Druckvorbereitung für den Offsetdruck – Fallstricke für Fotografen

Jeder Fotograf kommt von Zeit zu Zeit in die Situation, dass sein Kunde nicht nur Fotos braucht, sondern diese in einer Broschüre, in einem Flyer oder in einer Sedcard gedruckt sehen möchte.
Schnell ist dann die Frage gestellt: „Können Sie das nicht auch noch für mich abwickeln?“

Da man als Fotograf Dienstleister ist, möchte man den Kunden nicht wieder wegschicken, um sich einen Mediengestalter oder eine Werbeagentur zu suchen und bietet dem Kunden daher das gesamte Paket bis zum Offsetdruck aus einer Hand an.

Viele Fotografen arbeiten mit einem spezialisierten Dienstleister zusammen, um die Druckvorbereitung und Druckabwicklung durchzuführen. Andere denken sich, dass sie das auch selber machen können. Druckereien finden sich überall, Internet-Druckereien bieten sehr niedrige Preise an und der geübte Fotograf wird es doch wohl auch hinbekommen, einen Druckauftrag abzuwickeln.

Hier lauern aber verschiedene Fallstricke, die man kennen sollte, bevor man sich auf dieses Abenteuer einlässt:

Auswahl der Druckerei

Internet-Druckereien bieten sehr gute Preise an. In vielen Fällen ist aber keinerlei Beratung möglich. Fehlerhafte Druckdateien werden unbesehen in den Druck gegeben, für das fehlerhafte Druckergebnis ist der Kunde selbst verantwortlich. Außerdem ist die Druckqualität bei Internet-Druckereien sehr unterschiedlich. Eine Reklamation ist aufgrund des fehlenden persönlichen Kontakts schwierig.

Daher sollte nur jemand, der sich sehr gut mit der Erstellung von Druckdaten auskennt, mit Internet-Druckereien arbeiten. Alle anderen sind bei der ortsansässigen Druckerei besser aufgehoben.

Auswahl des Druckverfahrens

  • Offset-Druck: Es wird mit einer professionellen Druckmaschine gedruckt. Druckvorbereitung und Druckplattenerstellung sind relativ aufwändig und teuer, dafür sind die sogenannten „Fortdruckkosten“ sehr niedrig. Es spielt also für die Kosten keine große Rolle, ob man 100, 500 oder 1000 Exemplare drucken lässt. Unter 200 Exemplaren ist der Offsetdruck in der Regel nicht wirtschaftlich. Es ist eine hohe Druckqualität erreichbar.
  • Digitaldruck: Hochwertige Digitaldruckmaschinen können auch kleine Auflagen wirtschaftlich drucken. Je höher die Auflage wird, desto unwirtschaftlicher wird dieses Herstellverfahren. Die Qualitätsunterschiede sind beträchtlich. Das geht von der farbigen Fotokopie, die für ernstzunehmende Drucksachen nicht ausreichend ist bis hin zu Druckergebnissen, die sogar an den Offsetdruck heranreichen. In diesem Fall kostet der Druck dann aber auch so viel, dass wirklich nur sehr geringe Auflagen lohneswert sind.
  • Ausdruck mit dem Fotodrucker: Dieses Verfahren ist für viele Fotografen naheliegend, da sie über einen entsprechenden Drucker verfügen. Einen professionellen Eindruck kann man allerdings mit einer derart hergestellten Drucksache meist nicht erreichen.

Im folgenden betrachte ich nur den Offsetdruck, da der Ausdruck mit einem Fotodrucker jedem Fotografen auch ohne besondere Anleitung gelingen sollte und der Digitaldruck nur eine untergeordnete Rolle spielt.

Erforderliche Hard- und Software

Für die Druckvorbereitung reicht ein professionelles Bildbearbeitungsprogramm, wie es bei den meisten Fotografen ohnehin vorhanden ist. Mediengestalter setzen in der Regel Adobe Indesign ein, aber für Fotografen, die nur gelegentlich Druckdateien erstellen, ist auch Adobe Photoshop geeignet. Mehr an Software ist nicht erforderlich.

