Architekturfotografie: Ein Tribut an M. C. Escher


Von Georg Banek

Motiv

Bei einem Spaziergang durch den Giardino Pubblico in Taormina entdeckte ich die Villa Comunale – ein wunderschönes Gebäude zwischen Palmen, Kakteen, Büschen und Bäumen. Als ich es sah, erinnerte es mich aus dieser Perspektive sofort an die unmöglichen Figuren des Zeichners M. C. Escher, insbesondere an seine berühmten Lithografien »Waterfall« und »Belvedere«.

Da seine Zeichnungen schon immer eine große Faszination auf mich ausgeübt haben und ich so gar nicht zeichnen kann, war es mir ein Bedürfnis, mit dieser Aufnahme eine Hommage an diesen großen Künstler zu schaffen.

Bildgestaltung

Die Assoziation an eine Lithografie wird natürlich zuallererst durch die Graustufen und deren Tonwertreichtum ausgelöst. Doch auch die klassische Bildgestaltung mit der Platzierung des Hauptmotivs im Goldenen Schnitt, der Normalperspektive und dem verzeichnungsfreien Bildwinkel des Zoom-Objektivs bei 45 mm verhilft der Aufnahme zu ihrer harmonischen, vertrauten Anmutung, die an ein naturalistisches Gemälde, eine Zeichnung oder an eine frühe Fotografie erinnert.

Hätte ich an dieser Stelle eine modernere Bildsprache gewählt, also zum Beispiel einen spannungsreichen Anschnitt, eine randnahe Positionierung des Motivs, eine ungewöhnliche Perspektive oder stürzende schräge Linien, so hätte die Aufnahme zu viel Dynamik bekommen und niemanden mehr an ein Werk von Escher erinnert. Es ist also wichtig, auch bei der Bildgestaltung sein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.

Technik

situation-escherDie Aufnahmen dieser Sizilienreise habe ich damals noch selbst in der Dunkelkammer entwickelt und die einzelnen Abzüge mit viel Geduld ausgearbeitet, bis ich wirklich zufrieden war. Bei diesem Bild habe ich dafür die Büsche im Vordergrund abgewedelt und den Himmel leicht nachbelichtet, um den Kontrastumfang anzupassen.

Was damals viel Aufwand bedeutete, übernimmt heute das »digitale Labor«, wobei es mir wichtig ist, dass meine analogen Schätze mit dem bestmöglichen Negativ-Scanner digitalisiert und anschließend nicht wesentlich stärker bearbeitet werden, als das damals in der Dunkelkammer möglich war.

Technische Daten: Contax RTS I, Carl Zeiss 40–80 mm/3,5, 45 mm, Blende 11, 1/60 Sekunde, SW-Negativfilm Kodak T-Max 100, ISO 100, Tageslicht

Licht

Am Nachmittag stand die Sonne schon deutlich tiefer. Dementsprechend schräg verlaufen die Schatten und betonen die Westseite des Gebäudes. Jeder einzelne Stein tritt klar erkennbar hervor.

Bearbeitung (Negativ-Scan)

Nach dem Scannen wurden Staub und Kratzer entfernt und die Kontraste so angepasst, dass sie dem analogen Original gerecht wurden. Eine ganz leichte, kaum wahrnehmbare Blautonung verstärkt den Schwarzweißeffekt und wirkt im Druck besser.

Tribut an M. C. Escher

Aus dem Buch

Cora Banek / Georg Banek
Sehen lernen
Die visuelle Fotoschule für stimmig komponierte Bilder
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4 Kommentare zu „Architekturfotografie: Ein Tribut an M. C. Escher“

  1. Mir gefällt das Bild und die abgewedelten Büsche sind so dezent das ein Laie es nie sehen würde. Lediglich schade finde ich das Holzgeländer und die obere Absperrung. Es ist neben dem geparkten Auto (südöstlicher Rand der Palmenblätter) und der kleinen weggedrifteten Turmspitze in der Mitte (nordöstlich), das Einzige was mich ein kleines bisschen stört.
    Aber alles in allem einen gute Bildaufteilung.

  2. Pingback: Sternchen-Seiten: Ein paar Guck-Empfehlungen zum Wochenende | Pyrolirium

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