Wie finde ich als Fotograf die richtige Bildagentur?

10. Juli 2008Januar 7th, 20233 Kommentare

Von Robert Kneschke

Wer in der Stockfotografie erfolgreich sein will, kann zwei Wege gehen: Selbst seine Fotos verkaufen oder sie über Bildagenturen verkaufen lassen.

Das Finden der richtigen Fotoagentur erfordert viel Suchen, Suchen, Suchen, Erfahrung und etwas Glück.

Das ist schwierig, zumal sich erst nach Jahren zeigt, ob eine Entscheidung richtig war. Trotzdem lohnt sich die Mühe.

Der Vertrieb über Fotoagenturen hat viele Vorteile:

  • Die Agentur übernimmt die gesamte Kaufabwicklung, von der Bildauswahl über die Lieferung bis hin zur Abrechnung
  • Bildagenturen haben in der Regel einen größeren Kundenkreis, die Wahrscheinlichkeit, dass sie Fotos verkaufen ist deshalb höher als die eines einzelnen Fotografen
  • Die Bildagentur übernimmt das gesamte Marketing und die Bewerbung der Fotos

Dem gegenüber stehen die Nachteile:

  • Die Agenturen verlangen für ihre Dienste Provisionen von 20 bis 80 % des Verkaufspreises
  • Ihre Fotos konkurrieren mit vielen (bis zu mehreren Millionen) anderen Fotos, was bedeutet, dass sich Ihre Bilder trotz des größeren Kundenkreises vielleicht weniger gut verkaufen
  • nur wenige Agenturen erlauben Ihnen eine eigene Preisgestaltung

Trotzdem entscheiden sich viele Fotografen für die Zusammenarbeit mit einer Bildagentur. Der eigene Verkauf von Stockfotos macht oft erst ab mindestens 5.000, meist eher ab 10.000 Fotos Sinn, da sonst die Auswahl für potentielle Kunden zu gering ist und sie lieber gleich bei den Agenturen mit der größeren Auswahl suchen. Eine Ausnahme sind Fotografen, die sich auf Nischenthemen spezialisiert haben und ein Thema in einer Tiefe abdecken können, die sich für Agenturen nicht lohnen würde. Hier reichen auch weniger Bilder.

Wie finde ich nun meine Agentur?

Zuerst gilt es, einen Überblick über vorhandene Bildagenturen zu gewinnen. Die weltweit größten Agenturen sind Getty Images, Corbis und Jupiter Images . Die größte Agentur in Deutschland ist Mauritius Images. Darüber hinaus gibt es hunderte kleinere Agenturen, die nicht schlechter sein müssen und oft für Anfänger leichter eine Zusammenarbeit ermöglichen.

Das Stichwort „Bildagentur“ bei Google liefert über drei Millionen Treffer. In Branchenforen wie „Fototalk“ oder „Microstockgroup“ berichten andere Fotografen über Ihre Erfahrungen mit Agenturen und geben so hilfreiche Hinweise, auf was geachtet werden muss. Ganz neu und empfehlenswert ist dieses Diskussionsforum über Stockfotografie.

Auch Branchenmagazine wie „Visuell“ listen auf ihrer Webseite viele Agenturen.

Eine weitere Möglichkeit ist das aufmerksame Lesen von Zeitungen und Zeitschriften. Oft steht klein am Seitenrand oder neben Fotos ein sogenannter Foto-Credit in der Art „Foto: Fotograf/Bildagentur“. Diese Quelle ist deshalb sehr nützlich, weil zum einen gleich sichtbar wird, welche _Agenturen_ besonders beliebt sind bei den Bildkäufern und zum anderen, weil neue Fotografen auch sehen, welche _Motive sich gut verkaufen. Hier habe ich einige Zeitschriften daraufhin untersucht, mit welchen Agenturen sie arbeiten.

