Das kleine Einmaleins der Hochzeitsfotografie – Teil 3

14. Juni 2008Dezember 28th, 201316 Kommentare

Im Teil 3 der kleinen Serie zum Thema „Hochzeitsfotografie“ geht es um das Gruppenfoto der Hochzeitsgäste sowie das Fotografieren während der Hochzeitsfeier.

Das Gruppenfoto

Häufig wird ein Gruppenfoto mit allen Hochzeitsgästen gewünscht. Insbesondere wenn die Hochzeitsgesellschaft mehr als 50 Personen beträgt, ist eine sorgfältige Auswahl des Standorts erforderlich. Eine breite Treppe, auf der man seine Gäste gestaffelt aufstellen kann, ist ideal. Ist diese nicht zur Hand, organisiert man ein Podest, auf dem man einen Teil der Gäste stehen lassen kann. Ist auch das nicht machbar, gibt es einen kleinen Trick: Wenn alle Gäste zu ebener Erde stehen, begibt man sich selber auf einen etwas erhöhten Standpunkt und kann von dort alle Personen gut ins Bild bekommen.

Man achtet darauf, dass alle Köpfe gut zu sehen sind (bei einer großen Gruppe keine einfache Sache). Erstaunlicherweise merken viele Menschen gar nicht, wenn sie hinter einer anderen Person verschwinden, also weist man sie darauf hin.

Wichtig ist, laut und energisch, aber freundlich, die gesamte Gruppe anzusprechen bzw. zu dirigieren. Das heißt, man wartet nicht darauf, bis die Gruppe selber in Position gefunden hat, sondern gibt klare Anweisungen, was jeder zu tun hat. Ist dann alles bereit zur Aufnahme, werden noch einmal alle darauf hingewiesen, dass JETZT die Bilder gemacht werden, damit zumindestens für 20 Sekunden alle in Richtung Kamera lächeln.

Die Lichtführung beim Gruppenbild ist meist schwierig und man muss Kompromisse eingehen. Scheint die Sonne nicht, freut man sich, weil die Lichtverhältnisse dann viel einfacher zu beherrschen sind. Bei Sonne solle die Gruppe eher im Schatten stehen, weil das Sonnenlicht ansonsten zu viel zu harten Kontrasten und unschönen Schatten im Gesicht der Personen führt.

Fotografieren während der Hochzeitsfeier

Bei der Hochzeitsfeier ist es sehr hilfreich, einen Ansprechpartner zu haben, der während des Abends auftauchende Fragen klärt. Beispielsweise die Brauteltern eignen sich gut dafür. Diesen stellt man sich vor und bittet sie um ihre Unterstützung. Wenn das Brautpaar vorher zum Beispiel explizit ausreichend Fotos von Oma Ilse gewünscht hat, helfen die Brauteltern dabei, diese Oma Ilse zu identifizieren, damit man nicht aus Versehen die eher unwichtige Nachbarin fotografiert.

Wenn die Feier im Freien stattfindet, hängt der Einsatz der Technik von den Lichtverhältnissen ab. Bei bedecktem Himmel kann man auf einen Blitz verzichten, bei strahlendem Sonnenschein aber ist ein Aufhellblitz sehr zu empfehlen. Das Hantieren mit einem Aufhellreflektor verbietet sich selbstverständlich.

Bei einer Feier im einem Saal kommt in jedem Fall ein Blitz zum Einsatz. Man kann entweder mit dem Aufsteckblitz arbeiten oder aber Studioblitzgeräte an strategisch wichtigen Standpunkten aufstellen und per Funk auslösen. Die Belichtungsmessung beim Arbeiten mit Studioblitzgeräten bei einer Feier ist allerdings sehr schwierig, daher verzichte ich persönlich auf deren Einsatz. Der Aufsteckblitz sollte möglichst durch ein externes Batteriepack ergänzt werden. Slave-Blitze sind nur einsetzbar, wenn sie per Funk ausgelöst werden können. Die üblichen, per Infrarot ausgelösten Slaves sind nutzlos, da sie zu oft von mitknipsenden Gästen ausgelöst werden.

