Hochzeitsfoto im Gegenlicht

Hochzeitsfotografie: Aufhellung im Gegenlicht

Das ist ein Beitrag aus der Reihe „Fragen an FOTOGRAFR“.

Sven fragt mich:

Hallo Hr. Omori,

ich lese Ihren Blog sehr gern, habe mal eine Frage zum Thema Aufhellung Gegenlichtaufnahmen speziell im Bereich Hochzeitsfotografie, da ich mich momentan sehr damit beschäftige.

Dieser Bildlook, der gerade in der Hochzeitsfotografie beliebt ist, gefällt mir sehr. Helle, weiche Gesichter, teilweise überzeichnete Spitzlichter et., trotzdem sehr duftig und freundlich.

Es scheint fast ein Plagiat der Modefotografie zu sein. Wie bekommt man das hin, gerade wenn einem die Zeit im Nacken sitzt, wie bei Hochzeiten, Feiern, Reportagen etc.

Ich habe Ihnen im Anhang mal drei Beispiele angefügt.

Meine Frage nun hierzu: Wie wird bei professionellen Shooting dieser Art dieses Gegenlicht aufgehellt. Auf diesen Bilder erkennen ich keine Reflektionen im Auge o.ä.
Ich gehe mal stark von einem Reflektor aus. Blitzlicht ist natürlich auch einen Option. Das hieße dann der Assistent o.ä. ist ständig am tüfteln.

Der Rest (bildlook) ist m.W. viel Photoshop.

Wäre schön, wenn Sie mir dazu Ihre Erfahrungen mitteilen könnten.

Danke!

Gruß Sven

Danke, Sven, für Deine Frage, ich wechsle jetzt einfach mal zum „Du“ 😉

Deine mitgeschickten Fotos darf ich hier natürlich nicht veröffentlichen, da sie von einem dritten Fotografen gemacht sind. Aber ich habe hier einmal ein eigenes eingebunden, das genau im selben Stil fotografiert ist.

Mit Deinen Vermutungen bist Du schon auf dem richtigen Weg: Aufheller oder dezenter Blitz werden in solchen Fällen gerne verwendet. Gerade bei Event- oder Hochzeitsfotos ist das aber nicht immer praktikabel.

Wenn man ein Auge für das natürliche Licht hat, kommt man aber auch ganz gut ohne zusätzliche Hilftsmittel aus: Man nutzt beispielsweise eine helle Hauswand zur Reflektion oder gar das weiße Hemd des Trauzeugen, der unauffällig in die richtige Position dirigiert wird. Oder man verzichtet ganz auf eine Aufhellung, nimmt dann aber in Kauf, dass der Hintergrund ausfrisst. In diesem Fall ist entweder eine Spotmessung angesagt oder eine manuelle Belichtungskorrektur.

Mein Beispielfoto ist genauso entstanden: Ich hatte weder Aufheller noch Blitz im Einsatz und habe das Model einfach gegen die Sonne fotografiert. Eine großartige Bildbearbeitung war gar nicht nötig.

Was macht Ihr auf Hochzeiten? Verwendet Ihr einen Aufheller oder verzichtet Ihr lieber darauf, um die Feier nicht zu stören?

22 Kommentare zu „Hochzeitsfotografie: Aufhellung im Gegenlicht“

  1. Solche Fotos habe ich bisher nur beim Brautpaarshooting gemacht und bis auf einen Fall als Strobist immer mit Reflektor. Ist natürlich umständlicher als ohne alles, aber in diesen Fällen heiligt der Zweck die Mittel, zumal ich nie alleine bin, und bringt mir die Ergebnisse, die ich haben will.

  2. Die Antwort liegt wahrscheinlich wie immer nicht im „Richtig“ oder „Falsch“. Sondern ob das eingesetze Equipment einen behindert. Entweder, weil das Verwenden (Einstellen/Aufbauen/Abbauen) unnötig Zeit frisst (und damit Stress bzw. weniger Bilder verursacht) oder weil auf einer Hochzeit ein Fotograf so dick bepackt is und hantieren muss, dass er schon (unangenehm?) auffällt. Gerade bei diesen Temperaturen!

    Du hast meines Erachtens die richtige Antwort schon gegeben: Es zahlt sich sicherlich unterm Strich aus, mehr über Licht & Location zu wissen und diese für sich und sein Bild zu nutzen, anstatt auf eine Technik (Reflektor/Blitz) zu setzen.

    Ich arbeite meist auf der ganzen Hochzeit ohne Hilfsmittel, bei den offiziellen Porträts verwende ich sehr gerne einen Blitz.

    Wenn man mit BlitzLicht ohne Assistent arbeiten will, sind meines Erachtens Dauerlicht und/oder feste Licht-SetUps (die sich auf jeder Hochzeit dann wiederholen lassen) das Einfachste.

