7 Tipps für ein emotionales Hochzeitsvideo
Ein emotionales Hochzeitsvideo ist ein Gamechanger für das Brautpaar. Wie du es erstellst, zeigt Dir der Hochzeitsfotograf Tobias Simolik in diesem Beitrag.
Er erklärt seinen Workflow – von der Vorbereitung über den Hochzeitstag bis hin zur Nachbearbeitung.
Da ich den Anspruch hatte, ein Video mit Vertonung zu erstellen, habe ich mich bei diesen Hochzeiten bewusst auf die Aufgabe als Videograf fokussiert. Meine Erfahrung aus der Hochzeitsfotografie kam mir dabei sehr zugute.
1. Vorgespräch mit dem Brautpaar
Im Kennenlern- und Planungsgespräch mit dem Brautpaar solltest du vor allem die Wünsche und Erwartungen an das fertige Hochzeitsvideo erfragen. Wichtig ist, dass du den Unterschied zwischen einem Highlight-Video (in der Regel 3–6 Minuten) und einem längeren Video erklärst. Meiner Erfahrung nach sind sich viele Brautpaare unsicher, was besser zu ihnen passt.
Kürzere Highlight-Videos
- wirken oft emotionaler und spannender
- konzentrieren sich auf die wichtigsten Momente
Längere Videos
- können die komplette Trauung und alle Reden enthalten
- dokumentieren den Tag ausführlicher
So kannst du gemeinsam mit dem Brautpaar entscheiden, welches Format am besten zu ihnen und ihrem Budget passt.
2. Vertonung für das Hochzeitsvideo
Ich empfehle jedem Brautpaar ein Highlight-Video mit Vertonung. Das kann zum Beispiel sein:
- das Ehegelübde
- die Traurede
- modernes „Liebesbriefe schreiben“
Der Ton macht das Video spannender und professioneller. Emotionale Worte in Kombination mit starken Bildern sind ein echter Gamechanger.
Beim Ton ist ein Audio-Backup extrem wichtig: Du solltest dich niemals nur auf ein Audiogerät, eine Tonspur oder das DJ-Pult verlassen.
Für die Aufnahme der Traurede und des Eheversprechens nutze ich:
- einen kabelgebundenen Audio-Recorder mit Lavaliermikrofon, z.B. Tascam DR-10L an Redner oder Bräutigam
- zusätzlich einen Audio-Recorder am DJ-Pult/-Mixer, z.B. Tascam DR-40X
mit dem Kabel Klinke auf XLR male
Alle Kameras haben zusätzlich ein Aufsteckmikrofon – einerseits für das Sound-Design (z.B. Klatschen, Jubel), andererseits als zusätzliches Ton-Backup. Wichtig: Vor der eigentlichen Aufnahme immer einen Soundcheck machen.

3. Kamera und Stabilisierung
Ich arbeite aktuell mit der Canon R6 Mark II. An sonnigen Tagen oder in Innenräumen nutze ich einen variablen ND-Filter (ND2 bis ND32 mit 5 Blendenstufen), um das Flackern zu vermeiden, das durch falsche oder zu kurze Belichtungszeiten entstehen kann. Meines Wissens nach gibt es hochwertigere variable ND-Filter u.a. von B+W und NiSi.
Früher habe ich hauptsächlich einen Gimbal zur Stabilisierung verwendet. Heute nutze ich lieber ein Einbeinstativ oder einen Cage. Viele moderne Kamerasensoren und Objektive bieten bereits eine integrierte Stabilisierung über mehrere Blendenstufen.
Das hat für mich zwei Vorteile:
- Ich bin flexibler in der Bewegung.
- Ich kann mehr Reaktionen und Emotionen im Reportage-Stil einfangen.

4. Story-Telling im Hochzeitsvideo
Ein gutes Highlight-Video lebt von Storytelling. Häufig sind diese Videos ähnlich aufgebaut und folgen einem Spannungsbogen, der die Geschichte des Hochzeitstags vom Getting Ready bis zum Hochzeitstanz erzählt.
- Intro & steigende Handlung
Das Intro führt die Zuschauer in die Geschichte ein, zeigt die Location und stellt das Brautpaar (und ggf. wichtige Gäste) vor.
- Szenen: Drohnenaufnahmen der Location, Details, Getting Ready
- Hier kann z.B. die Traurede einsetzen, während du chronologisch Szenen aus dem Getting Ready zeigst.
- Höhepunkte
Hier laufen die emotionale Momente zusammen.
- Musik: Refrain
- Szenen: First Look, Einzug, Ringtausch, emotionale Reaktionen, Szenen aus dem Fotoshooting
- Fallende Handlung
Du hältst den Zuschauer „bei Laune“, indem du die Geschichte abrundest.
- Szenen: Gratulationen, Umarmungen, Emotionen der Gäste, Hochzeitstorte, Party
Der typische Wechsel beim Hochzeitsvideo ist:
Reden + chronologische Szenen à Refrain + emotionale Highlights
Genau dieser Rhythmus macht ein Highlight-Video dynamisch und berührend.


