Nach der Arbeit das Vergnügen….?!
Gastbeitrag von Christian Ahrens
Professionell fotografieren heißt fast immer: Fotografieren im Auftrag. Privat- oder Geschäftskunden, Agenturen oder Kommunikationsabteilungen sind diejenigen, die den Auftrag formulieren, ein Briefing erteilen und am Schluss die Rechnung bezahlen. Beruflich fotografieren ist daher in wesentlichen Elementen fremdbestimmt. Der Kunde entscheidet über Motive und Inhalte, und der Kunde entscheidet darüber, ob am Ende des Tages ein Lob oder ein Tadel steht. Qualität, Ästhetik und Wirksamkeit der Fotografien wird ganz selbstverständlich durch die Kundenbrille gesehen und als absolut angesetzt.
Der Fotograf wird gebraucht, um diese Vorstellungen umzusetzen – und auch um das Quäntchen Besonderheit, das Quentchen „Kreativität“ seiner Persönlichkeit mit in die Produktion einfließen zu lassen. Denn ganz ohne das geht es auch nicht, zumindest nicht bei höherwertigen Produktionen.
Profession vs. Passion
Damit ist eigentlich auch schon ein tiefer innerer Widerspruch im Beruf des professionellen Fotografens angesprochen: er ist einerseits ein technischer und inhaltlicher Problemlöser und Produzent von Bildern, andererseits spielt das Kreative und Künstlerische eine nicht unwichtige Rolle, denn ohne dieses Element bleibt er ein reiner Techniker, seine Bildsprache würde nicht erkennbar und sein Marktwert stagniert aus genau diesem Grund.
Viele Berufsfotografen, insbesondere und gerade dann, wenn sie erfolgreich und gut gebucht sind, beschränken sich dennoch auf ihre professionelle Rolle und fotografieren kaum oder nie außerhalb ihres beruflichen Lebens. Oft ist dem auch ein schleichender Prozess vorausgegangen, der die freien Arbeiten oder das Fotografieren aus purem Vergnügen im Verlaufe der beruflichen Entwicklung bei zunehmendem Erfolg nach und nach verdrängt hat. Fast ohne es zu bemerken, wird so aus einem Fotografen, der seine kreativen Impulse und Ideen munter pflegt, einer, der Freitag Abend seine Fotografierleidenschaft an die Garderobe hängt und sie erst am Montag Morgen wieder herauskramt.
Und es ist ja auch wirklich so: Wenn unter der Woche zwei oder gar drei Produktionen laufen, mit Vorbereitung, Produktion, Nachbereitung, Aufbereitung der Bilder, Abliefern der Datenträger usw. usf. hat man eine gut gefüllte und anstrengende Woche. Da ist man froh, wenn am Freitag Abend das letzt Bild gemacht und die Blitzanlage wieder im Kofferraum verstaut ist. Dann am Wochenende noch mal loszuziehen, vielleicht zu den Wurzeln seiner kreativen Arbeit oder zu einem freien Projekt? Das kostet Kraft und Überwindung. Ist es aber auch notwendig?
Batterien aufladen
Das soll nicht heißen, dass man rein berufliche Fotografie nicht auch mit Passion leisten könnte. Ganz im Gegenteil, man sollte sie definitiv mit Leidenschaft und großem Einsatz für das gewählte Sujet betreiben. Doch besteht dennoch ein substantieller Unterschied zwischen einem freien Projekt oder selbstbestimmtem Fotografieren und der beruflichen Fotografie im Auftrag.
Bei ersteren fallen die hier skizzierten Beschränkungen der Auftragsfotografie einfach weg. Inhalt, Form, Ästhetik, technische Umsetzung, Ausarbeitung und Präsentation der frei fotografierten Motive unterliegen vollständig dem eigenen Ermessen, Anspruch und Geschmack. Es steht einem weiterhin frei, diese Arbeiten einfach nur für sich oder auch für eine Öffentlichkeit (Ausstellung, Veröffentlichung) zu planen. Die Motivation kann vielfältig sein: freies Fotografieren als Erholung, freies Fotografieren als Möglichkeit, seine Skills, seinen Stil und seine Ausdrucksfähigkeit zu entwickeln, freies Fotografieren, um Themen zu bearbeiten, für die einfach keine Honorare zu erzielen sind, die einem aber wichtig sind. Und so weiter und so fort.
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Wie aus meinem Herz ist dieser Artikel, und doch führt er fast zu einem schlechten Gewissen, weil auch ich mir die Zeit einfach zuwenig nehme, um freie, völlig losgelöste Projekte oder einfach nur Fotosessions zu starten.
Ein wichtiger Startpunkt, um etwas mehr Passion in den professionellen Teil seiner Fotografie zu bringen, ist meiner Meinung nach die Zusammenstellung des Portfolios. Meist überlegt man sich, was bei potentiellen Kunden am besten ankommen könnte, oder was man diesen bieten KANN. Dabei sollte man sich unbedingt auch die Frage stellen, was man denn am liebsten tun MÖCHTE. So spricht man nämlich nicht nur die potentiellen Kunden, sondern auch die etwas individueller passenden an.
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