  3. Der California Sunbounce (Zebra) kommt beim Brautpaarshooting zum Einsatz, wenn ein Assistent dabei ist. Ansonsten schaue ich einfach, wo gutes, natürliches Licht ist und arbeite mit lichtstarken Festbrennweiten. Auf den Einsatz eines Blitzes verzichte ich komplett.

  4. Warum sollte ich keinen Reflektor oder Blitz als Aufheller verwenden. Gelegentlich werden Bilder bei praller Mittagssonne gefordert, hier im Schatten ohne einen Aufheller der großen, bekannten Firma der Reflektoren zu arbeiten ist doch unsinnig, wenn man es könnte.

  5. Ich mache es meistens so, dass ich während der Reportage die Blende aufreisse, und einfach so belichte dass die Personen schön hell sind. Im besten Fall die oben von Dir erwähnte weisse Wand… Dass der Hintergrund teilweise ausfrisst ist mir ganz ehrlich gesagt total egal, denn das Ergebnis ist es wert. Zudem landen zu 90% die Fotos heutzutage in Webalben, iPhones oder iPads. Die restlichen 10% die gedruckt werden, da denke ich sind die schönen Hauttöne und hellen Menschen wichtiger, als dass im Hintergrund das weisse Haus oder der Himmel noch Zeichnung hat…
    Beim Brautpaarshooting mache ich es ähnlich, hier jedoch verwende ich oft Sunbounce. Wenn ich Zeit und Assistent habe, dann auch gerne mit Blitzlicht, allerdings gibt es dann selten den megahellen Hintergrund, sondern dann spiele ich damit dass ich es leicht surreal wirken lasse, und der Himmel wird tiefblau…

    Leider nur ein paar alte Weddingbilder von mir, wo man ganz gut sieht was ich meine: http://sinans-hochzeitsfotos.blogspot.de/ (<< wirklich LAAAAANGE nicht mehr gepflegt! 🙂

  6. Florence Vollmer

    Blende 2,8 / Zeit kommt immer darauf an wo man fotografiert und wie viel Licht wirklich vorhanden ist! Man testet es on Location kurz aus, und dann weiß man auch schon welche Zeit man am besten einstellt. Ich arbeite gerne mit höherer ISO, aber das ist Geschmackssache. Dann Spotmessung, und wenn es geht immer auf etwas dunklem messen. Anzug ist natürlich am besten, aber nicht perfekt. Ich denke es gibt viele Möglichkeiten sein Ziel zu erreichen. Und wer Zeit hat und es mag mit Hilfsmitteln zu arbeiten, ist auch ok. Ich würde mir mal einen schönen Tag aussuchen, ein paar Freunde bitten sich in Schale zu schmeißen (Brautkleid und Anzug) und in verschiedenen Situationen einfach mal ausprobieren wie es mit der Spotmessung ist, wie es ist die Blende zu öffnen und wie weit man in verschiedenen Zeiten an sein Ziel kommt. Auch die Orte, oder Uhrzeit würde ich wechseln, da es ja bekanntlich unterschiedliches Licht gibt. Und ich denke wenn man ein wenig schwanger gegangen ist, sollte es dann auch mit dem Ergebnis klappen! Viel Erfolg! P.s. Im Notfall hilft Photo Shop etwas nach 🙂 Alles Liebe, Flo

  7. Das beste Licht ist meiner Meinung nach immer das vorhandene Licht. Erst danach kommen ggf. Hilfsmittel dazu. Zudem kommt es wirklich sehr stark auf die Tageszeit an. Bei der Reportage arbeite ich meist ohne Hilfsmittel, manchmal stellen sich die Brautpaare für die Gratulationen aber so blöd hin, dass mann ohne Blitz fast nicht aus kommt. Ein Sunbouncer würde ich nie währen der Reportage verwenden, nur beim Shooting.
    Hier in der Schweiz gibt es oft auch kleinere Hochzeiten in schönen alten (und sehr, sehr dunklen) Kapellen. Da habe ich auch schon ein Blitz zum indirekt Blitzen auf ein Stativ aufgestellt, und bei Bedarf zugeschaltet. Bei zu hohen ISO verliert mann an einfach die Bildqualität (damit meine ich nicht das Rauschen), besonders die natürlichen Farben (ausser mann macht dann sowieso ein schwarzweiss Foto daraus).
    Am Schönsten ist es natürlich mit hoher Blende arbeiten zu können, aber genau dafür braucht es genug Licht, damit schnell (Servo-Modus) Fokussiert werden kann.

  8. Ich arbeite auch sehr gerne mit einem Sunbouncer. Leider schaffen es die wenigsten Brautpaare dabei die Augen auf zu lassen, egal ob leicht bewölkt oder Sonne pur. Inzwischen bin ich zum entfesselten Blitzen übergegangen. Wie löst ihr das mit dem Reflektor?

  9. Nach Möglichkeit benutze ich auch keinen Reflektor. Aber wenn, dann lass ich das Brautpaar die Augen schliessen und wenn ich bis 3 gezählt habe, sollen sie die Augen öffnen. Damit umgehe ich die tränenden oder blinzelnden Augen. Denn so ein Reflektor kann schon enorm blenden.

