Industriefotografie ist eine wunderbare Tätigkeit. Du löst spannende Herausforderungen und bekommst Dinge zu Gesicht, zu denen normale Menschen kaum einen Zugang haben.
Ich sehe es als großes Privileg, dass ich viele Jahre als hauptberuflicher Business- und Industriefotograf arbeiten durfte.
In Erinnerung geblieben sind mir die rasante Fahrt mit der Containerbrücke über ein Container-Terminal, die Verladung einer 200 Tonnen Maschine auf ein Frachtschiff sowie der Einblick in ein Labor zur Erfüllung von Kinderwünschen.
Voraussetzungen für die Industriefotografie
In der Industriefotografie sind die Anforderungen höher, als wenn Du mit Privatkunden arbeitest.
Selbstverständlich sollte sein:
- Du beherrscht deine Ausrüstung blind auch unter widrigen Bedingungen. Sollte etwas schiefgehen, hast du einen Plan B.
- Du kann komplexe Projekte abwickeln und die beauftragten Ergebnisse zuverlässig liefern.
- Du besitzt eine eigene Bildsprache und machst Fotos, die sich von denen deiner Mitbewerber abheben.
Aber keine Sorge:
Du wächst mit deinen Anforderungen. Beginne mit kleineren Aufträgen und steigere dich dann. Mit jedem neuen Kunden wirst du besser und erfahrener.
Industriekunden überzeugen
Kunden suchen eine Lösung für ihre Herausforderung. Und sie möchten kein Risiko eingehen.
Sie wollen einen Fotografen oder eine Fotografin beauftragen, die genau weiß, was sie tut. Der sie vertrauen können.
Die das, was sie haben möchten, bereits dutzendfach erfolgreich abgeliefert hat. Interessenten möchten Souveränität und Selbstvertrauen spüren.
Akquise in der Industriefotografie
Dein Netzwerk
Ein wesentlicher Faktor für die Akquise in der Industriefotografie ist dein Netzwerk. Das heißt: Wen kennst du? Mit wem hast du bereits zusammengearbeitet? Wer empfiehlt dich weiter?
Du brauchst nicht Hunderte von Kunden. Es reicht auch eine kleinere Anzahl, wenn du von ihnen regelmäßig Aufträge bekommst.
Halte regelmäßig Kontakt zu Kunden, Interessenten und Partnern. Dabei hilft dir ein CRM-System oder eine Adressdatenbank.
Werbeagenturen
Werbeagenturen werden von ihren Kunden für eine neue Website, für einen Flyer, für eine Werbekampagne und vieles weitere beauftragt. Dafür ist in der Regel neues Bildmaterial erforderlich.
Wenn du bei diesen Agenturen bekannt bist und sie dir vertrauen, kannst du von ihnen regelmäßig und einfach neue Aufträge erhalten.
Baue Kontakt zu den Mitarbeitern einer Werbeagentur auf und vereinbare einen Mappentermin. Bei diesem Termin ist deine Persönlichkeit mindestens so wichtig wie deine fachliche Leistung. Denn du wirst bei einer Zusammenarbeit im Namen der Agentur zum Kunden fahren.
Jedes positive, aber auch jedes negative Erlebnis wird auf die Agentur zurückfallen. Daher überzeugen sich die Menschen in der Agentur sehr genau, ob du vertrauenswürdig bist.
Suchmaschinenoptimierung und Google Ads
Ein weiterer Akquiseweg ist die Nutzung von Suchmaschinenoptimierung und Google Ads. Über diese Strategie wirst du genau in dem Moment sichtbar, in dem der Businesskunde einen Bedarf hat.
Businessnetzwerke
Das Businessnetzwerk LinkedIn ist ein wunderbarer Weg, deine Arbeit deiner Zielgruppe zu zeigen. Ich habe als Industriefotograf eine ganze Reihe von sehr spannenden, interessanten Aufträgen über Social Media bekommen.
Regelmäßige Akquise
Es gibt noch viele weitere Möglichkeiten, Kunden von sich zu überzeugen.
Du wirst vor allem dann erfolgreich, wenn du die Kundenakquise regelmäßig umsetzt. Dabei darfst du einen Weg wählen, der dir leichtfällt und dich nicht von deiner eigentlichen Arbeit als Fotograf ablenkt.
Angebote erstellen
Wenn du eine Anfrage für Fotoaufnahmen bekommst, hilft dir eine Checkliste, um am Telefon alle wichtigen Details zu erfragen.
Auch wenn die Anfrage per Email kommt, ruf den Interessenten in jeden Fall an. Du erfährst wichtige Details, baust Vertrauen auf und zeigst Engagement und Interesse.
Meine eigene Checkliste habe ich in einem separaten Artikel zusammengefasst:
Preisgestaltung für die Industriefotografie
Von einer optimalen Preisgestaltung hängt ab, ob du dein Business erfolgreich führen kannst und ob du auf dem Markt überhaupt ernst genommen wirst.
Die wichtigsten Strategien zur Preisgestaltung habe ich in einem 22-seitigen PDF-Dokument zusammengefasst:
Technische Anforderungen in der Industriefotografie
Die Fototechnik für die Industriefotografie unterscheidet sich gar nicht so sehr von der in anderen Bereichen der Fotografie.
Selbstverständlich hängt sie in erster Linie davon ab, welche Aufträge du abwickelst und welche Kunden du hast.
