Foto: Michael Omori, Model: Mike F.
Menschenfotografie oder Porträtfotografie ist eine der spannendsten Bereiche der Fotografie.
Die Herausforderung: Menschen, die kein Model sind und das erste Mal vor einer (professionellen) Fotokamera stehen, fragen oft:
„Und was soll ich jetzt machen?“
Als Fotograf hast du dann die richtige Antwort parat.
10 bewährte Tipps für die Menschenfotografie
1. Souveränität ausstrahlen
Unsicher ist die Person vor deiner Kamera schon selber. Wenn auch der Fotograf unsicher wirkt, verstärkt sich die Nervosität weiter und es wird schwierig, gute Ergebnisse zu erzielen.
2. Angst abbauen
Menschen machen sich oft vor dem Shooting Gedanken:
- „Wie stelle ich mich an?“
- „Wird man meine Problemzonen auch nicht zu deutlich sehen“
- „Ich kann das doch gar nicht!“, „Wie konnte ich mich darauf bloß einlassen?“.
Selbst wenn diese Zweifel nicht offen ausgesprochen werden, liegen sie häufig in der Luft und der Fotograf ist gut beraten, mit einfühlsamen Worten und vor allem mit seiner Persönlichkeit diese Ängste behutsam abzubauen.
3. Druck abbauen
Häufig setzen sich die Leute selber unter Druck.
- Jetzt muss ein tolles Bild entstehen.
- Jetzt muss ich voll da sein.
- Ich möchte mein bestes Lächeln zeigen.
Manchmal wird unter einem solchen Druck genau das Gegenteil erreicht.
Ein guter Fotograf baut diesen Druck behutsam ab und weist beispielsweise darauf hin, dass wir hier bei keinem Modelcontest oder einer Leistungsschau sind.
Der Fotograf vermittelt die absolute Gewissheit, dass erstklassige Bilder entstehen werden, selbst wenn er kein Topmodel vor sich hat.
4. Ausreichend Zeit für die Menschenfotografie nehmen
Manche Menschen brauchen eine gewisse Zeit, um aufzutauen. Eine Fotosession unter Zeitdruck ist keine gute Idee.
5. Posen vormachen
Auch als männlicher Fotograf kann man der Frau vor der Kamera Posen und Bewegungen vormachen.
Wenn der (nicht mehr ganz sportliche) Fotograf die berühmte S-Kurve in der Hüfte demonstriert und den Po herausstreckt, führt das nicht selten als positivem Nebeneffekt zu einem befreienden Schmunzeln.
6. Spiegel nicht in Sichtweite
Im Umkleidebereich ist ein Spiegel erforderlich. Beim Shooting selber sollte man aber darauf verzichten, ansonsten geht der verunsicherte Blick zu häufig dorthin, anstatt in die Kamera.
7. Nicht zu lange mit der Technik beschäftigen
Der Fotograf beherrscht seine Technik im Schlaf und hat alle Lichteinstellungen schon vor dem Shooting ausgetestet.
Wenn er dagegen während des Shootings mit der Technik hadert, kopfschüttelnd auf das Kameradisplay schaut oder endlos lange an den Kameraeinstellungen herumprobiert, wirkt das nicht sehr souverän (siehe Punkt 1).
8. Pausen machen
Es ist für viele Menschen schwierig, über einen längeren Zeitraum „voll da“ zu sein und sich auf das Shooting zu konzentrieren.
Der erfahrene Fotograf merkt das rechtzeitig und schlägt eine Pause vor.
9. Begleitpersonen
Einen Fotografen sollte die Anwesenheit einer Begleitperson nicht stören, solange sich diese zurückhält und nicht zu sehr in das Geschehen eingreift.
Ich überlasse es den Leuten selber, zu entscheiden, ob ihnen eine Begleitperson hilft und Sicherheit gibt, oder ob sie eher ablenkt.
10. Shooting nicht zu lange ausdehnen
Insbesondere Kinder verlieren nach einiger Zeit das Interesse und die Konzentration. Das sollte man rechtzeitig spüren und bis dahin seine besten Bilder im Kasten haben.
Aber auch bei erwachsenen Personen, die die Arbeit vor der Kamera nicht gewohnt sind, ist irgendwann die „Luft raus“.
Der Zauber der Menschenfotografie
Die Menschenfotografie ist eine Herausforderung, aber auch ein großes Geschenk.
Die Person vor der Kamera bekommt Fotos von sich, die ihr Selbstbewusstsein geben. Und die Person hinter der Kamera darf das Model auf diesem spannenden Weg begleiten und beim Abliefern der Fotos in leuchtende Augen blicken.
Cool. Danke für diese knackigen Tipps. Schön auf den Punkt. Ich freue mich sehr darüber. Danke 🙂
Hallo Michael,
ein informativer und interessanter Inhalt. Eine Begleitperson kann für manche eine gute Wahl sein, andere lenkt es ab. Wichtig ist meiner Meinung nach immer eine gemeinsame Wellenlänge zu finden, sofern man dies im Vorgespräch nichts bereits geschaffen hat. Der Druck ist auch immer enorm, diesen durch lockere Gespräche herauszunehmen schafft Gelassenheit. Je nachdem was für ein Ausdruck gewünscht ist, ab und an mal schauen wie es um den Humor bestellt ist und gemeinsames Lachen, ergibt häufig sympathische Bilder.
Viele Grüße aus Lübeck
André
Liebe André,
ja, da hast du vollkommen recht.
Das ist ja genau das Spannende an der Fotografie.
Liebe Grüße Michael
Liebe André, danke für die tollen Tipps! Die Hinweise, wie man mit Nervosität umgeht und eine entspannte Atmosphäre schafft, sind echt super und klingen total machbar. Auch die Idee, Posen vorzumachen und Pausen einzulegen, ist klasse und wird bestimmt helfen, beim nächsten Shooting bessere Bilder zu machen. Liebe Grüße aus Frankfurt
Danke für die coolen Tipps! Für mich ist es außerdem wichtig, vor dem Fototermin mit den Kunden zu sprechen und gut darauf vorbereitet zu sein, ihre Wünsche rund um den Fototermin zu erfüllen. Die Kunden sehen dann, dass ich mein Herz gegeben habe, sie vertrauen mir sofort und viel Stress verschwindet für sie
Vielen Dank für eure Tipps! Ich bin Schwangerschaftsfotografin. Mir ist es sehr wichtig, immer zu schauen, ob die Kunden eine Pause oder einen Schluck Wasser brauchen. Es ist auch sehr schön, Kaffee oder Tee anzubieten, dann fühlen sich die Kunden auch besser bedient.
Ja, vielen Dank für die wertvolle Ergänzung.