Mit diesen einfachen Tricks kommst du zu lebendigen Outdoor Porträts

Von Markus Thoma

Lebendige Porträts – was soll das sein? Ich persönlich denke, dass die Zeit alt eingesessener, konventioneller Fotoshootings größtenteils vorbei ist. Kunden (zumindest private) haben sich an Porträts, bei denen das Licht meistens schon fertig dasteht, bevor sie überhaupt den Raum betreten, satt gesehen. Meiner Erfahrung nach will die Mehrheit raus. Raus in die Natur oder auf die Straße – Hauptsache Outdoor, mit natürlichem Licht, lockerer Stimmung und frischen Ideen.

Kurz gesagt wollen sie lebendige Porträts. Doch wie erhalten Fotos eine solche Wirkung?

Dazu vielleicht erst einmal ein paar Aspekte, die diese Stimmung von Anfang an zerstören können. Beim Erblicken solcher „Fehler“ wird der Betrachter daran gehindert, in die natürliche Stimmung einzutauchen und aus dem Foto herausgerissen.

Stell’ dir dafür einfach einen Horror-Film vor, bei dem man immer wieder den Reißverschluss der Kostüme sieht. In diesem Moment ist die Szene nicht mehr gruselig, da man die Sache als Betrachter durchschaut.

In der Outdoor-Fotografie können die „sichtbaren Reißverschlüsse“ die folgenden Fettnäpfchen sein:

  • Schlechte Ausleuchtung des Gesichts
  • Ausgebrannte Bildbereiche auf dem Model
  • verkrampfte und übertriebene Model-Posen
  • Schlechte technische Umsetzung
  • langweilige Perspektiven
  • fehlende Dynamik / Bewegung
  • Keine Bildtiefe

Diese Liste mag vielleicht übersichtlich klingen, dennoch reicht es im Gegenzug für lebendige Porträts nicht, einfach das jeweilige Gegenteil zu machen. Nein, es ist ein längerer Prozess, der zwischen der Planung eines Shootings und dem letztendlichen Drücken des Auslösers steht.

Im folgenden will ich dich kurz mit zu den wichtigsten Punkten nehmen, die ich nach und nach für genau solche Fotos beachte:

1. Wie du dein Fotoshooting planst

Ein jedes Shooting begeinnt mit einer Planung – einmal mehr, einmal weniger. Wählst du als Motiv eine Person an sich, reicht es mit dem gewünschten Model einen Ort und eine Zeit auszumachen. Oft werden auch ein paar Mood-Fotos gesammelt, in welche Richtung es gehen könnte.

Wenn es etwas konzeptueller werden soll, ist schon etwas mehr Kreativität nötig. Am Ende müssen alle Komponenten, aus denen sich das Foto aufbaut, ineinander greifen: Der Ort, das Model, die Uhrzeit, die Pose, das Outfit, Accessoires und Requisiten.

Gerade durch Requisiten können frische neue Ideen entstehen. Sieh dich dafür einfach einmal auf einem Flohmarkt oder Second-Hand Laden um. Das können ausgefallene Klamotten für ein Retro Shooting oder auch ein verträumter Märchen-Spiegel sein: Alles ist möglich. Und daraus spinnst du weiter an deiner Idee. An welcher Location müsste welches Model zu welcher Zeit fotografiert werden?

2. Was du beim Shooting vor Ort beachten solltest

Wir wollen lebendige und doch natürliche Fotos machen. Ein Aspekt dafür ist das vorhandene Licht, dem man sich vor Ort möglichst vorteilhaft fügen muss. Man ist nicht im Studio, wo man „Herr der Lage“ ist und alles genau so einrichten kann, wie man es gerne hätte.

Stattdessen muss man sich den gegebenen Umständen hingeben und hat dafür ein paar grundlegende Möglichkeiten, das Licht zu „setzen“.

Der beste Tipp hierfür ist es, direktes bzw. starkes Sonnenlicht zu meiden. Einfacher wird es unter einem bedeckten Himmel oder im Schatten. Hier kommt das Licht nicht mehr hart von oben (was gerne einmal für den „Sonnenbrillen-Effekt“ sorgt, bei dem die Augenhöhlen im Schatten liegen) sondern wird stattdessen weich von der restlichen Umgebung aus unter den Vorsprung reflektiert.

Das ist eine Möglichkeit, das Model hochwertig auszuleuchten – mit gerichtetem, weichen Licht von der Seite.

