Die Begriffe Farbraum und Farbprofil werden oft verwechselt. Für ein einwandfreies Farbmanagement ist wichtig, die Grundlagen zu diesem Thema zu kennen und anzuwenden.
Von Markus Wäger
Farbmanagement
Farbe ist nicht gleich Farbe. Bei der Farbwiedergabe entscheidet das Wiedergabemedium über die Farbtiefe (wie viele Farben möglich sind) und den Farbumfang (wie intensiv Farben sein können) und somit über das Aussehen der Farben. Die Farbeigenschaften eines Ausgabemediums lassen sich grob verschiedenen Farbräumen zuordnen. Im Detail hat jedes spezifische Medium ein individuelles Farbprofil.
Fotos werden auf Basis des RGB-Modells aufgenommen, Scanner lesen ebenso in RGB ein. Für den Druck muss eine Umwandlung erfolgen. Gedruckt wird in den meisten Fällen in CMYK, manche digitalen Fotodrucker nutzen allerdings auch mehr als vier Farben.
Für die Umwandlung von RGB nach CMYK ist nach derzeitigem Standard der Fotograf bzw. Grafiker verantwortlich, der ein Foto bzw. ein Layout erstellt – Daten sind druckfertig konvertiert an den Druckdienstleister zu übergeben.
Manche Digitaldrucker verfügen über einen Prozessor, der Farben intern in den Druckfarbraum konvertiert. Bei diesen Geräten ist es besser, keine Farbumwandlung vorzunehmen, bevor die Daten auf den Drucker geschickt werden. Auskunft darüber, ob eine Konvertierung erfolgen soll, und wenn, in welchen Farbraum, kann Ihnen der Dienstleister geben. Falsch konvertierte Daten lassen sich zwar in den meisten Fällen problemlos drucken, allerdings wird es zu einem unnötigen Verlust an Farbtreue kommen.
Farbraum
RGB und CMYK bilden die für Fotografen und Grafiker wichtigsten Farbmodelle. Das eine ist für Bildschirme, das andere für Drucker die Grundlage der Farbmischung. Doch Bildschirme und Drucker ausschließlich auf diese zwei Modelle zu reduzieren wird den Farbeigenschaften verschiedener Modelle und Papiere nicht gerecht.
Theoretisch ließen sich mit RGB bedeutend mehr Farben erzielen, als irgendein Bildschirm wiedergeben kann. Um den technischen und physikalischen Limits elektronischer Ausgabegeräte zu entsprechen, ist ein angemessener RGB-Farbraum erforderlich.
Gleiches gilt für den Druck. Ob auf hochweißes, spiegelglattes Bilderdruckpapier oder auf saugfähiges, raues, graues Zeitungspapier gedruckt wird, ist ein Unterschied. Verschiedene Papiere ergeben einen unterschiedlichen Farbumfang.
Farbprofil
Jedes Wiedergabemedium hat seine individuelle Farbcharakteristik. Farbräume wie sRGB, Adobe RGB, Coated, Uncoated und Newspaper sind nur grobe Standards.
Besuchen Sie einmal den Ausstellungsraum eines Händlers von Fernsehern. Dort stehen oft Dutzende Geräte neben- und übereinander. Obwohl meist auf allen Bildschirmen dasselbe Programm läuft, zeigen es alle in unterschiedlicher Farbcharakteristik.
Das ist bei Computermonitoren nicht anders. Jedes Betriebssystem und jeder Bildschirm hat ebenso seine Charakteristik. Auch die Einstellungen des Anwenders haben einen Einfluss auf die Farbwiedergabe. Hinzu kommt das Alter der Hardware – die Anzeige ändert sich über die Jahre. Genau genommen ändert sie sich sogar mit der Betriebstemperatur, weshalb Bildschirme an sehr farbsensiblen Arbeitsplätzen oft schon eine Stunde vor Arbeitsbeginn eingeschaltet werden.
