Verlaufsfilter sind zur Anpassung von Helligkeitsunterschieden bei der Aufnahme sehr sinnvoll.
Niels P. Carstensen (www.kunstwerkbild.de) hat den Verlaufsfilter Soft GND16 mit Nano Beschichtung von K&F Concept getestet.
Jeder ambitionierte Fotograf hatte sie in der Fototasche: Filter. Schwarz-Weiss-Fotografen dunkelten das Himmelsblau mit gelben und roten Gläsern ab; Farbfotografen bemühten Skylightfilter, um aus dem blauen Landschaftsdunst Details zu locken und schraubten vielleicht sogar mal einen Farbkorrekturfilter auf, um nicht für die Schnappschüsse vom Weihnachtsabend einen Kunstlichtfilm kaufen zu müssen.
Weniger bekannt waren Graufilter, die ja nichts taten, als Licht zu schlucken. Nutzlos, wenn man
nicht aus – meist künstlerischen – Gründen ungewöhnlich lange Belichtungszeiten verwenden
wollte.
Und dann gab es da noch etwas, das kaum ein Amateur kannte: Verlaufsfilter.
Vom Nutzen der Verlaufsfilter
“Linearer Verlauf” ist ein Filter, den jeder Lightroom Anwender schon benutzt hat. Seit analogen
Zeiten gibt es diesen Filter in Hardware: den Verlaufs-Neutralfilter.
Dieser Filter ist zur Hälfte klar, zur Hälfte dunkel, mit einem mehr oder weniger weichen Übergang zwischen klarem und dunklem Teil.
Diese Filter sind meist nicht rund, sondern rechteckig und werden nicht direkt an das Objektiv geschraubt, sondern in einen Filterhalter gesteckt. Hier kann der Übergangsbereich des Filters nach oben oder unten verschoben oder beliebig geneigt und so eingestellt werden, dass Himmel und in der Sonne strahlende Gebäude behutsam abgedunkelt werden, während der dunkle, im Schatten liegende Vordergrund noch immer hell genug erscheint.
Auf diese Szene der Rostocker Altstadt wirft die untergehende Sonne ein immer noch sehr
kontrastreiches Licht.
Belichte ich auf die Gebäude, wird es im Vordergrund finster. Belichte ich viermal so lange, also um zwei Blendenstufen heller, wird der Vordergrund gut sichtbar, doch die Gebäudefront wird hoffnungslos überbelichtet.
Hier kann ich jetzt den Graufilter “PRO Soft GND16(1.2) 100X150mm” zücken, den mir K&F CONCEPT für diese Review zur Verfügung gestellt hat.
Der Filter passt perfekt in meinen Formatt-Hightech 100mm Filterhalter. Natürlich gibt es vergleichbare Filterhalter auch von K&F CONCEPT, Cokin, Lee und anderen Herstellern.
Der dunkle Teil des Filters hat einen Verlängerungsfaktor von NDx = 1.2 oder 4 Blendenstufen
(eine Blendenstufe = ein Lichtwert = 0.3 Dichte).
Der klare Teil des Filters verändert die Belichtung nicht. Das 35mm Objektiv nutzt bei dieser Einstellung im Wesentlichen den Übergangsbereich des Filters, der beim Filter vom Typ “Soft” etwa 4 cm hoch ist.
Mit der Einstellung von 1/20s bei Blende 11 entsteht mit dem Filter eine Aufnahme, die einen gut
ausgeleuchteten Vordergrund mit einem korrekt belichteten Hintergrund vereint.
Und für einen Diafilm, dessen Dynamikbereich gerade einmal 6 Blenden umfasst, ist dieser
Filter in dieser Situation absolut unentbehrlich.
Der Soft GND 1.2 Verlaufsfilter aus der X-Pro Serie
Der K&F CONCEPT Filter kommt in einer schicken Kunstledertasche, aus der man ihn mit
einem Band bequem herausziehen kann. Die magnetisch verschlossene Pappschachtel
erläutert das ausführlich in Chinesisch und Englisch.
Der Filter selbst besteht aus Glas, zerkratzt also nicht leicht und kann gut gereinigt werden. Die
Tasche ist etwas biegsam, der Glasfilter nicht.
Wer die Fototasche sehr stramm packt, lässt den Filter samt Tasche am besten in der Pappschachtel. Die Oberfläche des Filters glänzt leicht bläulich durch die aufgebrachte Vergütung. Einen Blaustich oder andere sichtbare Farbveränderungen verursacht der Filter nicht.
Die Schärfe der Aufnahmen leidet nicht. Bei Aufnahmen mit Gegenlicht fügt der Filter keine Reflexe und kein Streulicht hinzu.
Auf der Schachtel wird der Filter als Teil eines “150MM Square Filter System” bezeichnet. Das
ist irreführend, denn das K&F X-PRO Filtersystem verwendet eine Breite von 100 mm. Der
Verlaufsfilter ist aber eben nicht quadratisch (“square”), sondern 100 mm breit und 150 mm
hoch und hat damit genug Raum für verschiedene Platzierungen der Übergangszone.
Inzwischen liefert K&F CONCEPT den Filter mit einem zusätzlichen Kunststoffrahmen, der den
Filter im Falle eines Falles zusätzlich schützen soll. Mein Filter kam ohne diesen Rahmen. Ich
konnte nicht testen, ob der Filter auch mit dem Rahmen in den Halter passen würde.