Eine Auswahl treffen

Jetzt tummeln sich zig Bildagenturen in den Lesezeichen des Internet-Browsers. Bei welcher soll ich mich anmelden? Für die Wahl der richtigen Bildagentur gibt es mehrere Kriterien:

  • Angebot
  • Service
  • Rechtliches
  • Anforderungen
  • Preis/Verdienst

Angebot

Wieviel Bilder hat die Bildagentur schon im Bestand? Wer seine Fotos zu einer Agentur mit mehreren Millionen Fotos gibt, riskiert, dass seine Motive in der Bilderflut untergehen. Wenn eine Agentur nur wenige zehntausend Fotos im Katalog hat, kann es sein, dass Kunden die Auswahl nicht reicht und dort nicht kaufen. Die Zahl der Fotos ist oft direkt auf der Start-Webseite der Bildagentur oder im Pressebereich zu finden.

Eine Suche nach Motiven, die denen ähneln, die ich selbst verkaufen will, erlaubt eine grobe Einschätzung der Bildkonkurrenz. Ich suche z.B. gerne nach „Frau Freude“ und „Paar Liebe“. Wenn eine Agentur nicht deutlich zeigt, wieviel Bilder sie im Bestand hat, kann ich auch an den Suchergebnissen sehen, wieviele relevante Bilder ungefähr im Bestand sind.

Nicht nur die Anzahl der Bilder, sondern auch die bevorzugten Motive einer Agentur sind ein Auswahlkriterium. Grob lassen sich Bildagenturen in drei Kategorien einteilen:

  • News/Celebrity-Agenturen
  • Generalagenturen
  • Spezialagenturen
  • Fotoarchive

Die erste Gruppe beliefert vor allem Zeitungen und Zeitschriften mit aktuellem Bildmaterial von Nachrichten, Stars und Sterchen. Hier ist nicht (nur) die Qualität wichtig, sondern auch die Schnelligkeit, mit der geliefert werden kann. Beispiele für solche Agenturen sind Action Press, dpa oder Bulls Press.

Die Generalagenturen haben viele „klassische“ Motive im Angebot, die meist zeitlos sind und eine breite Masse an Kunden ansprechen sollen. Alle großen Agenturen zählen dazu, wie Getty, Corbis und Jupiter, aber auch Masterfile, jump, Keystone oder Plainpicture.

Wer sich auf Food-Motive, Architektur, Tiere, Reisen oder Landschaften spezialisiert hat, tut gut daran, eine Agentur zu bevorzugen, die sich ebenfalls darauf spezialisiert hat. Selbst für Nischenthemen wie Unterwasserbilder (seatops.com) gibt es eigene Agenturen. Spezialagenturen sind z.B. Okapia (für Tiere), Stockfood (für Lebensmittel), Flora Press (für Blumen) oder Medicalpictures (für medizinische Themen).

Die Fotoarchive sind für uns hier kaum interessant, sollen der Vollständigkeit halber aber erwähnt werden. Das sind meist Abteilungen von Firmen, Museen oder anderen Einrichtungen, die für ihr Bildmaterial, das sie im Bestand haben, auch Nutzungsrechte verkaufen. Dazu zählen z.B. das Bildarchiv der Bayrischen Staatsbibliothek, das Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz oder die Artothek mit ihren Gemälde-Reproduktionen.

Weiterführende Literatur

Stockfotografie: Geld verdienen mit eigenen Fotos (Amazon)


Im zweiten Teil des Artikels geht es um die weiteren Auswahlkriterien für eine Fotoagentur wie Service, Rechtliches, Anforderungen, Preis/Verdienst sowie die Unterschiede bei der Zusammenarbeit mit einer Microstock-Agentur im Gegensatz zu einer konventionellen Agentur.


Der Autor, Robert Kneschke, arbeitet als Stockfotograf.

Über Michael Omori

Nach vielen Jahren als Berufsfotograf arbeite ich heute als Mentor und Coach für kreative Unternehmer. Mehr über mich

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