makrofotografie

Makrofotografie: Die große Fotoschule

„Der Weltraum. Unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2200. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise, das mit seiner 400 Mann starken Besatzung fünf Jahre unterwegs ist, um fremde Galaxien zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Viele Lichtjahre von der Erde entfernt, dringt die Enterprise in Galaxien vor, die nie zuvor ein Mensch gesehen hat.“ Dieses, in beinahe alle Sprachen übersetzte, Intro spülte uns viele Jahre von unserem Fernseher zu Hause aus direkt hinein in völlig unbekannte Welten. Die ganz natürliche Entdeckerlust in uns war sicher ein Grund für den durchschlagenden Erfolg diverser Star-Trek-Serien seit 1966. Aber müssen wir wirklich in den Weltraum, um neue Welten zu entdecken?

Das Neue zu entdecken tut gut!


Auch die gern als irdisches Pendant beschriebene Tiefsee ist nicht ohne Weiteres zu erreichen. Das Reisen wäre noch eine schöne Möglichkeit, ist aber kostspielig, braucht viel freie Zeit und ist dennoch nicht immer möglich (Ich schreibe diesen Artikel während der Covid-19-Pandemie).

Wie und wo also können wir unseren Entdeckergeist noch ausleben? Die Antwort ist faszinierend einfach und liegt sprichwörtlich zum Hinknien nah:

Im Gartenrasen unter unseren Füßen! Am Straßenrand, wo im brüchigen Beton kleine Blüten austreiben! An unserem Handgelenk! Die Welt der Makrofotografie lässt uns in neue Welten eintauchen und bestehende Welten ganz neu betrachten. Unglaublich, wer da das ganze Jahr über in unserem Garten lebt und wie viel wertiger unsere Uhr am Handgelenk wirkt, wenn wir sie mal ganz aus der Nähe betrachten und abbilden können. Um in diese Welt abtauchen zu können, braucht es aber auch allerhand Wissen. Das ist der Moment, in dem ich zum richtigen Buch greifen mag!

Das erwartet Dich in der „großen Fotoschule“:


Der Titel weckt starke Erwartungen, erinnert zugleich an ein kühles Fotografie-Sachbuch meiner Kindheit. Mit gemischten Gefühlen mache ich mich also an die ersten Seiten dieses Buches. Spannenderweise empfinde ich die, während des Lesens ausbleibenden, Superlative sehr angenehm! Dieses Buch ist zwar (wie wir es ja von den meisten Fotosachbüchern kennen) alles andere als mutig oder kreativ gestaltet, bringt dadurch aber eine wundervolle Normalität mit. Wo ich mir sonst etwas mutigere Designs und Sprachweisen wünsche, gibt mir dieses Buch auf angenehme Art und Weise das Gefühl, auf einem Workshop des Ehepaares Sänger zu Gast zu sein. Auch dieser ist nicht sonderlich hipp oder emotional – aber er hilft mir sehr gut in die mir neue Welt der Makrofotografie!

Die Vergleichsfrustration, die wir von Instagram kennen, bleibt aufgrund der erreichbaren Beispielfotos aus. Die Sängers haben darauf verzichtet, ihre Makrowelten in den Wäldern Yukatans oder im Tibet aufzunehmen. Sie bleiben dort, wo wir beim Lesen dieser Rezension vermutlich auch sind: Zu Hause.

Es entwickelt sich ein schöner Lesefluss, der von den Grafiken und Bildern nicht unterbrochen, sondern ergänzt wird. Beinahe immer, wenn sich in mir Fragen auftun, kommt ein knackiger Tipp daher. Zwischen den Seiten wird immer mal wieder ein Exkurs in die fotografischen Basissätze gemacht. Das führt zu einem sehr hohen, aber angenehm zu verspeisenden Lernpensum, ganz unabhängig vom (Nicht-)Wissensstand des Lesers.

Angenehm ist auch, dass sich dieses Buch nicht nur zum „Durchlesen“, sondern auch zum Genuss einzelner Kapitel, je nach aktueller Fragestellung eignet! Wenn ich etwas Negatives finden möchte, wäre es einzig der fehlende Mut der Sachbuchecke, die Dinge mal völlig neu anzugehen. Autoren sind doch spannende, individuelle Menschen! Das wird von den sich in Design und Satz so sehr ähnelnden Sachbüchern etwas übermalt. Die Autoren werden durch diese, sich sehr ähnelnde Gestaltung, regelrecht uniformiert. Damit verwandt, würde ich mir eine etwas weniger sachlich-kühle Betrachtung der Makrofotografie wünschen. Sie ist (für mich persönlich) eine Welt voller Poesie und Emotion. Wie schön wäre es, mal ein Buch mit dem Geist dieser Feder geschrieben, zu lesen zu bekommen?

Kaufen?


Bis mein Wunsch erhört wird, halten wir uns an gute Sachbücher wie dieses. Um die in der Makrofotografie liegende Poesie selbst zu erleben und das Handwerk dafür zu erlernen, brauchen wir gute und angenehme Lehrer. Die finden wir zweifellos in dieser wirklich guten, großen Fotoschule!

Mit 39,90€ (Gedrucktes Buch, hochwertiges Hardcover, 360 Seiten) geht der Preis für mich in Ordnung. Ein schönes Weihnachtsgeschenk für sich selbst und Andere. Aber Vorsicht beim Verschenken! Der Beschenkte könnte sich, infolge von gesteigerter Motivation noch das eine oder Andere Objektiv und Zubehörteil gönnen wollen! 🙂

Herzliche Grüße aus Ratingen!

Falk

Makrofotografie – Die große Fotoschule von Kyra Sänger & Christian Sänger
360 Seiten, 2. aktualisierte und überarbeitete Auflage 2020,
gebunden, in Farbe, Rheinwerk Fotografie

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* Amazon Links sind Werbelinks, letzte Aktualisierung am 27.07.2024

Autor dieses Beitrags ist Falk Gustav Frassa

falk-frassa

Die spürbare Fotografie ist seine Lebensleidenschaft, sein Therapeut und manchmal auch einfach nur sein Job.

Neben der Fotografie erstellt und betreibt er verschiedene Podcast-Formate und arbeitet für meine Kunden als Mentor und Coach.

Sein Berufsleben startete Falk vor vielen Jahren im Rettungsdienst und der (Psychiatrie-) Pflege. Nach und nach packte er dort Wissen und Erfahrung ein und nahm es mit in den Kreativbereich.

Website: fotografie tut gut

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