Jedes einzelne Wiedergabemedium hat seinen individuellen Farbraum. Bei Monitoren und Druckern unterscheiden sich nicht nur die einzelnen Modelle voneinander, auch individuelle Geräte derselben Modellreihe ergeben keine absolut identische Wiedergabe. Bei Papieren kann sich die Tönung einer Papiersorte von Produktionsauflage zu Produktionsauflage geringfügig, aber sichtbar ändern. Farbräume, die sich auf einen bestimmten Bildschirm, einen bestimmten Drucker oder ein bestimmtes Papier beziehen, nennt man Farbprofile.
Standard-Profile
Die Unterscheidung zwischen Farbraum und Farbprofil ist etwas schwammig. Ich habe auf der vorangegangenen Seite Profile als Beschreibung der Farbcharakteristik eines bestimmten Geräts erklärt. Die Profile für gestrichenes und ungestrichenes Papier – Coated und Uncoated – beziehen sich allerdings nicht auf bestimmte Sorten, sondern fassen verschiedene Arten zusammen, im Wesentlichen in die drei großen Gruppen gestrichene Papiere, ungestrichene Papiere und Zeitungspapiere.
Mit den Programmen der Adobe Creative Cloud werden Coated- und Uncoated-Profile installiert, deren Namen »FOGRA« enthalten (eine Forschungsgesellschaft mit dem Ziel, die Ergebnisse in der Drucktechnik zu verbessern). Druckereien hierzulande hingegen bevorzugen nach meiner Erfahrung meist ISO-Profile (herunterzuladen von der Website der ECI, www.eci.org).
Im Idealfall sollte ein Gestalter mit demselben Profil arbeiten wie die Druckerei. Allerdings sind die Unterschiede zwischen Adobes FOGRA- und den ISO-Profilen nicht so groß, dass es für den durchschnittlichen Anwender relevant wäre. Wer nicht über einen kalibrierten Wide-Gamut- Monitor verfügt (ein Bildschirm, der in der Lage ist, den großen Adobe-RGB- Farbraum abzudecken) und auch an keinem für eine optimale Farbwiedergabe optimierten Arbeitsplatz sitzt (Normlicht statt wechselndes Tageslicht und weitgehend unbuntes Interieur), wird die feinen Unterschiede nicht sichtbar machen können. Lediglich spezialisierte Fachbetriebe oder -abteilungen sind in der Lage, einen hochpräzisen Farb-Workflow zu managen, und zwar nur mit Hilfe erfahrener Experten.
Für RGB sind sRGB und Adobe RGB weitgehend als Standard-Farbräume etabliert. Daneben findet auch ein von der ECI definierter RGB-Farbraum eine gewisse Verbreitung. Wie zuvor beschrieben deckt sRGB weitgehend alle Bildschirmanwendungen ab, während Adobe RGB Standard für die Druckproduktion ist. Andere Profile empfehlen sich nur in Absprache mit bzw. auf Empfehlung eines Experten der ausführenden Druckerei.
Um die Darstellung bzw. Ausgabe zu managen und Farben von einem Farbraum bzw. -profil in ein anderes umzurechnen, müssen die Betriebssysteme oder Anwendungsprogramme auf Dateien zugreifen können, in denen die Charakteristik beschrieben ist. Diese speziellen Dateien nennt man ICC-Profile – sie tragen auch das Suffix .icc –, abgeleitet vom Namen der Organisation, die für die Standardisierung der Farbräume verantwortlich ist, dem »International Color Consortium«.
Farbprofil sRGB
Bildschirmtechnik ist also weit davon entfernt, den kompletten Farbumfang von RGB wiedergeben zu können. Das gilt für teure Topgeräte ebenso wie für den preiswerten Durchschnitt. Als Standard für normale Bildschirme wurde 1996 ein Farbraum mit der Bezeichnung sRGB eingeführt. Entsprechend den Möglichkeiten preiswerter und mittlerer Monitore ist sein Farbumfang verhältnismäßig klein.