Neben den Pflichtmotiven während der Hochzeitsfeier (siehe Teil 4) sollte jeder Gast mehrfach fotografiert werden. Dazu geht man beispielsweise von Tisch zu Tisch, stellt sich vor bzw. redet kurz mit den Gästen und macht ganz entspannt seine Bilder. Zumindestens sollte es ganz entspannt wirken, auch wenn das Fotografieren einer Hochzeitsfeier natürlich ein Knochenjob ist. Aber das darf man dem Fotografen während der Feier nicht anmerken. Das Plaudern mit den Gästen oder zumindestens das freundliche Kontaktaufnehmen per Blick ist auf der einen Seite eine Sache der Höflichkeit und führt außerdem dazu, dass die Qualität der Bilder deutlich besser wird, als wenn man die Gäste überraschend „abschießt“.

Rechtzeitig vor dem Essen fotografiert man die Tischdekoration sowie die Menü- und Platzkarten. Eventuell kann man auch das Essen fotografieren, wenn es aufgetischt wird. Während des Essens allerdings hat man als Fotograf erst einmal eine halbe Stunde Pause. Zum einen wollen die Gäste beim Essen nicht gerne gestört werden, zum anderen sieht es äußerst unvorteilhaft aus, wenn man die Leute beim Kauen oder mit vollen Backen porträtiert. Und auch die halb leergegessenen Teller sind nicht unbedingt fotogen. Während dieser Pause kontrolliert man seine Ausrüstung, legt frischen Batterien und Speicherkarten ein und erkundet eventuell die Räumlichkeiten auf der Suche nach schönen Ecken für Einzelportraits.

Weitere Themen der Hochzeitsfotografie

Im Teil 4 geht es um die Motivliste bei der Hochzeitsfotografie.

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Über Michael Omori

Nach vielen Jahren als Berufsfotograf arbeite ich heute als Mentor und Coach für kreative Unternehmer. Mehr über mich

16 Kommentare

  • Olli sagt:

    Mit Hochspannung verfolge ich deine Reihe der Hochzeitsfotografie, da ich im August auch auf einer Hochzeit sein werde, zwar nicht als Fotograf (puh), aber als zusätzlicher Knipser. Deine Reihe ist daher für mich Goldwert. Danke.

  • Wolfgang Oberschelp sagt:

    Vielen Dank für die Tipps. Sie sind wirklich sehr aufschlussreich und werden mir sicher helfen. Es ist nun so, dass ich vor Jahren mal eine Hochzeit nebenher analog neben anderen Hobbyfotografen fotografiert habe. Ein Profi war dabei und hat recht gute Arbeit geleistet meiner Ansicht nach. Meine Bilder wurden jedoch an die Verwandschaft verteilt ! Ich bin nun von der Braut ( Tochter meines Bruders ) gebeten worden, ihren Hochzeit alleine zu fotografieren. Der Pfarrer lässt keine zusätzliche Fotografen zu. Als Quasi-Anfänger möchte ich nun natürlich mein Bestes geben und die Brautleute nicht enttäuschen. Ich fotografiere mit einer Nikon D80 mit 2 Zoomobjektiven und Systemblitz. Sie ist mir natürlich als Hobbyfotograf voll geläufig und ich weiß, wie sie reagiert. Allerdings reagiert sie manchmal wie eine bockige Jungfer. Umschalten hilft dann. Nun möchte ich also dann sehen, was aus der Sache wird und ob alle zufieden gestellt werden können. Sollten Sie mir als Hochzeitslaie noch einen Tipp haben, bin ich gern zugänglich.
    Besten Dank
    Wolfgang Oberschelp

  • omori sagt:

    Hallo Wolfgang,

    ich versuche, alle Tipps, die ich geben kann, in die Artikel zur Hochzeitsfotografie unterzubringen. Was genau möchten Sie denn wissen?

