
Von Jörg Eschenfelder
Der US-Amerikaner J. Stephen Hicks möchte mit seinen Aufnahmen der Schönheit huldigen: »Es fällt mir schwer, etwas wirklich Schönes zu sehen und es nicht zu fotografieren.« Da sei der Schritt zur Aktfotografie nur folgerichtig. Und so fotografiert Stephen Hicks hauptberuflich schöne und meist spärlich bis nicht bekleidete Frauen. Eine Auswahl hat die Edition Skylight in dem 160-seitigen amerikanisch-deutschen Bildband »Superbeauty« veröffentlicht.
Stephen Hicks hat – so der offiziellen Biographie zu glauben ist – eine Bilderbuchkarriere hingelegt: Mit 19 hat er seine erste Kamera in der Hand genommen und augenblicklich seine Bestimmung entdeckt. Nach der Universität ging er nach Kalifornien ans Brooks Institute in Santa Barbara. Von dort kam er zum Playboy und war sofort zwei Jahre Studio Manager in Los Angeles. Er arbeitete unter anderem für Philip Dixon, Richard Fegley, Ken Marcus und Arny Freytag. Danach machte er sich als umtriebiger Glamour-Fotograf einen Namen.
»Superbeauty« ist Hicks zweiter Fotoband bei der Edition Skylight. Er feiert schöne, junge Frauen. Schlank, langbeinig und oft mit vollem Naturbusen. Geschminkt, gestylt und überwiegend in natürlichem Licht routiniert in Szene gesetzt und fotografiert. Schön? Ja. Aber »Superbeauty«? Nein. Da gibt es schönere Frauen und Aufnahmen. Da hat wohl das Marketing über die kritische Betrachtung gesiegt.

© Stephen Hicks – Superbeauty – Edition Skylight
Die Durchsicht des Buches wird schnell langweilig. Die 200 Aufnahmen erschlagen einen, auch wenn sie in guter Druckqualität präsentiert werden. Es sind zu viele Fotos, die zu oft identisch sind, deren Stil über weite Strecken immer gleich und belanglos ist. 160 Seiten brave, biedere, antiseptische Playboy-Ästhetik, die die Frauen in das rechte Licht setzt, deren Nacktheit und Erotik aber doch größtenteils aufgesetzt ist: halterlose Strümpfe, nackte Brüste unter geöffneten Blusen oder über heruntergezogenen BHs, Slips, die am Oberschenkel hängen, Sonnenuntergänge, Wasser, wehende Haare. Die ganze Palette eben.
Weniger Bilder und eine wesentlich kritischere Auswahl wären hier eindeutig mehr gewesen. Denn Hicks hat durchaus gelungene Fotos in seinem Portfolio. Fotos, die nicht nur nackte Haut zeigen, zum Beispiel Portraits. Oder Fotos, die überraschen, weil sie grobkörnig und in Schwarz-Weiß sind, weil sie das Model in einem Treppenhaus zeigen, in dem im Luftzug Spinnweben flattern. Fotos, die mit dem Licht und andeutungsweise auch mal mit den Klischees spielen. Doch davon gibt es viel zu wenige.

© Stephen Hicks – Superbeauty – Edition Skylight
Die getroffene Auswahl zeigt einen oberflächlichen Blick auf der Frauen. Den Blick der kommerziellen US-amerikanischen Erotik- und Glamourfotografie. Denn Hicks ging es bei seiner Berufswahl nicht nur um das Schöne: »Ich konnte meinen eigenen Projekte kreieren und sie auf vielen verschiedenen Märkten weltweit anbieten.«
»Superbeauty« ist ein gelungener Fotoband für Liebhaber der Busen- und Po-Erotik im hochwertigen Playboy-Stil. Die Fotos sind gut gemacht, ungefährlich und gewiss nicht verstörend. Aber einmal durchblättern reicht. Für mich ist das zu wenig.
Stephen Hicks: Superbeauty. Edition Skylight, Zürich, 2010.
ISBN 978-3-03766-608-1
€ (D) 39.95/€ (A) 41.10/sFR. 59.90
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