
Eigentlich ist es so,
am Ende bekommt jeder das, was er verdient. Top Arbeit zahlt sich so oder so, immer aus. Das ist wichtiger als ein günstiges Angebot. Wer so Termine macht, wird davon nie leben können.
Ein interessanter Thread hier.
Ich arbeite als Businessfotograf in Berlin. Bei uns kostet eine einstündige Businessportraitsitzung im Studio 250,- Euro. Visagie 50 Euro extra. – Darüber hinaus kalkulieren wir in halben und ganzen Tagessätzen. Diese wiederum richten sich nach der Größe des Unternehmens und dem Schwierigkeitsgrad/Anspruch. Daher kann bei uns ein Tag nur 1200 Euro aber auch 2400 Euro kosten. Bildrechte geben wir grundsätzlich komplett ab. Jeder soll mit seinen Fotos, für die er bezahlt hat, machen können, was er will! Ein halber Tag sind bis zu 5 Stunden, einer ganzer Tag bis zu 12 Stunden. Für die Post Production/Editing/Retusche von Portraits rechnen wir im Schnitt mit 10 Minuten pro Motiv, das fließt in die Vorkalkulation der benötigten Zeit mit ein. Wer Portraits für 35 oder 50 Euro anbietet, hat es nicht geschafft, seine Kunden vom Wert seiner Arbeit zu überzeugen. Einmal auf der Billigschiene – immer auf der Billigschiene. Da kommt man nur noch sehr schlecht auf den grünen Zweig.
VG Pierre
Hallo Pierre, deine Berechnung klingt absolut aufschlussreich ich habe nur eine Frage, rechtest du die Bildbearbeitung extra mit drauf oder gehört die mit in den Tagessatz? Da gleiche auch zu den Nutzungsrechte. .. lieben Dank für deine Antwort. Nadine
Den Spruch habe ich von einem Kommentar bei Facebook:
Ich koste soviel, wie der örtliche Handwerker.
Das sagt schon alles.
Hm, was ich aus den obigen Beiträgen so rauslese ist vor allem, dass die Fotografen im eher hochpreisigen Segment meist für gutes Geld reichlich zu tun haben, während anderen Ende selbst bei lächerlichen Stundensätzen noch bereitwillig gefeilscht wird. Da sollte dem Neueinsteiger die Entscheidung nicht schwerfallen.
Bleibt die Frage, in wie weit man auf Aufträge von (noch, vermutlich wachsenden) LowBudgetKunden verzichtet oder Kompromisse macht. Jeder hat mal klein angefangen und einige wachsen, haben nach 2 Jahren dann auch das nötige Budget. Gedanken dazu…?
Hallo Andreas, hier ist meine Antwort auf Deine Frage: https://www.instagram.com/reel/Cvw_M6TIFLU/