Digitale Infrarotfotografie von Klaus Mangold

21. Februar 2011Januar 13th, 20213 Kommentare


Von Karsten Socher, Fotograf und Bildjournalist aus Kassel.

Infrarotfotografie ist ein faszinierendes Thema. Wer mit der Kamera unterwegs ist und sich dieser Welt öffnet, dem eröffnet sich beim Gestalten der Aufnahmen eine ganze neue Sichtweise seiner Umwelt. Und wer das Wort Infrarotfoto hört, denkt an eins: Reine Schwarz-Weiss-Aufnahmen von Landschaften, fotografiert bei strahlendem Sonnenschein mit dynamischen Himmel und weißen Bäumen und Grässern. Das muss aber nicht immer sein.

Klaus Mangold erklärt in seinem Buch „Digitale Infrarotfotografie“ wie solche Aufnahmen entstehen, was man beachten muss und zeigt, dass man sich nicht nur auf Landschaften beschränken muss. Dabei ist das Buch logisch aufgegliedert und der Autor erzählt dabei von seinen Erfahrungen. Der 55-jährige Klaus Mangold aus Tübingen ist eigentlich Diplom-Psychologe und ist nach eigenen Aussagen“ inzwischen aber mit Zwischenstationen in der Erwachsenenbildung und im E-Learning vollends bei Fotografie und digitale Bildbearbeitung / Internet als Schwerpunkt angelangt“.

Das erste Thema gibt einen Überblick über die Infrarotfotografie. Interessant fand ich hier seinen Tipp, wie man in der Experimentierphase erstmal ohne teueren Infrarotfilter zu ersten Ergebnissen kommt. Man soll einfach unbelichteten und entwickelten Diafilm als Ersatz verwenden. Weiter geht es mit dem Wood-Effekt, von dem man fälschlichweise glaubt, dass diese Bezeichnung die vom Raureif überzogenen Wälder beschreibt. Der Effekt wurde nach seinem Entdecker Robert Williams Wood benannt, der erstmals beschrieben hat, warum Blattgrün im Infrarotbereich transparent und damit hell ist.

Im zweiten Kapitel geht Klaus Mangold auf die Gestaltung von Infrarotfotografie ein und zeigt anhand vieler Aufnahmen, was bei den unterschiedlichen Situationen wie fließendem Wasser beachten muss und wie man den Wood-Effekt beherrscht.

Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit der Bildbearbeitung. Dabei gibt der erfahrende Bildbearbeiter Mangold einen Einblick in seine Dunkelkammer. Selbst Photoshop-Unerfahrene dürften die Schritte leicht nachvollziehen können.

Mit der Theorie geht es weiter im Kapitel vier, in dem die Grundlagen des Lichts, der Filter und des Bildsensors erläutert werden. Abgerundet wird es mit der Vorstellung der verschiedenen speziellen Arten von Infrarotfotografie.

Die Probleme in der Infrarotfotografien werden in Kapitel fünf behandelt. Da ist zum einem die bekannte Fokusdifferenz. Wer Festbrennweiten besitzt, der hat bei der Entfernungseinstellung einen weißen Punkt. Bei Zoom-Objektiven fehlt leider diese Markierung, bei einigen Festbrennweiten ist dies wohl auch nicht mehr Standard und viele Hersteller verzichten auch auf diese wichtige Information für Infrarotfotografen. Dieser Punkt ist eine Orientierung und zeigt an, wie man die Fokussierung einstellen soll, um unscharfe Bilder zu vermeiden, die durch die Verschiebung der Wellenlänge entstehen können. Aber auch auf den nicht so bekannten Hotspot-Effekt wird eingegangen.

Soll man seine digitale Spiegelreflexkamera umbauen und wenn ja, wie? Schließlich muss man seine Kamera opfern und kann diese nur noch für die Infrarotfotografie verwenden. Dafür gibt es Vor- und Nachteile. Diese Frage geht Klaus Mangold im sechsten Kapitel nach und zeigt dabei, worauf man achten sollte und zeigt die verschiedensten Möglichkeiten der unterschiedlichen Sperrfilter auf.