  10. Danke Michael, und allen anderen, für Eure Erfahrungsberichte. Ich habe dies auch gleich mal ausprobiert. Modell im Gegenlicht, einmal mit vorhandenem Licht und Spotmessung, und dann leichte Aufhellung mit seitlichem Blitz. Sunbounce war mir zu sperrig im Aufbau. Ich werden mir wahrscheinlich bald einen großen Faltreflektor aneignen, den finde ich praktikabler, zumal der Diffusor auch schon dabei ist. Der Sunwaver verstaubt mitlerweile, da er vom Aufbau echt nervig ist, und die Querstrebe nur mit Gewalt zu fixieren ist.

    Die Variante mit entfesselter Softbox als Aufhellung finde ich super gut, und werde diese Variante beibehalten.

    Grüße Sven

  11. Ich arbeite bei Hochzeiten i.d.R. ohne Hilfmittel, habe aber immer einen Faltreflektor (keinen sperrigen Sunbounce) dabei. Da kann man schnell einen Gast abstellen der einem hilft, wenn man keinen Assi dabei hat. 😉

    Jedoch wird der Reflektor nur bei den Paarbildern genommen. Bei der Reportage wird nur mit AL gearbeitet, ausser in dunklen Standesämtern oder bei der Feier, da blitze ich indirekt über die Decke oder Wand.

    Vor 2 Wochen erst hatte ich eine wunderschöne Hochzeit mit tollem Gegenlicht, was ich gleich genutzt habe. Bilder sind alle ohne jegliche Hilfmittel entstanden (ausser das Bild beim Brautstraußwurf).

    http://www.timoraab.de/2013/08/hochzeit-katrin-matthias-romantisch-im-schoenen-heimischen-garten-alzenau/

  12. Hans-Jürgen Sommer

    Hallo,
    ich mache es mit Blitz…
    Oft hat man keinen Assi für einen Reflektor…
    Gegen die Sonne drehen ist auch nicht unbedingt praktikabel…Das geht nur wenn die Sonne nicht zu hoch steht…
    Gruß Hans-Jürgen

  13. In Kirche und Standesamt kommt, sofern unbedingt nötig ein Blitz zum Einsatz. Bei den Brautpaarfotos nehme ich wenn nötig , oder wenn es zum Bildstil paßt entfesselte Systemblitze mit einfachen Refelxschirmen zum aufhellen. Arbeite aber auch sehr gern mit AL. Kommt ganz auf die Hochzeit, Location etc. an. Reine Aufheller verwende ich gar nicht mehr, da ich die Erfahrung gemacht habe, dass sie die Brautpaare zu oft blenden. Zudem sind sie sperrig im Handling.
    VG
    Thorsten

  14. Speziel bei Hochzeiten vermeide ich es zu blitzen – außer bei dem separaten „Brautshooting“ – und verwende meist keinen Sunbouncer o.ä. Allerdings nutze ich den Dynamikumfang meiner Kamera (MF) und helle die dunklen Bereiche manchmal am Rechner noch auf (quasi ein „HDR“ am Mac). Im Einzelfall kann man einen Lichtspot auch später noch ins Auge setzen 😉 was ich aber i.d.R. nicht mache.
    Geht natürlich auch m.E. recht gut mit KB-Cams, wenn man RAW nutzt.
    Gruß
    Holger

  15. Ich habe bei Brautpaarshootings ganz gute Erfahrungen mit der Aufhellung mittels entfesseltem (System-) Blitz gemacht (was auch ohne Assistenz praktikabel war).

    Blitz mit leicht orangener Lee-Folie („Sun“ oder so) in die linke Hand, Kamera mit 50mm-Objektiv in die rechte Hand, nah an die Person gehen und runtergeregelt von leicht oben links blitzen. Mit etwas Übung bekommt man die Balance zwischen natürlichem (Gegen-) Licht und Blitzlicht so ganz gut hin.

    Möchte man nicht blitzen, reicht häufig auch das Aufsuchen einer Position, in der der Hintergrund nicht allzu hell ist – z. B. helles Baum-Grün wie auf dem Beispielfoto zu sehen. So läuft man nicht Gefahr, dass der Hintergrund allzu stark überstrahlt und ausbrennt.

    VG Christian

  16. Ich finde, wenn man Zeit hat, kann man den Aufheller benutzen, muss man aber nicht. Vorallem, wenn man den falsch benutzt, werden die Leute einfach von dem Reflektor geblendet. Die bessere Lösung bei den Hochzeiten – den richtigen Ort zu wählen und das natürliche Licht nutzen.

  17. Interessanter Wandel geht die Fotografie durch. Denn früher haben alle geblitzt. Jetzt arbeiten alle mit available light, was natürlich die Fotografie natürlicher macht. Ich benutze kaum einen Blitz auf der Hochzeit.

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