Equipment für On-Location-Fotografie: Die Fototasche

Im ersten Teil seines Artikels ist Christian Ahrens auf grundsätzliche Überlegungen zu seiner Ausrüstung für On-Location-Shootings eingegangen. Im vorliegenden zweiten Teil beschreibt er den Inhalt seiner Kameratasche.

Kameratasche für den großen Einsatz

Die Kameratasche ist das Herzstück einer jeden Ausrüstung, ohne Kamera gibt es keine Bilder, ohne Objektive auch nicht. Mit Kameras und Objektiven fängt alles an, auch wenn es damit noch lange nicht aufhört. Doch wenn man die Stückliste der darin verstauten Utensilien betrachtet, zeigt sich schnell, dass jede Menge Zubehör wichtig und nötig ist, um im Alltag zu bestehen.

Die Kamera: Welches System?

Corporate Photography ist Kleinbild-Fotografie. Und heute ganz eindeutig Digitalfotografie. Doch von welchem Hersteller Kamera und Objektive sind, spielt eine eher untergeordnete Rolle. Profis fotografieren fast ausschließlich mit Geräten der Marken Canon und Nikon, was jedoch nicht heißt, dass die Mitbewerber Pentax, Olympus oder Sony schlechte Kameras bauen würden. Ein gewichtiges Argument zugunsten der Erstgenannten ist jedoch der besonders umfangreiche Systemausbau, d.h. diese Hersteller bieten die mit Abstand größte Auswahl an verschiedenen Kamerabodies, an Objektiven und an unterschiedlichstem Zubehör. Und nur Canon und Nikon bietet derzeit High-End-Qualität im Bereich Autofokus.

Jahr für Jahr streiten sich die Technikfetischisten aus beiden Lagern, welcher Hersteller gerade die meisten Vorteile für sich verbuchen kann, aber dieser Streit ist müßig. Mit den Produkten der beiden führenden Marktteilnehmer lassen sich in jedem Fall hervorragende Fotos unter allen erdenklichen Umständen produzieren. Und wenn ein Projekt wirklich einmal misslingen sollte, dann lag das gewiss nicht an der Kameramarke.

Kameratasche

Die Kameratasche ist vom Hersteller Lowepro (eine ältere Commercial AW), eine sehr große Kameratasche, die umfangreiches Equipment aufnimmt und viel Stauraum für Zubehör bietet. Darüber hinaus ist sie so groß, dass sie auch ein 15“ Apple Macbook Pro aufnehmen kann (indem man es einfach oben drauf legt), was ich häufig tue.
Wenn ich zu einem Job antrete, ist meine Kameratasche gewöhnlich wie folgt bestückt:

  • 1 schnelle Reportagekamera Canon 1D Mark III
  • 1 hochauflösende KB Canon 1 Ds Mark II
  • Objektive 17-40, 24-70, 70-200mm, ein Shift-Objektiv Canon TS-E 24mm (für Architektur), ein 100mm Festbrennweite (für Portraits). Ggf. ergänzt um weitere Festbrennweiten, falls nötig.
  • 1 Macbook Pro mit Netzteil und Kabel zum Anschluss der Kameras
  • 1 Reinigungsset für den Digitalsensor (Blasebalg, 1 Set Dust-Aid in Staubschutztüte)
  • 1 Rolle Gaffer-Tape
  • 1 Graufilter 77mm
  • 1 Polfilter 77mm
  • 1 Nahlinse 77mm
  • 1 Set Filterfolien für Systemblitze
  • 1 LED Taschenlampe
  • 1 Stift
  • 1 Notizbuch
  • 1 Täschchen „Survival Kit“ (mit diversen Batterien, als Ersatz für die Batterien in Funkauslösern und anderen elektrisch betriebenen Geräten sowie Lesegeräten, USB-Stick, iPod-Datenconnector)
  • 1 Mikrofaser-Tuch
  • 1 Paar Leinenhandschuhe
  • 1 Stapel Visitenkarten
  • 1 Puderdose (für Portraits „glänzender“ Zeitgenossen)
  • 1 Fläschchen Heuschnupfenmittel (im Frühling/Sommer)
  • 1 Deo Stick
  • 1 Kamera-Drahtauslöser
  • 1 USB- und 1 Firewire-Kabel zur Anbindung von Kameras an Laptops
  • 1 Set mit zwei Funkgeräten
  • 1 bis 3 Canon-Systemblitze, ggf. ergänzt um ein IR-Fernsteuergerät, um einen Batterie-Booster und um 2×4 Eneloop-Ersatzakkus
  • 1 hochwertiges Multitool
  • 1 iPod für die musikalische Begleitung der An- und Abfahrt

Mit der großen Tasche transportiere ich alles Wichtige rund um das Thema Bilderzeugung und -Aufzeichnung. Den Laptop habe ich fast immer dabei, um on location direkt auf den Rechner fotografieren zu können (bestmögliche Kontrolle und auch schon mögliche Freigabe der Bilder durch den Kunden vor Ort). Wichtig, dass immer die entsprechenden USB- und Firewire-Kabel mit dabei sind, sie sind daher fester Bestandteil der Tasche und werden niemals entfernt. In der Deckeltasche liegt zudem der „Tagesbefehl“ – Informationen über den Kunden, Adresse, Anreisebeschreibung oder ähnliches.