Ein aktueller PC ist in der Regel ohnehin vorhanden, bleibt als Anforderung ein hochwertiger Grafikmonitor. Auch wenn viele Fotografen bereits mit kalibrierten Monitoren arbeiten, reicht das für eine Druckvorbereitung nicht aus. Hier sollte man in jedem Fall einen speziellen Grafikmonitor einsetzen, da nur so ein einigermaßen verlässlicher Eindruck des späteren Druckergebnisses am Monitor zu erzielen ist. Ein solcher Grafikmonitor von der Firma Eizo, NEC oder Quato ist ab 1.000 Euro zu haben. Für jemanden, der sich mit Bildbearbeitung beschäftigt, ist das ohnehin eine gute Investition.

Handelsübliche PC-Monitore können nur einen Teil der Farbinformationen des Fotos bzw. der Druckdatei anzeigen. Insbesondere die sehr dunklen und die sehr hellen Bereiche werden am Monitor gar nicht mehr dargestellt, kommen aber als Farbinformation in die Druckdatei und werden also auch mitgedruckt. Die Überraschung beim Betrachten der fertigen Drucksache kann dann groß sein. Die Kalibrierung eines einfachen PC-Monitors sorgt zwar dafür, dass die Farben „richtiger“ dargestellt werden, schränkt den dargestellten Farbraum aber noch weiter ein, sodaß das Problem eher noch größer wird.

Hardwarekalibrierbare Grafikmonitore haben dieses Problem nicht, oder zumindestens nicht in diesem Ausmaß. Diese Monitore können 99 % der Farbinformationen des Bildes darstellen und bieten so Voraussetzung dafür, eine Druckdatei objektiv am Monitor bewerten zu können.

Farbraum CMYK wird nicht verstanden

Die Druckerei hat mitgeteilt, dass sie die Druckdaten im Farbraum CMYK benötigt. Also wandeln viele Personen die Druckdaten erst kurz vor Abgabe an die Druckereit mit der entsprechenden Funktion im Photoshop von RGB nach CMYK um. Das ist aber ein großer Fehler, da so alle Schwarzwerte als Mischung aus Cyan, Magenta und Gelb interpretiert und gedruckt werden. Der Offsetdruck sieht aber dafür die Farbe K (=Schwarz) vor. Es ist also wichtig, von Anfang an im Farbraum CMYK zu arbeiten und schwarze Elemente, insbesondere schwarze Schrift, als K=100 % anzulegen.

Fehlender Randbeschnitt

Die Druckdatei ist immer größer als das endgültige Format der Drucksache, weil nach dem Druck ein Rand von 1 bis 3 mm auf jeder Seite der Drucksache abgeschnitten werden muss. Fehlt diese Zugabe, werden bildwichtige Elemente, zum Beispiel Schriften, abgeschnitten.

Ein Fehler wäre es aber auch, einfach einen 1 bis 3 mm breiten weißen oder schwarzen Rand um die Drucksache zu ziehen. Das Ausschneiden des Endformats geschieht nie 100 % genau, sodass in diesem Fall eine unsaubere Randgestaltung das Ergebnis wäre.

Falsches Farbprofil

In die Layout-Datei wird in der Regel ein Farbprofil eingebettet. Für den späteren Druck wird dieses Farbprofil zwar nicht benötigt, aber es dient zur korrekten Darstellung der Layout-Datei auf dem Bildschirm. Daher muss dieses Farbprofil möglichst genau auf die verwendete Druckmaschine zugeschnitten sein. Die Standard-Druckprofile, die bei Photoshop für CMYK voreingestellt sind, sind nicht geeignet! Man sollte daher bei seiner Druckerei nachfragen, welches Farbprofil verwendet werden muss. Im Normalfall wird das Profil ISOcoated.icc empfohlen.

Kosten für einen Proof werden eingespart

Ein Probedruck (Proof), der eine möglichst farbgenaue Simulation des Druckergebnisses liefert, kostet ca. 30 Euro extra. Diese Kosten werden oft eingespart. Das sollte man aber nur dann tun, wenn auf absolute Farbrichtigkeit kein besonders großer Wert gelegt wird und Monitor und Bildbearbeitungsprogramm wie oben beschrieben mit den richtigen Farbprofilen arbeiten.