Ist der Softwarefilter besser?
Für die Fotografie auf Film waren Verlaufsfilter in manchen Situationen die einzige Lösung.
Digitale Sensoren reagieren empfindlich auf Überbelichtungen, verfügen aber über einen
großen Dynamikumfang.
Die mit 1/20s stark überbelichtete Aufnahme war nicht zu retten, aber in der für die hellen Partien mit 1/80s korrekt belichteten Aufnahme steckte noch genug Information, um auch den dunklen Vordergrund zur Geltung zu bringen (Tiefen +100 in Lightroom Classic).
In diesem Fall war nicht einmal eine Maske notwendig. Mit Masken kann die Anhebung der
Tiefen mit einer zusätzlichen Belichtung kombiniert werden, um noch größere Kontraste in den
Griff zu bekommen.
Verschieden belichtete Aufnahmen vom Stativ schließlich können zu einem
HDR-Bild zusammengefügt werden. Mit dieser Technik lassen sich buchstäblich Tag und Nacht
im selben Bild vereinen.
Gehört der Verlaufsfilter also in die Mottenkiste, in der schon die Gelb- und Rotfilter aus
analoger SW-Zeit lagern?
Nicht immer bleibt die Zeit, RAW Aufnahmen sorgfältig auszuarbeiten. Wenn die Zeit drängt und
JPG-Dateien direkt aus der Kamera geliefert werden müssen, kann der Filter sicher helfen.
Wenn man denn bei der Aufnahme dafür Zeit hat…
Auch bei Videoaufnahmen ist es wichtig, die Kontrastprobleme schon bei der Aufnahme zu
entschärfen. Das in der Kamera komprimierte Video enthält die Bildinformationen, mit denen
sich die Schatten noch gut aufhellen lassen, oft gar nicht mehr. Der Verlaufsfilter kann hier
helfen, wenn die Kamera nicht groß bewegt wird und auf eine Szene mit konstanter
Ausleuchtung blickt.
Für Landschaften und Architektur schleppe ich ohnehin ein gutes Stativ mit und kann
Belichtungsreihen machen.
Natürlich spart die mit Filter korrekt belichtete Aufnahme Arbeit in der post production. Bei großen Mengen gleichartiger Aufnahmen kann sich das lohnen! Wenn die Szene nicht statisch ist, können die Photoshop-Sitzungen ohne den Einsatz des Filters lang werden.
Bei Aufnahmen für Zeitrafferfilme sind Belichtungsreihen gar nicht möglich. Wenn Zeitrafferfilme
in der Kamera erstellt werden, können auch keine Masken hinzugefügt werden. Das ist tatsächlich der Bereich, in dem ich Verlaufsfilter am meisten einsetze.
Auch bei Langzeitaufnahmen mit Belichtungszeiten von mehreren Sekunden bis Minuten
kommen Belichtungsreihen meist nicht in Frage. Die Bilder gewinnen ihren Reiz ja meist durch
die Spuren bewegter Objekte und Lichter und diese Spuren werden in jeder Aufnahme anders
sein.
Der Filterhalter ist meist ohnehin montiert und trägt z.B. den NDx=3.0 Filter, eine schwarze
Scheibe, die 10 Blendenstufen Licht verschluckt. Hier füge ich den Verlaufsfilter gern hinzu.
Fazit
In der digitalen Bildschöpfungskette gibt es viele Software-Werkzeuge, die die Arbeit des
klassischen Verlaufsfilters übernehmen und verfeinern. Auf physische Verlaufsfilter, wie den
Soft GND 1.2 von K&F CONCEPT, können die meisten Fotografen verzichten.
Wer allerdings ND Filter für Langzeitbelichtungen nutzt, Videos und Zeitraffer erstellt oder den post production Aufwand so gering wie möglich halten muss, sollte sich mit dem Thema befassen.
Mit den X-PRO Filtern bietet K&F einen preiswerten Einstieg, der auch hohen Ansprüchen genügt.
- 【4-Blenden】Um eine Überbelichtung des Himmels zu vermeiden, ist der Filter im oberen Bereich um 4-Blendenstufen abgedunkelt und verläuft mit einem weichen Übergang in eine klare Fläche. Kein offensichtlicher Übergang zwischen hellem und dunklem Bildbereich, besonders geeignet bei Bäumen, Hügeln…
- 【Hochwertigem optischen Glas】Hergestellt aus hochwertigem japanischen optischen Glas und mit Präzisions-Beschichtung bietet hervorragende Bildschärfe und perfekte Farbneutralität.
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Autor dieses Beitrags ist Niels P. Carstensen
Niels P. Carstensen unterstützt Künstler und Museen mit fotografischen Dienstleistungen. Dazu gehören Reproduktionen, Objektfotografie, Architekturfotografie, Künstlerporträts und die Dokumentation von Ausstellungen.
In Rostock baut er zur Zeit ein Fotolabor auf, um wieder klassische Gelatineabzüge von Filmnegativen anfertigen zu können. Für freie Arbeiten stellt er sich hin und wieder selbst vor die Kamera.
Website: kunstwerkbild.de