Hinweis zum Foto: Dem aufmerksamen Leser wird es nicht entgangen sein – im Bild fehlen die Kameras – mit der einen zeichne ich dieses Foto auf, die andere ist gerade zur Reparatur.
Ich trage übrigens nie lose Speicherkarten mit mir herum, sondern lade meine beiden Canon mit je zwei Speicherkarten mit ausreichender Kapazität. Derzeit sind das 2x 4 GB, 1x 8 GB und 1x 16 GB. Bis jetzt habe ich es noch nie geschafft, diese Kapazität auch wirklich zu verbrauchen. Dadurch, dass die Karten immer in den Kameras verbleiben, verhindere ich unbeabsichtigten Verlust – dass ich die Kameras nicht vor Ort vergessen werde, erscheint mir jedenfalls sicher.

Im Alltag achte ich penibel darauf, dass die Kameratasche in immer gleicher Form gepackt ist und dass ich mich auch bei einem schnellen Aufbruch darauf verlassen kann, dass alle benötigten und bewährten Utensilien auch wirklich darin liegen. Diese Konsequenz in puncto Ordnung hat sich bewährt und ist einfach überlebenswichtig; nicht immer denkt man an all das, was man benötigt, daher ist das blinde Verlassen auf Vollständigkeit eine wichtige Voraussetzung für die Produktionssicherheit.

Viele der kleinen Utensilien sind von herausragender Bedeutung. Das Victorinox Multitool zum Beispiel brauche ich unglaublich oft, um etwas zu zerschneiden, um einer improvisierten Bastellösung zum Erfolg zu verhelfen, um eine Schraube zu lösen oder wieder festzuziehen und vieles mehr. Ähnliches Kaliber hat die Rolle Gaffer-Tape. Mit 50 Meter Lauflänge bietet sie enorme Reserven, trotzdem verbrauche ich ein bis zwei Rollen pro Jahr bei diversen Basteleien am Set. Auch die Puderdose kommt häufig zum Einsatz, mindestens einer der zu portraitierenden Mitarbeiter glänzt immer heftig, das kann man mit dem Puder gut in den Griff bekommen. Ich habe eine mittlere Tönung erworben, so dass sowohl helle als auch dunkle Menschentypen damit nicht merkwürdig aussehen. Zudem habe ich die Erfahrung gemacht, dass das Dabeihaben dieses Utensils richtig Eindruck macht, vor allem bei weiblichen Mitarbeitern eines Unternehmens, die nicht selten dankbar auf diese kleine Schönheitshilfe zurückgreifen…

Voll gepackt bringt die große Kameratasche locker 15 kg auf die Waage, was beim Transport über größere Strecken unglaublich schwer ist und mächtig an den Schultern zerrt. Ich überlege daher immer mal wieder, die Tasche durch einen Rollkoffer zu ersetzen, andererseits schätze ich den flexiblen Knautsch-Faktor einer klassischen Fototasche. Wir werden sehen.

Im nächsten Teil seines Artikels geht Christian Ahrens auf den Blitzkoffer und die Werkzeugkiste ein.

4 Kommentare zu „Equipment für On-Location-Fotografie: Die Fototasche“

  1. Der Hauptgrund entweder Canon oder Nikon zu wählen liegt für mich ehrlich gesagt viel mehr darin, dass es einen vernünftigen Profiservice gibt.

  2. Hallo Christopher,

    ebenfalls ein gewichtiges Argument, das stimmt. Schnelle Reparaturen oder einen schnellen Check braucht man immer mal wieder und es ist gut zu wissen, dass die Jungs in Willich und anderswo sich Mühe geben, im Falle des Falles unkompliziert weiterzuhelfen.

    VG
    Christian

  3. Hallo Christian!

    Das ist ein sehr interessanter Artikel und ich habe auch gleich ein paar Fragen dazu.
    – Für welche Aufträge braucht man eine Nahlinse? Ich hatte mir vor ewigkeiten mal zwei drei gekauft und nie benutzt (Mittlerweile nutze ich die dazu passenden Objektive nicht mehr 😉
    – Wobei kommen die Funkgeräte zum Einsatz?
    – Wie zuverlässig ist das IR-Fernsteuergerät? Warum kein Funk?

    Gruß
    Andreas

  4. Hallo Andreas,

    vielen Dank für Dein Feedback.

    – Die Nahlinse benutze ich häufig in Büros, wenn es darum geht symbolische Fotos zu machen, z.B. von Tastaturen, Telefonen, Visitenkartenhaltern u.ä. Damit kommt man schön ran, kann ohne Lichtverlust aus der Hand schießen und hat richtig viel Unschärfe – die Agenturen stehen auf dieses Füllmaterial.
    – das IR-Gerät nutze ich nur für die Systemblitze. Die Blitzanlage wird über Funksysteme gesteuert (nächster Teil des Artikels).
    – Funkgeräte erleichtern auf dem Gelände die Abstimmung, z.B. wenn der Assistent räumlich getrennt von Dir unterwegs ist. Oder irgendjemand muss weit entfernt etwas auslösen und man gibt per Funk das „Go“. Außerdem kann man damit „auf wichtig“ machen, wer ein Funkgerät hat, strahlt enorme Autorität aus, die Leute respektieren das, so kann man sich die Sicherheitsleute vom Hals halten o.ä.

    VG
    Christian

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