Hat man natürliches Licht verstanden, braucht es nicht mehr zwingend einen Reflektor.

Der nächste Punkt ist auch das Posing. Um noch einmal zum konventionellen Fotoshooting von damals zurückzukommen: Hier wurde der Kopf millimeterweise gedreht und zurechtgerückt, bis man schließlich auf Befehl lachen musste und der Fotograf abgedrückt hat.

Um etwas mehr Dynamik in die Sache zu bringen verzichtest du auf solche direkten Befehle, sondern schaffst stattdessen echte Situationen, bei denen die Person interagiert und gegebenfalls auch natürlich lacht. Besonders einfach ist das bei einem Paarshooting, wo du mit gezielten Anweisungen anleitest, die Personen in eine bestimmte Szene zu versetzen.

Es gibt viele Wege, ein natürliches Posing zu erreichen. Das Model millimetergenau auszurichten ist aber oft der falsche.

Wie einen Schauspieler. Gib einfach Anweisungen wie: „Stell dir vor, du hättest gerade…“, „Wie hat sich Situation XY für dich angefühlt“, oder aber „Flüster deinem Partner etwas ins Ohr“. So schaffst du Szenen und verkörperst Emotionen. Und das spiegelt sich auch auf den späteren Fotos wieder.

3. Gib deinem Bild mehr Tiefe

Du setzt nun vor Ort das Licht zu deinen Gunsten ein, lässt dein Model natürlich Posen. Bevor du nun den Auslöser drückst während du durch den Sucher schaust, fehlt noch eines: Die richtige Komposition, die für mehr Bildtiefe sorgt.

„Ich weiß, das Bild wirkt durch Tiefenunschärfe räumlich“ wirst du dir jetzt denken und hast dabei Recht. Wieso wirken aber nun manche Fotos räumlicher als andere, obwohl beide z.B. mit offener Blende fotografiert wurden?

Ein Grund ist oft folgender: Der Vordergrund wurde vergessen. Baue das Foto am besten nicht nur wie sonst in zwei Ebenen (Model und Hintergrund), sondern in mehreren auf. Das muss nicht immer sein, allerdings konnte mir dieser Vorgang schon oft bessere Fotos bescheren. Suche dir also eine dritte Ebene – den Vordergrund. Irgendetwas, das vorne Unscharf vor die Linse ragt.

Schon ein kleiner Ast vor der Linse kann für mehr Räumlichkeit auf Fotos wirken.

Selbst wenn es nur ein leichter Schleier ist, interpretieren wir dass da noch „etwas im Vordergrund sein muss“ und das Foto wirkt räumlicher.

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Die angesprochenen Techniken konnten bereits viele meiner Shootings retten und auch anderen Fotografen weiterhelfen. Allerdings gibt es noch eine Menge an weiteren Techniken, damit Outdoor Porträts bei natürlichem Licht gelingen.

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Autoreninfo

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Der Autor dieses Beitrags ist Markus Thoma. Seit 2010 hat er die Fotografie als kreative Tätigkeit entdeckt und arbeitet seitdem als Fotograf und Designer. Seit August 2015 gibt er sein Wissen auf seinem Foto Blog weiter. Hier vermittelt er, kreativere Porträts zu fotografieren und den fotografischen Blick weiter auszuprägen.

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7 Kommentare zu „Mit diesen einfachen Tricks kommst du zu lebendigen Outdoor Porträts“

  1. Ich finde manchmal braucht man für schöne Fotos gar nicht so viel.
    Die meisten Anfänger versuchen sich oftmals an zu gestellten und zu komplexen Projekten und schaffen es dann nicht diese richtig umzusetzen. Wie sagt man so schön. manchmal ist weniger mehr 😉

  2. Ein guter Beitrag wie ich finde. Witz und Humor schaffen bei mir immer eine sehr lockere Basis zum Kunden, dadurch fällt sehr schnell die Anspannung, es wirkt nicht mehr gestellt und die Dynamik, erzeugt durch Handlung, steigt wie ich finde enorm. Meine besten Fotos sind jedoch fast alle Zufallsprodukte die so nicht geplant waren.

  3. Sehr lesenwerter Artikel. Für mich ist der Punkt mit „eine Situation schaffen“ das wichigste. Fast bei jeder Person / jedem Model sieht man den Unterschied zwischen einer gestellten und einer echten Pose. Und ein möglichst echter Ausdruck im Gesicht ist nach wie vor ein Garant für ein fesselndes Foto!

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