
A Sunset on a Texas Farm © Trey Ratcliff/ StuckinCustoms
von Birgit-Cathrin Duval / www.takkiwrites.com
Birgit-Cathrin Duval arbeitet als Journalistin und Fotografin für Tageszeitungen und Magazine. Auf ihrem Blog erzählt sie über Fotografie und Orte, die man besucht haben muss.
Die einen lieben sie, die anderen hassen sie – die Rede ist von der HDR Fotografie. HDR bedeutet High Dynamik Range, also Bilder von hohem Kontrastumfang. Um ein solches HDR Foto zu erzeugen, sind mehrere Einzelaufnahmen unterschiedlicher Belichtungszeit nötig, die anschließend mit einem HDR Programm am Computer zu einem Bild zusammengesetzt werden.
Die HDR Fotografie ermöglicht auf diese Weise Fotos, bei denen Details zu sehen sind, die mit nur einer einzigen Aufnahme nicht möglich wären. Je nachdem wie der Fotograf die zusammengefügten Bilder bearbeitet, entsteht dabei ein surrealistischer, künstlicher, HDR-typischer Look, für den sich viele begeistern, andere wiederum gar nicht.
Wer sich mit HDR Fotografie beschäftigt, der kommt um die HDR Fotografie des Amerikaners Trey Ratcliff nicht herum. Der smarte Unternehmer aus Austin, Texas, hat vor einigen Jahren die HDR Fotografie für sich entdeckt und eine Bearbeitungsmethode entwickelt, die er ständig verfeinerte. Anfangs war es nur eine Handvoll Leute, die sich für seine damals völlig überzeichneten Bilder begeisterten.

© Trey Ratcliff/ StuckinCustoms
Inzwischen hat seine Website www.stuckincustoms.com, die sich als “Nr. 1 Travel Photography Blog” bezeichnet, laut Ratcliffs Angaben rund 350.000 Zugriffe im Monat. Seine Fotos, die auch auf flickr zu sehen sind, werden zwischen 500.000 bis eine Million Mal angeklickt. Viele HDR-Fans kommen auf seine Seite wegen seines HDR-Tutorials, einer kostenlosen 6-Schritte-Anleitung, in der er seine Technik erläutert.
“StuckinCustoms” ist ein Phänomen, wie es nur das Internet ermöglicht. Trey, der bis vor sechs Jahren noch nicht einmal eine Spiegelreflexkamera besessen hat, sagt dazu: “I believe the new currency is attention” – “Ich bin davon überzeugt, dass die neue Währung Aufmerksamkeit heißt.”
Das ist ihm in der Tat gelungen: Rund um das Thema HDR hat Trey Ratcliff ein Geschäftsmodell aufgebaut. Über StuckinCustoms verkauft er eBooks, DVDs und Video-Tutorials, platziert Werbung, organisiert (kostenlose) Photowalks und bietet 3-Tages Seminare an, die bis zu 1425 Dollar kosten und innerhalb weniger Stunden ausgebucht sind.

The Bamboo Forest © Trey Ratcliff/ StuckinCustoms
Sämtliche seiner HDR generierten Fotos sind mit einer Creative Common Lizenz versehen, für gewerbliche Zwecke muss eine Lizenz beantragt werden. Trey hat das Thema HDR zu seiner Mission erhoben, reist fotografierend um die Welt, hält Vorträge und stellt täglich ein neues HDR Foto auf seinem Blog online. Für ein Interview hatte der Vielreisende leider keine Zeit. Deshalb haben wir uns seinen HDR Workshop, der auf DVD erhältlich ist, angesehen. Die Premium Version enthält 4 DVDs mit insgesamt 5 Stunden Videomaterial.
Die erste DVD enthält neben einer persönlichen Begrüßung eine Einführung in den HDR Lehrgang, eine Diapräsentation von Trey Ratcliffs HDR Aufnahmen, ein Video, in dem er Einblick in seine Kameratasche gewährt, Live-Aufnahmen von zwei geführten Photowalks und schließlich einen ersten Einblick in seinen Workflow.

© Trey Ratcliff/ StuckinCustoms
Auf der zweiten DVD folgt der Zuschauer Trey Ratcliff Schritt für Schritt beim Erstellen eines HDR Fotos – vom Auswählen der einzelnen Bilder, Importieren und Bearbeiten mittels der HDR Software Photomatix, schließlich das Importieren in Photoshop und Perfektionieren mit Hilfe von Ebenenmasken. Dieser letzte Arbeitsschritt, das Verwenden von Ebenenmasken in Photoshop, ist das Kernstück der Arbeitsweise von Trey Ratcliff. Hier wird das zuvor in Photomatix zusammengefügte Foto verfeinert.
Dargestellt sind Bearbeitungen von Innenaufnahmen, Straßenszenen und Landschaftsaufnahmen. Während der Demonstration erhält der Zuschauer Tipps und Tricks, was bei der Bearbeitung zu beachten ist, welche Regler in der Bearbeitungssoftware welche Auswirkungen auf das Foto haben und wie man Schritt für Schritt zu einem gelungenen HDR Foto kommt. Die einzelnen Schritte sind gut nachvollziehbar, auch für diejenigen, die nur wenig Photoshop-Erfahrungen haben.
Enttäuschend ist die Qualität des Videos. Für den hohen Preis erwartet man eine andere Ton- und Bildqualität. Die beiden Videos der Photowalks, in der Trey seine Arbeitsweise erklärt, wirken amateurhaft. Die Videosessions, in der Trey seine Arbeitsweise Schritt für Schritt auf seinem Bildschirm vorstellt, ist während eines seiner HDR Seminare aufgenommen worden. Störend sind die Zwischenfragen der Seminarteilnehmer, die akustisch schlecht verständlich sind und das Video unnötig in die Länge ziehen.

