Dino Mari – Commercial Fashion and Portrait
Der Fotograf Dino Mari aus Dortmund hat mir ein Interview gegeben. Dafür herzlichen Dank.
Dino, bitte schildere uns kurz Deinen Werdegang als Fotograf.
Ich habe am Anfang meiner beruflichen Laufbahn als Fotograf für eine Werbeagentur gearbeitet und nebenbei studiert. Anschließend war ich zunächst auf Agenturseite in der Beratung und Konzeption tätig, später dann auf Kundenseite Marketing Leiter und Geschäftsführer. Heute arbeite ich nur noch dann als Fotograf, wenn es meine Zeit erlaubt und mich das Projekt anspricht. Meine Aufträge resultieren in aller Regel aus bestehenden Kontakten.
Was ist Dein fotografischer Schwerpunkt, Dino?
Meine Art der Fotografie nenne ich kommerzielle Mode-Fotografie. Dabei sehe ich mich nicht als Künstler, sondern als jemand, der die visuelle Realität umsetzt. Menschen möchte ich meist erkennbar und schmeichelnd abbilden, eine abstrakte Fotografie von Körperteilen oder künstlerische Verzerrung um des Effektes willens sind dementsprechend nicht unbedingt mein Ding. Das liegt mit Sicherheit an meiner werblichen Laufbahn, aber auch an meinen Vorbildern wie Robert Capa und Yousuf Karsh.
Nebenbei arbeite ich fast schon zwanghaft mit mobilen Blitzanlagen, selbst wenn das mit der heute verfügbaren Fototechnik gar nicht unbedingt nötig wäre.
Wieviel Freiheit nimmst Du Dir bei Deinen Shootings?
Ich nehme mir die Freiheit, Aufträge abzulehnen, die nicht zu mir passen. Hochzeiten mache ich zum Beispiel gar nicht, auch wenn sich viele andere Fotografen gerne in diesem Bereich bewegen.
Wenn ich ein Shooting annehme oder plane, fühle ich stets einen gewissen Druck, auch bei meinen freien Arbeiten.
Ich setze mir klare Ziele und gerate innerlich in Panik, wenn ich feststelle, dass irgendetwas nicht so läuft, wie ich das geplant habe. Ich möchte ja etwas Vorzeigbares produzieren und wenn ich merke, dass das eventuell nicht klappt, überlege ich intensiv: Was kann ich noch tun? Wie kann ich das Ziel – auch ohne Liquify – noch erreichen? Sprich: was kann ich mit Belichtung und Beleuchtung noch erreichen??
Wie wichtig ist Dir die Bildbearbeitung?
Mich haben die Möglichkeiten der digitalen Bildbearbeitung zu Anfang eher verstört und tun es eigentlich bis heute. Wenn wir ehrlich sind, überlegen heute viele Fotografen erst nach der Aufnahme: Hm, was könnte ich in der Bildbearbeitung aus dem Foto machen? Vielleicht schwarz-weiß? Oder die Kontraste verstärken? Oder …
Mir lag die Arbeit mit Film, bei der man sich vor der Aufnahme bereits auf das Endergebnis festlegen musste, mehr. Film ist absolut, Sensor relativ.
Daher lege ich mir selber Regeln auf: Beispielsweise darf die Bearbeitung pro Bild bei mir nicht länger als wenige Minuten dauern. Ich nutze maximal drei Ebenen: Eine für die Farbe, eine für die Kontraste und gegebenenfalls eine für die Haut.
Wie siehst Du die Zukunft der Fotografie?
Ich sehe den Fotografenberuf in großer Not. Überall jammern die Leute über Fotografen, die Shootings für 30 Euro anbieten. Selber sagen sie aber freudestrahlend zu, wenn sie eine Anfrage eines renommierten Magazins bekommen, ein unbezahltes (aber abgedrucktes) Shooting zu machen, weil sie scharf auf die Referenz sind. Diese Kostenlos-Kultur gibt es leider auf allen Ebenen.
Selbst große Firmen schauen heute stark auf den Preis und versuchen, an allen Stellen zu sparen. Und mit den heutigen technischen Möglichkeiten geht man als Auftraggeber auch ein viel kleineres Risiko ein, wenn man einen Newcomer beauftragt. Die Zeiten, in denen man hundertprozentig sicher sein musste, dass auf den belichteten Filmrollen das richtige Ergebnis drauf ist, und deswegen nur erfahrene Fotografen beauftragt hat, sind vorbei. So schlecht kann ein Fotograf heute gar nicht fotografieren, dass man in der Postproduction nicht doch noch irgendein brauchbares Ergebnis herausholen könnte.
Hängen zuhause Bilder von Dir selber oder von anderen Fotografen?
An meiner Wand hängen Bilder von Marc Lagrange und Norman Parkinson. Die Fotos von Mark Lagrange sind vor langer Zeit bei einem Projekt, für das ich verantwortlich war, entstanden und das Bild von Norman Parkinson begleitet mich in jedes neue Büro, in das ich einziehe.
Was sind Deine fotografischen Pläne in diesem Jahr?
Ich plane ein aufwendiges Unterwasser-Fotoshooting in Ägypten. Und eine Reihe anderer Themed-Shots, die mitunter leider ebenfalls mit einem gerüttelt Maß an Aufwand verbunden sind.
Welche Tipps hast Du für Nachwuchsfotografen, um die eigenen Bilder zu verbessern?
Setzt euch mit der vorhandenen Ausrüstung ins Einvernehmen. Eine neue Kamera, ein neues Objektiv oder ein neuer Blitz bringen zunächst nur neue Probleme. Die Kenntnis der vorhandenen Technik jedoch bringt Sicherheit und damit bessere Ergebnisse.
Fotografie ermöglicht Fremden das Sehen mit deinem Gehirn, also verfolgt eure eigene Vision und hechelt nicht irgendwelchen visuellen Effekten hinterher.
Und: Ein guter Freund, der Dir seine ehrliche Meinung zu Deinen Bildern sagt ist mehr Wert als 5.000 Facebook-Follower, die Dir vieles jedoch nie die Wahrheit sagen.
Danke, Dino, für das interessante Gespräch.
Mehr über Dino Mari auf seiner Homepage dmari.de
Ein wirklich tolles Interview und ehrliche Worte! Hat mich beeindruckt und auch die Tipps, sehr zutreffend.
Danke!
Grüße
Nadine
Klasse Interview, spricht mir aus der Seele. Und die Fotografien mag ich sowieso.
Tolles Interview mit vielen ehrlichen Worten … der letzte Satz finde ich das wichtigste „Fotografie ermöglicht Fremden das Sehen mit deinem Gehirn, also verfolgt eure eigene Vision und hechelt nicht irgendwelchen visuellen Effekten hinterher“.
Danke sagt Daniela
Die Tipps zur letzten Frage bringen es auf den Punkt. Klarer kann man das nicht formulieren.
Danke!
Tolles interessantes Interview.
Ich muss mich anschließen, die letzte Frage bringt es auf den Punkt.