Bilder, die für die Wiedergabe auf Durchschnittsmonitoren aufbereitet werden, sind in diesen Farbraum zu konvertieren. Das gilt für Bildschirmpräsentationen, elektronisch verbreitete PDFs und die Veröffentlichung im Internet. Eine Veröffentlichung von Adobe-RGB-Bildern im Internet führt oft zu einer zu dunklen und matten Wiedergabe. Da die Umwandlung von einem großen Farbraum wie Adobe RGB in den kompakten sRGB-Farbraum zu einem Verlust an Farbintensität führt, sollte das Original archiviert werden.
Doch nicht nur für Consumer-Bildschirme hat sich sRGB als Standard etabliert, auch Anbieter von Fotoabzügen, Postern und Fotobüchern legen ihren Produktionen gerne diesen Farbraum zugrunde. Anders als herkömmlichen Druckereien liefert man diesen Dienstleistern meist auch keine CMYK-, sondern RGB-Daten. Im Idealfall macht man sich beim Anbieter schlau, welches Farbprofil er empfiehlt – auf seiner Website sollten sich die entsprechenden Angaben finden.
Farbprofil Adobe RGB
Generell deckt sRGB einen deutlich größeren Farbumfang ab als Druckfarbräume. Allerdings kann der Vierfarbendruck auch Farben erzielen, die den Umfang von sRGB sprengen. Das stellt ein Problem für jeden dar, der an Bildschirmen Farbbearbeitung für die Druckvorstufe vornimmt. Um diese Farbbereiche abzudecken, ist ein größerer Farbraum notwendig. Als Standard hat sich dafür Adobe RGB etabliert. Er deckt zwar auch nicht alle möglichen Farben ab (manche Volltonfarben lassen sich auch mit Adobe RGB nicht adäquat wiedergeben), ist jedoch deutlich weiter gesteckt als sRGB und umfasst praktisch alle im Vierfarbendruck möglichen Töne.
Das Gros der Monitore ist allerdings nicht in der Lage, Adobe RGB zu reproduzieren. Das heißt natürlich, dass bei der Bearbeitung von Adobe-RGB-Bildern an einem sRGB-Monitor einige leuchtende Töne quasi im toten Winkel liegen. Für Fotografen und Designer, die sich nicht den Luxus eines teuren Wide-Gamut- Monitors leisten wollen, gilt es deshalb zu überlegen, ob die Bearbeitung von Bildern in Adobe RGB sinnvoll ist. Zwar heißt eine Beschränkung auf sRGB, dass in manchen Farbbereichen auf maximal erzielbare Leuchtkraft verzichtet werden muss, dafür befindet man sich aber auch in keinem Bereich im Blindflug.
Üblicherweise wird zwar für die professionelle Bildverarbeitung Adobe RGB empfohlen, wirklich sinnvoll ist das aber erst, wenn der Monitor diesen Farbraum auch wiedergeben kann.
Kamera-Farbraum
Üblicherweise erlauben Digitalkameras in den Menüs eine Auswahl von Adobe RGB oder sRGB. Man darf sich davon allerdings nicht erwarten, dass deshalb zwei unterschiedliche Modelle für dasselbe Motiv identische Farben abbilden. Jede Kamera hat ihre Charakteristik. Das Farbprofil definiert lediglich, nach welchem Standard JPEGs in der Kamera entwickelt werden, ändert aber nichts am spezifischen Farbcharakter des Geräts.
Eine Möglichkeit, die Kameracharakteristik zu korrigieren, bietet der Farbmess- und -managementspezialist X-Rite an. Bilder, die mit einem Test-Chart mit Farb- und Graufeldern, dem ColorChecker, aufgenommen wurden, lassen sich mit einer Software des Herstellers analysieren, die dann ein Korrekturprofil schreiben kann. Leider unterstützt der Hersteller nur die direkte Zusammenarbeit mit Adobe-Produkten, und der Workflow gestaltet sich etwas umständlich. Das Gros der Fotografen wird mit Standardprofilen effizienter arbeiten können.