5. Workflow in der Post-Produktion
Damit ich in der Nachbearbeitung die Übersicht behalte, ist mir eine klare Ordnerstruktur sehr wichtig. Ich lege Unterordner an für:
- jede Kamera
- jeden Abschnitt des Hochzeitstages (Getting Ready, Trauung, Empfang, Party usw.)
- jedes Audiogerät
- Musik
- Sequenzen
Als Schnittsoftware nutze ich Adobe Premiere Pro.
Schritt 1: Vorselektion
Zuerst fange ich mit einer Vorselektion an: Aus dem gesamten Videomaterial filtere ich die guten Sequenzen heraus, setze intuitiv den In- und Outpoints und füge sie in die Timeline einer Sequenz ein. Ich arbeite zusätzlich mit farblichen Markierungen, z.B. grün für die besten Videosequenzen, gelb für Reden und blau für gute Füllszenen.

Schritt 2: Reden synchronisieren und schneiden
In zweiten Schritt synchronisiere ich die Reden (Traurede, Eheversprechen, ggf. Reden von Familie/Freunden). Wichtig dafür ist, dass jede Kamera intern Ton aufgenommen hat. So kann ich die Audiospuren aus den Audio-Recordern mit dem Kameraton abgleichen. Anschließend schneide ich die Reden so, dass nur die emotionalen und relevanten Sätze im fertigen Hochzeitsvideo vorkommen.
Schritt 3: Musik für das Hochzeitsvideo
Im dritten Schritt wähle ich die Musik aus. Sie muss zur Stimmung der Hochzeit passen. Ich achte dabei auf die Wellenform der Musik, die Positionen der Refrains und die Steigerungen sowie ruhige Parts.
Schritt 4: Grundgerüst bauen
Im vierten Schritt baue ich das Grundgerüst des Hochzeitsvideos: Ich füge Musik und Reden in die Timeline ein. Reden und Refrains wechseln sich ab, sodass ein guter Spannungsbogen entsteht. Die Länge des Videos ist damit weitgehend festgelegt. Oft muss ich die Musik schneiden, sodass es möglichst unauffällig ist.

Schritt 5: Lücken füllen
Im fünften Schritt fülle ich nur noch die „Lücken“ im Highlight Video mit passenden Videosequenzen aus meiner Vorselektion. Ich schneide auf den Takt der Musik. Gleichzeitig achte ich darauf, dass Bild und Ton zusammen passen: Wenn z.B. über Liebe des Brautpaares gesprochen wird, zeige ich Szenen des Brautpaares. Besonders hilfreich sind die aus Schritt 1 grün markierten besten Video-Sequenzen.

Schritt 6: Fine-Tuning für das Hochzeitsvideo
Im letzten Schritt folgt das Fine-Tuning:
- Beim Sound-Design passe ich die Lautstärke der Tonspuren an. Ich verwende Original-Ton, wenn es passend ist und das Video stärker macht (z.B. Jubel, Lachen).
- Bei der Farbkorrektur (sog. Color-Grading) passe ich die Farben und Kontraste ähnlich wie bei Bildbearbeitung an.
- Zu guter Letzt feinjustiere ich das Video, z.B. Stabilisieren, Drehen und Zoomen.
6. Musik für das Hochzeitsvideo
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Musik zu nutzen – sowohl kostenlos als auch kostenpflichtig. Die Angebote unterscheiden dabei sich in Einmal-Kosten, Abo-Modellen oder Pflicht zur Urheber- bzw. Namensnennung.
Soundstripe, Epidemicsound, Artlist.io und Musicbed bieten Abo-Modelle an, die sich lohnen, wenn du mehrmals im Jahr Musik für Hochzeitsvideos benötigst. Viele Anbieter bieten auch Einmallizenzen an, die aber oft teurer sind. Häufig gibt es auch Playlisten wie „Inspiring Cinematic“, die gut zu emotionalen Hochzeitsvideos passen.
YouTube Audio Library bietet kostenlose Musik, erfordert aber in vielen Fällen eine Urhebernennung in der Videobeschreibung.
7. Bonus-Tipp: Drohnenaufnahmen
Drohnen können deinem Hochzeitsvideo noch einmal einen starken „cinematischen“ Look geben. Sie ermöglichen epische Perspektiven der Hochzeitslocation und besondere Blickwinkel im Fotoshooting, die sonst unmöglich wären.
Beispiel des Titelbildes: Eine Drohne fliegt vom See aus auf das Brautpaar zu, das auf einem Steg steht – solche Szenen erinnern schnell an Kinofilme und begeistern Hochzeitspaare.
Autor dieses Artikels ist Tobias Simolik
Tobias Simolik ist Hochzeitsfotograf aus Heidelberg und bietet außerdem Hochzeitsvideos in und um Heidelberg an.
In seiner Freizeit ist er gerne in der Natur unterwegs, geht joggen und tanzt Tango Argentino.