Zusammenfassung und Empfehlung

In dieser Zusammenstellung habe ich nur die wichtigsten Fehler aufgelistet, die Laien in der Druckvorbereitung immer wieder passieren. Erfahrene Druckvorlagenhersteller und Mediengestalter werden viele weitere Punkte vermissen und diesen Artikel für nicht weitgehend genug halten. Damit haben sie auch Recht.

In allen Fällen, in denen es auf eine perfekte Drucksache ankommt, sollte man als Fotograf die Finger davon lassen und die Angelegenheit den Menschen überlassen, die mehr Erfahrung damit haben. Immerhin ist Mediengestalter ein Ausbildungsberuf mit mehrjähriger Ausbildungszeit und die Erstellung von Druckvorlagen eine Angelegenheit, die nicht innerhalb kurzer Zeit erlernbar ist.


5 Kommentare zu „Druckvorbereitung für den Offsetdruck – Fallstricke für Fotografen“

  1. Saxi / mediengestalter

    na so ganz so schlimm ist das alles aber nicht ;O) – da gibts leute und agenturen…uiuiui…was genau meinst du mit *druckdatei*? das pdf? das indesigndokument? ein postscript? interessant wirds ja erst, wenn texte blitzen, weil der kram nicht auf „überdrucken“ steht *g*…interessanter exkurs.

  2. …und selbst der teuerste Monitor mit der schönsten Kalibration nützt einem nichts wenn man nicht weiß auf welche Parameter im späteren Druckprozeß man das Dokument einstellen soll.
    Sprich: Wenn man die Ausgabeeinheit „Druckmaschine, Plotter, InkJet-Drucker), die verwendeten Druckfarben, Papiere und deren Eigenheiten nicht kennt.
    Wenn man absolut sicher gehen möchte bzw. muss, wird man sich den Gang zum „Abstimmen“ beim Drucker nicht ersparen können – oder man hat einen langjährigen Partner für den Druck und kennt gegenseitig seine Kennlinien.
    Ein gutes (!!!) Proof auf Originalpapier kann natürlich ein Stück weit helfen, ist aber am Ende auch nur eine Simulation des späteren Ergebnisses.

  3. Hatte jetzt das erste Mal den Fall, dass ich die Druckvorstufe selber erledigen musste. Es wurde ein Kalender über eine Internetdruckerei erstellt. Liefern musste ich ein pdf. Ist sicher kein Hexenwerk, aber auch nicht so einfach wie ein Druck über den Tintendrucker. Wichtig: Lieber das Geld investieren und die Druckdaten genau prüfen( erstaunlicherweise guter support bei der Internetdruckerei) lassen und sich auch noch einen Proof erstellen lassen.
    Der Bildschirmproof der angeboten wurde, war unbrauchbar. Die Farben waren vollkommen daneben. Erst der Papierproof brachte Sicherheit und entsprach dann auch dem Endergebnis.

  4. Hallo Omori,

    vielen Dank für den wertvollen Beitrag, auch die vielen Kleinigkeiten, die zu beachten sind. Ich hatte selbst im Offsetdruck gearbeitet und den ganzen Prozess von der Vorlagenrepro über das Abdecken, Umkopieren, Druckvorlage und Druckplatte erstellen bis hin zum Drucken mitgemacht, allerdings nur im Ein- und Zweifarbenbereich. Und so sind mir Deine Hinweise, was den Vierfarbdruck angeht, sehr wertvoll. Aber es hilft mir, schon mal gedruckt zu haben, so kann ich die Druckerei gleich besser verstehen.

    Gruß,
    Alexander

  5. Ich hatte schon einen Kunden, der sich die billigste Onlinedruckerei schon ausgesucht hatte. Trotz Abraten hat er dort gedruckt und war sehr erstaunt, dass jedes Exemplar anders aussah 🙂 Naja, dafür war sein Lernertrag umso intensiver…

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