Wenn man einen großen Farbraum für CMYK- und RGB-Medien abdecken will, wird üblicherweise Adobe RGB empfohlen. sRGB ist von Vorteil, wenn man Bilder ohne Umweg der Konvertierung direkt in Diashows und Bildschirmpräsentationen einbauen oder online veröffentlichen möchte. Auch Anbieter von Fotobüchern und -abzügen gehen wie gesagt oft von sRGB aus. Man muss sich bei sRGB allerdings bewusst sein, dass der Farbraum eine Einbahnstraße ist: Wer in sRGB fotografiert, hat später keine Möglichkeit, durch Konvertierung doch noch zu den leuchtenderen Farben außerhalb zu gelangen.
Nicht relevant ist die Farbraum-Einstellung der Kamera, wenn man in RAW fotografiert. Bei RAW geschieht die Entwicklung am Computer, und erst dort wird ein Farbraum einberechnet. Somit bietet RAW in der Regel auch die einzige Möglichkeit, einen noch größeren Farbraum als Adobe RGB – zum Beispiel ProPhoto – zu nutzen.
Das ABC der Farbe
Dieser Artikel stammt aus dem Buch:
Das ABC der Farbe
Theorie und Praxis für Grafiker und Fotografen
von Markus Wäger
394 Seiten, 2017, gebunden, in Farbe
Rheinwerk Design, ISBN 978-3-8362-4501-2
- Wäger, Markus (Autor)
* Amazon Links sind Werbelinks, letzte Aktualisierung am 2024-11-06
Toller Beitrag der trotz aller Kürze auch für die Praxis sehr wichtige Aspekte betrachtet, die sonst bei den meisten Artikeln oder Büchern übergangen werden.
Siegfried Masur
Das Farbmanagment ist ein großes und schwieriges Thema. Danke für den Artikel, der ein wenig Licht reinbringt.
Das Buch werde ich mir mal ansehen.
LG Uwe
Danke für diesen gut verständlichen Beitrag zu einem, wie ich finde, komplexen Thema. Die wichtigsten Aspekte werden hier auf den Punkt gebracht. Das Buch werde ich mir mal genauer angucken, da ich zur Zeit nach einem Nachschlagewerk zum Thema Farbmanagement suche.
Schönen Gruß, Thomas
Hey Markus,
vielen Dank für den schönen Artikel.
Das Thema Farbe beschäftigt mich in unregelmäßigen Abständen immer wieder. Erst kürzlich musste ich meinen Monitor kalibrieren um realistische Farben zu erhalten. Dann musste ich jedoch feststellen, dass mein Drucker ebenfalls die Farben falsch wiedergibt. Die sind einfach zu dunkel (anderes Thema).
Interessant fand ich die Passage über sRGB, Adobe RGB und die Kameraeinstellung. Hier habe ich mich auch immer wieder gefragt was wohl besser sei. Es war mir aber bisher nicht wirklich bewusst, dass es total egal ist, solange man in RAW fotografiert 🙂
Danke dafür!
Gruß
Sergej
Hey Markus,
super Artikel. Schön auf den Punkt gebracht und gut erklärt.
Als ich mir vor Jahren meinen ersten ColorChart zum filmen kaufen wollte bin ich fast rückwärts von Stuhl gefallen als ich die Preise gesehen habe. Mittlerweile möchte ich ihn nicht mehr vermissen. Vor allem bei Videodrehs ist so ein ColorChecker für mich jetzt absolut Pflicht. Beim Fotografieren bleibe ich wenn es geht bei RAW, da hat man einfach den meisten Spielraum. Die Datenmengen muss man eben in Kauf nehmen 😉