© Trey Ratcliff/ StuckinCustoms
Bisher war der Workshop nur als DVD Version Basic für 219 US Dollar, bzw. als Premium Version für 379 US Dollar erhältlich. Kürzlich wurde eine Download Version veröffentlicht, die für 99 US Dollar erhältlich ist.
Die Premium und Basic DVD Version erhält neben zusätzlichen Beispielen, der 18 minütigen HDR Diashow, den beiden Photowalks, weitere Bearbeitungsbeispielen von Schwarz-Weiß HDRs und doppeltes Tone-Mapping. Wer sich für die Premium Version entscheidet, enthält zusätzlich über 100 Bilddaten, die Trey in seinem Beispielen verwendet, weitere Beispiele (54 Minuten) und das eBook “10 Mistakes And How To Fix Them”.
Wer sich mit der HDR Fotografie à la Trey Ratcliff beschäftigen möchte und für den Photoshop kein Buch mit sieben Sigeln ist, für den ist das kostenlose Tutorial auf seiner Website http://www.stuckincustoms.com/hdr-tutorial/ sicherlich ausreichend.
Das ganze Tutorial nebst vielen Fotos mit Erklärungen zu seiner Arbeitsweise ist im Buch “A World in HDR” von Trey Ratcliff” (über Amazon erhältlich). Das Buch – aufgemacht als Foto-Bildband enthält neben vielen Tipps interessante Geschichten zur Entstehung der Fotos und gibt Einblick in die Foto-Philosophie von Trey Ratcliff.
Die DVD, die sich nach Ratcliffs Angaben bestens verkauft, dürfte wahrscheinlich nur für echte Fans von Interesse sein, die bereit sind, das Geld zu investieren, um quasi live dabeizusein, wenn Trey Ratcliff seinen Workflow präsentiert. Wer sich für eines der DVD Tutorials entscheidet, der ist mit der Download Version für 99 Dollar bestens bedient.
Trey Ratcliff – StuckinCustoms Website: www.stuckincustoms.com
HDR Tutorial: http://www.stuckincustoms.com/hdr-tutorial/
HDR Workshop: http://www.stuckincustoms.com/hdr-video-tutorial/
HDR eBooks: http://www.stuckincustoms.com/ebook/
Trey Ratcliff bei Amazon
Oh toll ich liebe HDR … sehr sehr schöne Bilder
Ich weiß, dass es nicht so ist, aber –
zu viele HDRs wirken auf mich dermaßen künstlich, unnatürlich, kitschig, bonbonfarben, ja einfach nur grauenhaft. Ich weiß, dass es nicht so ist, aber es hat mitunter den Eindruck, dass für die Wirkung “einfach” nur an den PS/PSE Reglern Shadows/Highlights (US-Version), Beleuchtung anpassen – Tiefen/Lichter geschoben wurde…
Mit den überzeichneten HDRs komme ich einfach nicht klar…
Hallo,
ich liebe HDR nicht und ich hasse HDR nicht. Ich finde es gibt Situationen, in denen HDR – Aufnahmen sinnvoll sind.
ABER – diese total überzeichneten und grellen HDR-Fotos sagen mir überhaupt nicht zu. Es gibt HDR Fotos, die einfach mehr aus Schatten herausholen, evtl. auch mal die Wolken etwas dramatischer zeichnen. Das finde ich OK, teilweise sogar richtig toll. Auch Innenaufnahmen, die nicht zu stark nach HDR aussehen finde ich gut.
Fazit: HDR-Aufnahmen, die etwas mehr aus den Fotos herausholen und nicht extrem „überzeichnet“ sind finde ich (natürlich abhängig vom Motiv und dem Bild) gut – extremes HDR gefällt mir nicht.
Die Aufnahmen von Trey Ratcliff gefallen mir nicht. Das Indien-Bild geht halbwegs, wobei ich den Eindruck habe, dass es etwas schief ist. Außerdem bin ich kein Freund von unscharfen Bildern.
Gruß
Volker
Nachtrag,
ich habe gerade noch die Internetseite von Trey Ratcliff besucht. Dort habe ich durchaus einige HDR – Fotos gesehen, die mir sehr gut gefallen haben. Es waren aber eher dezente HDR Aufnahmen.
Die Fotos hier im Blog gehören definitiv nicht dazu.
Gruß
Volker
… ich finde HDR Fotos haben eine art von suchtpotential …. man sieht die welt als wär man auf irgendeiner droge … und findet dann manch anderes schlichteres fade … ich denke mit wirklicher künstlerischer orginalität hat es nichts zu tun … es ist eigentlich nur ein simpler trick letztenendes …
Die kostenlose Online-Text-Version gibt es bei Trey Ratcliff seit kurzem auch auf Deutsch. Einfach auf http://www.stuckincustoms.com/hdr-tutorial den Link zur deutschsprachigen Version klicken. In Teil 1 gibts eine HDR-Einführung, in Teil 2 den Umgang mit Photomatix und in Teil 3 die weitere Bildoptimierung für noch bessere Ergebnisse.
Moin,
HDR um in technisch kniffligen Situationen das Optimum zu erreichen – finde ich gut.
HDR als separate Kunst – meiner Meinung nach Geschmackssache.
Mich spricht die Bearbeitung der oben gezeigten Bilder nicht an. Die jeweiligen Arbeittschritte sind dennoch intressant um zu sehen was wie möglich ist. Bekanntlich führen ja mehrere Wege nach Rom…
Gruß Mark