Pressefotograf – ein Traumberuf?

Wunsch und Wirklichkeit

Von Ludger Banneke-Wilking

Der Traum vieler junger Fotografen ist es, als Bildjournalist oder Bildreporter zu arbeiten. Das Hobby zum Beruf zu machen, viele Reisen und immer neue, interessante Menschen kennen zu lernen hat seinen Reiz. Glanz und Glamour locken und vermeintliche Privilegien des Fotoreporters. Hinzu kommen völlig unrealistische Vorstellungen hinsichtlich der Verdienstmöglichkeiten im Bereich der journalistischen Fotografie. Nach ersten Versuchen in diesem Bereich zu arbeiten folgt meist nur die nüchterne Erkenntnis; daß der Beruf des Pressefotografen nicht nur Schokoladenseiten hat, und der Weg dorthin sehr mühsam und mit Enttäuschungen gepflastert ist.

Neben der Liebe zu Fotografie ist Neugier unabdingbar um überhaupt Erfolg zu haben. Die Fragen des “Wer, was, wie, wann und warum” müssen den Pressefotografen beherrschen, der stets neues Bildmaterial an Zeitungen, Magazine oder Presseagenturen. Wer Nachtarbeit oder die Sonntagsschicht scheut ist in der Medienlandschaft wohl kaum willkommen, spielt sich doch vieles im Leben erst dann ab, wenn Otto-Normalbürger längst schläft, mit seiner Familie an der Kaffeetafel sitzt oder sich ein Fußballspiel im Fernsehen anschaut. Auch Unglücksfälle stehen auf keinem Terminplan und so ist Einsatzbereitschaft eine weitere Forderung an den Pressefotografen.

Trotz formaler Anforderungen an das Bild bietet aber auch die Pressefotografie genug Freiraum zur Kreativität. Die Stimmung dessen, was geschieht oder geschehen ist sollte dem Foto entnommen werden können. Namhafte Zeitungen verzichten gern auf  Bilder, bei denen der Blitz zum Einsatz kam. Die Stimmung könne so nicht authentisch vermittelt werden heißt es in den Redaktionen, die lieber ein gröberes Korn oder leichtes Bildrauschen in Kauf nehmen als Bilder zu veröffentlichen, die keine Emotionen auslösen.

Einstieg als Pressefotograf

Neben einer Fotografenlehre, dem Studium oder dem Volontariat bieten sich gute Einstiegsmöglichkeiten meist bei einer Lokalzeitung, die oft freie Mitarbeiter beschäftigen, um Terminüberschneidungen in der Bildredaktion zu vermeiden. Der Weg führt entweder über die Lokal- oder Sportredaktion. Ein kurzes Bewerbungsschreiben mit wenigen Arbeitsproben stellen oft den ersten Kontakt zur Presse her und der Redakteur hat die Möglichkeit, sich von dem “Nachwuchsfotografen” ein Bild zu machen. Vielleicht wird schon dann der erste Probeauftrag vergeben und der Fotograf darf auf der Kaninchenzüchterausstellung oder einer Darbietung des örtlichen Männergesangsvereines sein erstes Auftragsfoto machen.


Ausstellungseröffnung Peter Schiffner, Foto: Ludger Banneke-Wilking

Nun, sicherlich keine ganz reizvolle Aufgabe und künstlerische Freiheiten sind hier nicht gefragt. Das Bild ist als Dokument anzusehen, bei dem Manipulationen nichts zu suchen haben. Personen “wegzuzaubern” ist Betrug; Betrug am Leser und jeder Redakteur wird ihnen für alle Zeiten den Zutritt zur Redaktion verwehren. Zu Recht.  Aber wer schon größere Menschenansammlungen fotografiert hat, in dunklen Räumen, in rauchgeschwängerter Luft und ungünstigen Lichtverhältnissen weiß, welche Alltagsaufgaben warten.

Ausrüstung

Zu einer Ausrüstung sollte der Bewerber schon seine eigene Digitalkamera besitzen und auch Weit- sowie Teleobjektiv mitbringen. Ein leistungsstarkes Blitzgerät gehört ebenso zur Ausstattung wie der Schreibblock und der Kugelschreiber. Woher sonst, als von ihnen soll der Redakteur wissen, wer und was auf dem Foto zu sehen ist? Eine Bildunterschrift sollte ein Pressefotograf auch ohne Hilfe eines Redakteurs hinbekommen. Unverzeihlich ist es, wenn Namen der abgelichteten Personen nicht genannt werden oder falsch geschrieben sind. Ein Diktiergerät kann die Arbeit erleichtern und das ständig eingeschaltete Handy gehören weiterhin zur Grundausstattung.


Einsamer Trainer, Foto: Ludger Banneke-Wilking

Beschäftigung als fester freier Mitarbeiter

Ist der berufliche Weg erfolgreich eingeschlagen und erste Erfolge haben sich eingestellt steht vielleicht einer Mitarbeit als “fester freier Mitarbeiter” nichts mehr im Wege. Dann erteilen die Redaktionen auch gerne einmal umfangreichere Aufträge wie beispielsweise die Bebilderung einer Reportage. Der Paradedisziplin nicht nur der schreibenden, sondern auch der fotografierenden Zunft der Journalisten.