    Gruß Omori

  • SQ sagt:

    Hallo,

    aus den vorangegangenen Tipps zur Hochzeitsfotografie habe ich sehr viel gelernt.
    Vielen Dank für das Bereitstellen deines Wissens!

    Jedoch warte ich schon seit Juli vergeblich auf den 4. Teil. Folgt dieser noch in absehbarer Zeit?

    Grüße
    SQ

  • omori sagt:

    Hallo SQ,

    danke für Deine Rückmeldung, ich plane, den letzten Teil noch in diesem Jahr fertig zu stellen.

    Viele Grüße
    Omori

  • Carsten sagt:

    Sehr schöne Serie bis jetzt. Danke dafür. Ich würde mich auch sehr über eine Fortführung freuen, da ich mich habe breitschlagen lassen im Juli die Hochzeit eines Kommilitonen zu fotografieren, da er sich leider keinen Profi leisten kann (als Student ja verständlich). Ich hab mich bisher aus Hochzeiten im Freundes/Verwandtenkreis herausgehalten… grade der Teil über eine Motivliste würde mich interessieren, weil ich die ganze Sache mehr oder weniger generalstabsmäßig durchplanen, soweit es möglich ist… an dem Tag bleibt vom dem tollen Plan natürlich nicht viel übrig, aber als Orientierung wird das wohl ganz nützlich sein..

    LG

    Carsten

  • omori sagt:

    Hallo Carsten,

    leider wird es doch noch ein wenig dauern, bis die Fortsetzung erscheint.
    Im Moment stehen bei mir andere Themen im Mittelpunkt, die Hochzeitssaison hat noch nicht begonnen ….

    Viele Grüße
    Omori

  • Pingback: Lesetipps für Fotografen : Magazin für Fotografie
  • Schaempi sagt:

    Da meine beste Freundin in 2 Wochen heiratet hat sie mich gefragt ob ich auch Fotos machen könne. Ich wollte nicht – aber sie hat mich dann doch genötigt und nun bin ich sehr froh diese Tips bekommen zu haben und ich hoffe, daß ich ein paar gute Schüsse abliefern darf.

  • Karsten Socher sagt:

    „… bei strahlendem Sonnenschein aber ist ein Aufhellblitz sehr zu empfehlen. Das Hantieren mit einem Aufhellreflektor verbietet sich selbstverständlich.“

    Das ein Aufheller bei Sonnenlicht mehr stört als Hilft ist klar, aber man könnte ihn zum abschatten verwenden. Oder man hat einen Sunbounce und bespannt ihn mit den Diffuserbezügen. Ich habe diese bei den Hochzeiten im Einsatz und kann dadurch auf den Aufhellblitz bestens verzichten bei den Portraits. Man braucht halt nur einen Helfer ….

  • Omori sagt:

    @ Karsten Socher: Eigentlich fotografiere ich sehr gerne mit einem Aufheller, zum Beispiel wenn ich mit dem Paar alleine im Park bin. Nur bei einer Feier geht das natürlich nicht, um die vielen Gäste nicht zu irritieren.

  • für das Sonnenlicht ich bevorzüge richtige Posing.
    aber, jeder hat sein Stil. 🙂

  • Ich schliesse mich Vadym an: Bei hartem Sonnenlicht versuche ich das Licht mit der Pose oder dem Platzieren des Paares zu kontrollieren. Für mich sind Aufheller bei Hochzeitsfotos zu umstänglich, da ich möglichst schnell und unauffällig fotografieren möchte. Das ist aber subjektiv und entspricht einfach mehr meinem Stil.

  • Thomas sagt:

    Hey. ich bin von deinem kleinen „Einmaleins“ echt begeistert.

    Ich wurde auch von Freunden gebeten auf ihrer Hochzeit im Mai zu fotografieren. Deine Tips sind echt goldwert. Ich würde mich freuen wenn noch weitere Teile hier zu kommen würden.

    mfg

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