
Von Dan Rockstreet
Jeder kennt die Filmsequenzen, in welchen man das Aufblühen einer Rose, das Wolkenspiel im Himmel, die Fahrt in einem Wagen, das Verfaulen von Obst/Fleisch/Gemüse, der Wechsel der Jahreszeit, die Entstehung eines Gebäudes oder der Abbruch eines anderen Gebäudes dokumentiert wird. Die Technik ist relativ simpel: Kamera aufs Stativ und alle paar Sekunden, Minuten oder Stunden wird eine Aufnahme gemacht. Mittels Videobearbeitungssoftware werden die Aufnahmen hintereinander positioniert und abgespielt.
Welche Alternativen der zeitlich kontrollierten Aufnahmen gibt es? Je nach Aufnahmequalität lassen sich Zeitrafferaufnahmen durch z.B. Webcams, Kompaktkameras oder Spiegelreflexkameras erzielen.
Mit einer DSLR-Lösung hat man u.a. folgende Möglichkeiten:
- Integrierte Zeitrafferfunktion (Time lapse), z.B. in der Nikon D300s, D700, D3s
- Zeitrafferfunktion über Kabelfernauslöser wie Canons TC-80N3 (ca 115 EUR) oder Nikons MC-36 (ca 120 EUR)
- Nutzung eines Smartphones oder Tablets, welches mit der Kamera über USB, WiFi oder Bluetooth angeschlossen ist
Das genutzte Equipment
- Canon EOS 1D Mark III + manfrotto Stativ
- Samsung Galaxy Tab 10.1N mit USB-Adapter (Letzteres ca 18 EUR)
- App: DSLR Controller für Canon Spiegelreflexkameras http://dslrcontroller.com (5,99 EUR)
- Windows 7 mit Movie Maker
Hinweis: nicht alle kostenlosen Apps auf Google Play funktionierten oder boten die Zeitrafferfunktion an – zumindest mit meiner Kamera.
Action!
Nach der Installation der App schloss ich die Kamera mit dem Galaxy Tab mittels USB-Adapter an. DSLR Controller erkannte die Kamera und aktuelle Kameraeinstellungen wie ISO, Programmmodus, etc. wurden übernommen.
In der Menüoption „Timelapse“ kann man eine beliebige Intervallzeit von x ms bis x Std einstellen. Dazu kommt die Anzahl an Fotos, die man machen möchte. Die Software rechnet automatisch die Shootingdauer an, hier im Beispiel wurden 6 Sekunden Intervall und 200 Fotos angegeben. Das ergibt eine Shootingdauer von fast 20 Minuten. Man kann den Autofokus abschalten und für Fans von Zeitrafferaufnahmen in HDR Qualität gibt es weitere Bracketing-Einstellmöglichkeiten.
Mathematik
Doch wie geht man vor, um beispielweise einen 14-sekündigen Film zu erzeugen? Geht man von den 25 Bilder pro Sekunde, benötigt man 14 (Sekunden) × 25 (Bilder je Sekunde) = 350 Fotos.
Berücksichtigt man die hier eingestellte 6-sekündige Pause zwischen jedem Foto, beträgt die Gesamtaufnahmezeit 350 × 6 = 35 Minuten. Aber die App „DSLR Controller“ informiert den Fotografen entsprechend.
Hinweis: ein Film in HD-Qualität (1920 x 1080) erfordert laut Movie Maker 29,97 Bilder/Sek.
Postproduction
Nachdem alle Aufnahmen gemacht wurden (es empfiehlt sich übrigens, den Raum zu verlassen, denn es kann schon sehr nerv tötend sein, alle 6 Sekunden das Geräusch des Kameraauslösers zu ertragen), übertrug ich die Fotos in Lightroom, dort wurden die Fotos im unteren Bereich aufgehellt, in das 16:9 Format beschnitten und schließlich als JPEG-Dateien exportiert.
Windows Movie Maker erhielt die Fotos per Drag-and-Drop zugeteilt. Da standardmäßig die Anzeigedauer der Fotos 7 Sekunden eingestellt ist, habe ich diese für alle Fotos auf 0,04 Sek (also 1/25 Sekunden) reduziert. Der Film wurde als WMV exportiert und auf YouTube hochgeladen.
Das unspektakuläre Ergebnis meiner Testaufnahmen seht ihr hier:
Fazit
Die Anbindung zwischen dem Androidgerät und der Spiegereflexkamera mittels DSLR Controller funktionierte auf Anhieb. Wer alternativ sein Smartphone oder Tab nicht der Wildnis aussetzen möchte, entscheidet sich für die o.g. Fernauslöser mit Intervallfunktion. Es gibt weitere Apps, die eine Kamera über WiFi oder Bluetooth ansteuern können.
Eine nette Zusatzfunktion der App ist eine Reihe von Aufnahmen eines Motivs in verschiedenen Fokuspunkten. Somit können beispielsweise mehrere Makroaufnahmen einer Pflanze in feinen Schritten gemacht werden und später in Photoshop mit der Menüfunktion Bearbeiten -> Ebenen automatisch überblenden (ab CS 4) zusammenfügen.
Das Ergebnis lädt dazu ein, sich auch mal mit dem Thema zu befassen. 🙂
Interessant ist auch die Bastellösung über den IR-Fernauslöseempfänger. Funktioniert erstaunlich gut und zur Not kann man die IR-LED auch vor den Empfänger an der Kamera kleben. Gerade für iOS (iPhone/iPad) Nutzer eine günstige Variante.
Sorry, den Link dazu habe ich natürlich vergessen: http://www.theiphoneguru.net/2011/03/18/how-to-use-your-iphone-and-a-diy-ir-trigger-to-control-your-canon-and-nikon-dslr-cameras-and-gps-tag-your-images/
Hallo zusammen,
die App DSLR Controller ist in der Entwicklung inzwischen schon erheblich weiter…aber erst wenn man Smartphone bzw. Tablet mit der Kamera verbinden kann, wird wirklich „ein Schuh“ daraus…im besten Falle hat man ja nu mal 2 Hände.
Schaut doch mal bei http://www.photecs.de vorbei und verschafft euch einen Eindruck, was da alles verfügbar ist.
Beste Grüße
Jürgen S.