Agenturfotografie

Ein weiteres Tätigkeitsfeld kann die Agenturfotografie sein. Verschiedene Presseagenturen haben eigene Bildredaktionen, die nahezu stündlich neues Bildmaterial an die Medien liefern. Hier ist neben sorgfältiger Arbeit vor allem die Schnelligkeit ausschlaggebend, in der das Bildmaterial übermittelt werden kann. Berufsanfänger haben es aber bei Agenturen, bei denen sie als Fotograf noch nicht bekannt sind, eher schwer ihre Bilder absetzen zu können, abgesehen von einem Zufallstreffer, der einem Lottogewinn gleicht.


Zeitumstellung, Foto: Ludger Banneke-Wilking

Presseausweis

Der beliebte Presseausweis, der bei weitem nicht die Vergünstigungen verschafft, die er verspricht, ist bei jungen Fotografen vielfach das Ziel der Begierde. Sinn des Ausweises ist es lediglich, dem hauptberuflich tätigen Pressefotografen die Arbeit zu erleichtern und ihn gegenüber Behörden und Institutionen als Journalist zu legitimieren. Vereine, die gegen geringen Beitrag einen solchen “Presseausweis” versprechen sollten sie ignorieren. Einen solchen Ausweis kann sich jeder auf dem heimischen PC erstellen, ausdrucken, sein Foto einkleben und fertig ist der Reporter. Das sollten sie lieber vergessen ohne Gefahr zu laufen, sich lächerlich zu machen.

Amtlich anerkannte Presseausweise stellen neben dem Bundesverband der Zeitungsverleger, die Deutsche Journalistenuniuon (verdi) sowie der Deutsche Journalistenverband (djv) den Fotografen aus, die ihren Lebensunterhalt überwiegend durch journalistische Arbeit bestreiten. Die Tätigkeit muß nachgewiesen werden und die Kontrollen erfolgen genau. Zudem ist der Ausweis jeweils nur ein Jahr gültig, so dass er stets erneuert werden muß. Ferner ist der Ausweis ist mit einer Anzahl von Sicherheitsmerkmalen versehen, um vor Fälschungen zu schützen.

Der Autor

Ludger Banneke-Wilking (Jahrgang 1950) lebt und arbeitet seit seiner Pensionierung auf der Nordseeinsel Borkum. Neben seiner Aufgabe als Korrespondent beliefert er zahlreiche Zeitungen und Agenturen mit Meldungen und Artikeln in Wort und Bild. Ein zusätzliches Betätigungsfeld bietet ihm die Stockfotografie, einer Sparte, in der er über mehrere deutsche und ausländische Agenturen seine Bilder vermarktet.

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12 Kommentare zu „Pressefotograf – ein Traumberuf?“

  1. Pingback: Browserfruits : Foto News, Links und Meinungen 2008/11/15 » Beitrag » Digitale Fotografie Lernen - KWERFELDEIN - Martin Gommel

  2. @Gustav. Sicherlich ein interessanter Beruf, in dem der Fotograf mit Menschen aller Schichten und jeder Altersgruppe zusammen trifft. Hinzu kommt, das einem Pressefotografen oft Türen geöffnet werden, die ansonsten verschlossen sind.

  3. Sicherlich ein Traum von uns allen das Hobby zu Beruf machen, jedoch ist das nicht so einfach wie man sich das vorgestellt hat. Wenn man davon überzeugt ist sollte man es angehen, denn es gibt nichts Schöneres als sich im Beruf wohl zu fühlen!

  4. ich persönlich habe großen respekt vor den pressejungs und mädels.

    hatte im november 2008 mal die möglichkeit, die arbeit bei der premiere von holiday on ice in hamburg zu probieren und ich konnte festellen, dass ich glücklich sein kann, dass es bei meiner fotografie nicht um zeit geht.

    schnell die wichtigsten dinge zu erfassen und dann noch technisch und bildwirkungstechnisch sauber abzubilden… respekt!

    …aber die bilder sind dann auch oft kalt und technisch…

    könnt ja mal in meinen blog schauen wenn ihr mal bilder eines nichtpros sehen wollt!

    cu ollie

  5. Hab alles durch gelesen und fand den Artikel äußerst interessant. Eine Frage bleibt mir jedoch, die ich gerne stellen möchte: kann man einen Einstieg machen, auch ohne ein Fotografiestudium oder eine Ausbildung als Fotograf beendet zu haben?
    Ich beziehe mich jetzt auf den Menschen die nur Selbststudium unternehmen und trotzdem einiges drauf haben.

  6. @Doro. Ein Studium ist nicht Voraussetzung, ideal wäre wohl Journalistik, Publizistik. Aber es geht halt auch ohne, und auch ohne Ausbildung in herkömmlichem Sinne. Dann kommt es allerdings darauf an, die Redaktion von seiner Arbeit zu überzeugen.

    Bei kleineren Lokalzeitungen besteht eher die Möglichkeit, einmal als freier Mitarbeiter anzufangen. Es muß ja nicht unbedingt ein großer Verlag sein. Hier gibt es viele Mitstreiter und ohne „Verbindungen“ oder Empfehlungen ist es zwecklos sich dort anzudienen.
    LG
    Ludger

  7. was vielleicht noch zu erwähnen wäre ist das ein bisschen Geduld kein Nachteil ist.
    Die sollte man auf alle Fälle mitbringen wenn man (manchmal mehrere Stunden) z.B. auf das Ende einer Konferenz wartet um ein Foto zu bekommen.
    Auch Künstler sagen trotz Zusicherung gerne mal den Termin vor Ort ab und man steht ohne Foto da.
    Redaktionen zahlen für das Foto, nicht immer aber für die Wartezeiten die man dafür hat.

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