Es gibt selten umfangreiche Bücher über die Fotografie, die ich (fast) am Stück durchlese. Das Buch „Auf den Punkt – 33 Jahre als Fotoreporter für den Stern“ habe ich innerhalb von zwei Tagen ausgelesen. Und ich habe nicht eine Zeile ausgelassen.
Harald Schmitt, der den World Press Photo Award sechsmal gewonnen hat, berichtet von seinen Reportagen, die ihn in alle Welt geführt haben.
Er zeigt Erich Honnecker, der dem erkälteten Helmut Schmidt zum Abschied auf dem Bahnhof einen Hustenbonbon schenkt, Boris Jelzin, der Michail Gorbatschow vor versammelter Mannschaft als Lügner bezeichnet, Václac Havel, der sich über den Rücktritt der Regierung freut, Uwe Barschel, der sein berühmt gewordenes „Ehrenwort“ gibt und Oskar Kokoschka, der seinen Freund Carl Zuckmayer küsst.
Für eine Reportage über die Aka-Pygmäen reist Harald Schmitt in die Zentralafrikanische Republik, für einen Bericht über die Erprobung des Porsche Panamera in den Norden Kanadas und für eine Story über die Auswirkungen des Entlaubungsmittels Agent Orange nach Vietnam.
Als Sportfotograf begleitet er die Tour de France und zeigt die Sportler bei den Olympischen Spielen in Peking.
Die Liste der Themen ließe sich endlos fortsetzen, und zu jeder Episode seines Berufslebens erzählt der Autor interessante Anekdoten. Dabei scheut er sich auch nicht davor, von eigenen Fehlern zu berichten, die ihn das eine oder andere Mal fast den Job gekostet hätten. Die Wirkung des unsichtbaren Gifts Cyanid, das zum Fischen benutzt wird, mit Milch zu visualieren, stellte sich als großer Fehler heraus, ebenso das Einsteigen in ein von der Polizei versiegeltes Haus, um an exklusive Fotos zu kommen.
Mein Fazit: Unterhaltsam, spannend und lehrreich. Eines dieser wirklich seltenen Bücher, in denen ein Foto-Profi aus seinem Berufsleben berichtet und dabei kein Blatt vor den Mund nimmt.
Auf den Punkt. 33 Jahre als Fotoreporter für den stern
Harald Schmitt
ISBN: 978-3-8273-3026-0
304 Seiten- 4-farbig, Bilderdruck, € 39,80 [D]
Mehr Informationen bei Addison-Wesley sowie bei Amazon.
Das klingt ja sehr interessant. Ich mag Geschichten aus dem wahren Leben. Das macht echt neugierig auf mehr. Danke für den Artikel.
Grüße
ivan
Hallo Michael,
hört sich interessant an. Aber ist das jetzt ein Buch voller Anekdoten oder kann man auch für sich selbst was daraus lernen?
Ich denke da an das Buch „Annie Leibovitz at work“ oder „Beruf: Fotograf. Ein Profi erzählt, was dahinter steckt“ von Gert Wagner oder gar Joe McNallys „Hot Shoe Diaries“. Mit welchem würdest Du es am ehesten vergleichen?
VG Andreas
Ich hatte sogar das Vergnügen ihn höchstselbst aus seinem Buch vorlesend zu erleben http://www.stefangroenveld.de/bildergalerie/auf-den-punkt/
@ Andreas: Ich würde es am ehesten mit dem Buch von Gert Wagner vergleichen
Wer vorab etwas über Harald Schmitt in bewegten und unbewegten Bildern sehen möchte:
Unter „Alle kostenlosen Videos“ der Seite fototv.de gibt es den Beitrag: „Erinnerungen an die DDR, Harald Schmitt und Thomas Hoepker im Gespräch“
RJ
Ich hatte 2009 Gelegenheit Harald Schmitt bei Gruner + Jahr persönlich kennen zu lernen. Daraus ist dieses Interview entstanden …
Diese zwei Kommentare plus meinem eigenen Fund unter foto-tv
Ich hatte sogar das Vergnügen ihn höchstselbst aus seinem Buch vorlesend zu erleben http://www.stefangroenveld.de/bildergalerie/auf-den-punkt/
Erinnerungen an die DDR, Harald Schmitt und Thomas Hoepker im Gespräch”
Ich hatte 2009 Gelegenheit Harald Schmitt bei Gruner + Jahr persönlich kennen zu lernen. Daraus ist dieses Interview entstanden …
ließen mich das Buch umgehend ordern. Ich bin schon ganz gespannt, fürchte aber dass die Bilder nicht so toll sind, weil sie doch zum größeten Teil mit vorsintflutlichen Analog-Kamera enstanden ;-)))))
Ralf
wird besorgt…
bin mal gespannt
Vielen Dank für die Buchrezension.
Auf stern.de sind auch ein paar Fotografien von ihm online:
http://www.stern.de/fotografie/stern-fotograf-harald-schmitt-ein-gutes-foto-entsteht-zuerst-im-herzen–1633812.html
Markus