Das Infrarotfotografie mehr ist als nur reine Landschaftsfotografie ist, irgendwann hat man auch damit alles fotografiert. Also mal was neues wagen. Pflanzen, Aufnahmen mit Bewegung, Portraits und Akt. Besonders die Fotografie von Menschen benötigt eine gewisse Vorbereitung. An einem Portrait zeigt Klaus Mangold im siebten Kapitel, wie auf einmal Augenringe und Adern hervortreten und welchen Einfluss die Tränenflüssigkeit nimmt. Also muss eine gut vorbereitete Visagistin her, die das Model besonders schminkt. Die gezeigten Portraits einer Frau im barocken Kleid vor einem Schloss haben einen gewissen Reiz. Auch die gezeigten schwarz-weiß Aktaufnahmen im Freien sind interessant anzusehen. Obwohl diese meinen persönlichen Geschmack nicht treffen, hier lenken mich die zu schwarzen Lippen zu sehr vom Model ab und ich vermisse die bekannte Charakteristik der Infrarotfotografie wie zum Beispiel weiße Blätter. So wirken diese auf mich wie umgewandelte Schwarz-Weiß-Aufnahmen.

Zum Abschluss geht es im siebten Kapitel noch mal zurück zur Bildbearbeitung, wo der Autor noch mal viele Punkte ausführlich bespricht und erläutert.

Für Klaus Mangold hat im Zeitalter des schnellen Wandel ein Buch eine Langlebigkeit, in dem wichtige Grundlageninformationen lange abrufbar sind, während man im Internet die laufenden Ergänzungen erhalten kann. Im Anhang verweist er auf seine Infrarotfotografie-Community auf eye.de als Ergänzung zu seinem Buch.

Der Dozent Klaus Mangold sagt von sich, er sehe sich nicht in einer klassischen Lehrerrolle, sondern er möchte zum eigenständigen Experimentieren und zum kritischen Beobachten anregen. Ich finde, das ist im gelungen. Das Buch erweckt das Interesse, selber mal mit der Infrarotfotografie zu experimentieren. Die vielen Aufnahmen, nicht alle sind vom Autor aufgenommen, zeigen eine große Palette der Möglichkeiten von Landschaftsfotografie, Architektur und Menschen in Farbe und schwarz-weiß. Im Kapitel 1.4 schreibt Klaus Mangold, dass auch in den Wintermonaten keine Langeweile einkehren muss und man auch in dieser Jahreszeit Motive findet, vor allem im Bezug auf das Blattgrün. Leider enthält das gesamte Buch nur eine Aufnahme, die in der Winterzeit entstanden ist, so dass ich die Beweise seiner eigenen Aussage vermisse, dass die Infratrotfotografie ganzjährlich eingesetzt werden kann.

Wie der Titel des Buches es schon verrät, es geht um die reine „Digitale Infrarotfotografie“. Wer sich zur Geschichte der Infrarotfotografie informieren will, Vergleiche zur fast vergessenen analogen Fotografie in Schwarz-Weiß und Farbe sehen will, kommt hier zu Kurz. Eine kurzes Kapitel hierzu wären in meinen Augen eine ideale Ergänzung.

Am 18. November 2010 wurde in Stuttgart der Deutsche Fotobuchpreis verliehen. Dabei wurden von einer Fachjury herausragende Bücher unter anderem aus dem Bereich Fotolehrbuch nominiert und prämiert. Das Buch von Klaus Mangold wurde dabei zwar nicht zu einem der Sieger gekürt, aber es hat der Jury gefallen und es erhielt wie 200 andere Titel das Prädikat „Deutscher Fotobuchpreis – Nominiert 2011“ und wird nun zusammen mit den Siegertiteln in der Wanderausstellung „Deutscher Fotobuchpreis 2011“ in Deutschland präsentiert.

Wer sich für analoge Infrarotfotografie mit „Falschfarbenfilme“ interessiert, findet hier einige interessante Aufnahmen von Marco Just aus Liepe: http://web.me.com/kuma.mj/Infrarot/Jenseits_der_Wirklichkeit.html

Digitale Infrarotfotografie – Edition ProfiFoto
von Klaus Mangold
1. Auflage 2010, Softcover
216 Seiten, Format 22,0 x 22,0
ISBN 978-3-8266-9053-2 , € 39,95

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Über Michael Omori

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