Ähnlich wie in der Hochzeitsfotografie gibt es in der Industriefotografie viele Situationen, die sich nicht wiederholen lassen:
- Der Vorstandsvorsitzende ist nur Dienstagvormittag für 10 Minuten verfügbar.
- Die 200 Tonnen Maschine wird nur einmal verladen.
- Die Werbefotos müssen bis heute Abend fertig sein.
Deine Technik muss also zuverlässig funktionieren. Alles, was ausfallen kann, muss doppelt vorhanden sein.
Kameratechnik und Objektive
Eine Mittelformat-Kamera ist in den meisten Fällen nicht erforderlich. Aber eine aktuelle und hochauflösende Vollformat-Kamera mit sehr geringem Rauschen darf es schon sein.
Für mich waren zwei Objektive besonders wichtig:
- Ein 35 mm f=1.2 Objektiv für Businessportraits on location
- Ein 16 – 35 mm Objektiv für die Industriefotografie
Darüber hinaus die Objektive
- 24 – 70 mm f=2.8
- 50 mm f=1.2
- 85 mm f=1.4
Alles auf Vollformat bezogen.
Selbstverständlich hängt die Wahl der Ausrüstung und der Objektive von deiner eigenen Bildsprache ab und du wirst sie je nach Auftrag anpassen.
Blitzanlage
Du benötigst eine verlässliche Blitzanlage, die leistungsfähig und transportabel ist. Ich habe auf die Hersteller Profoto und Hensel gesetzt und bin damit sehr gut gefahren.
Transport der Ausrüstung
Einer meiner wichtigsten und liebsten Gegenstände ist mein RocknRoller Transportwagen. Damit kannst du Ausrüstung transportieren und an der Oberseite besitzt er einen Tisch zur Ablage von Equipment.
Ich habe häufig erlebt, dass man mit dem Auto vor das Gebäude oder in eine Tiefgarage fahren kann. Und dann gibt es einen Aufzug in den vierten Stock.
Mit dem Transportwagen kannst du dann sehr bequem zur Aufnahmelocation gelangen, ohne die Ausrüstung tragen zu müssen.
Wenn du in der Fertigung unterwegs bist, hast du oft keine Ablage für die Kamera und den Laptop. Selbst wenn ein Tisch vorhanden ist, ist der oft verölt.
Dann ist es hilfreich, mit dem Rock n Roller einen eigenen Tisch dabei zu haben, der auch noch rollbar ist.
Individuelle Schutzausrüstung
Du möchtest deine eigene Schutzausrüstung mitbringen, um nicht auf die Leihausrüstung vor Ort angewiesen zu sein.
Das betrifft vor allem bequeme Sicherheitsschuhe, einen Helm und eine Warnweste.
Mach dich vor dem Auftrag mit den vor Ort geltenden Sicherheitsbestimmungen vertraut und handle entsprechend.
Briefing der Fotoaufnahmen
In einem Briefing werden die wesentlichen Randbedingungen und Details festgehalten. Es bildet damit die Grundlagen für die durchzuführenden Fotoaufnahmen.
Ziel ist, die richtigen Ergebnisse zu erreichen und weder Zeit noch Geld zu verschwenden.
Welche Themen in einem Briefing besprochen werden, habe ich in einem separaten Artikel zusammengefasst.
Abwicklung des Fotoshootings
Kommunikation
Missverständnisse und Fehler in der Kommunikation fallen gerne auf den Fotografen zurück. Das können wir vermeiden.
Den Satz
„Ich bin davon ausgegangen, dass …“
darfst du aus deinem Kopf streichen. Du bist als Fotograf der Profi, der den Kunden aufgrund deiner Erfahrung durch den Prozess begleitet. Genau das wird erwartet.
Auch Top-Entscheider wie Vorstände etc. erwarten deutliche Ansagen und Entscheidungen. Autorität und Verantwortung liegen ganz klar beim Fotografen.
Es ist für den Fotografen immer sinnvoll, den Entscheider direkt beim Shooting einzubinden und regelmäßig eine Freigabe einzuholen.
Es darf nicht passieren, dass am Ende des anstrengenden Aufnahmetags der Entscheider dazustößt und feststellt, dass er sich das alles ganz anders vorgestellt hat.
Tethered Shooting
Daher führt auch kein Weg an einem Tethered Shooting vorbei. Neben der technischen Beurteilung der Fotos dient das vor allem dazu, die produzierten Bildmotive vom Kunden freigeben zu lassen.
Darüber hinaus können so kritische Bildinhalte besprochen werden. Ich kann mich an ein Gefahrstoffregal im Hintergrund bei einem Industrieshooting erinnern, das nicht ganz den Vorschriften entsprach.
Oder den Labormediziner, der vorschriftswidrig in Labor eine Armbanduhr trug. Die Bilder, auf denen diese Uhr zu sehen war, durften wir dann beim nächsten Shooting-Termin wiederholen.
Dein Einstieg in die Industriefotografie
Wenn du bisher keine Referenzen in der Business- und Industriefotografie hast, ist der erste Schritt, genau daran zu arbeiten:
Kommuniziere deine Pläne in deinem Netzwerk und bitte um Hilfe. So kannst du erste Projekte umsetzen, Erfahrungen sammeln und ein Portfolio aufbauen.
In regelmäßigen Abständen biete ich mein Seminar „Business- und Industriefotografie“ an. Dort bekommst du wertvolle Erfahrungen und Tipps aus meiner Praxis und Antworten auf deine persönlichen Fragen.