Lohnt sich die Bestellung von Foto-Equipment im Ausland?

8. April 2010November 6th, 202114 Kommentare

Lokale Fotofachgeschäfte gibt es immer weniger. In einer Stadt, in der früher 5 oder 6 Fotofachgeschäfte ansässig waren, gibt es heute maximal noch eines davon und vielleicht zusätzlich noch zwei Elektronikmärkte. Und die Beratung dort ist meistens eher mittelmäßig.

Richtig gute Fotofachgeschäfte gibt es nur noch in größeren Städten, zum Beispiel die Photo Competence Partner oder engagierte Geschäfte wie Oehling und PPL. Sehr viel Umsatz hat sich auf das Internet verlagert, nicht zuletzt, weil man sich dort oft besser informieren kann als bei überforderten Verkäufern in der kleinen Foto-Klitsche im Heimatort.

Und wenn man sich schon das Foto-Equipment per Post zuschicken lässt, warum dann nicht aus dem Ausland, wo die Preise vielleicht noch besser sind, als bei uns?!

  • Lohnt sich das?
  • Bekomme ich dort wirklich bessere Preise oder eine größere Auswahl?
  • Und wie läuft das mit der Bezahlung, dem Zoll und dem Versand?
  • Was ist, wenn ich umtauschen möchte oder eine Gewährleistung in Anspruch nehmen möchte?

Viele Fragen, die einen erst einmal davon abhalten, im Ausland zu bestellen.

Ich möchte von zwei Bestellungen aus der letzten Zeit berichten und die einzelnen Aspekte mit einer Inlandsbestellung vergleichen.

Bestellung bei B+H in USA

In Amerika gibt es unter anderem zwei große Foto-Versandhändler, bei denen auch viele deutsche Fotografen ihr Equipment einkaufen: Adorama und B+H. Ich brauchte mehrere Ausrüstungsgegenstände, die in Deutschland kurzfristig nicht lieferbar waren, also habe ich sie bei B+H bestellt.

Die Kosten beliefen sich auf

Manfrotto R23421,95 $
Manfrotto R 685B149,95 $
Custom Brackets Digital PRO-SV259,95 $
Customs Brackets Palm Grip19,95 $
Shipping51,50 $
VAT + Customs164,32 $
Total667.62 $
Kreditkartenbelastung503,26 €

Die Zollabwicklung wird problemlos von B+H beauftragt und von UPS abgewickelt. Die Einfuhrumsatzsteuer wird vom Hauptzollamt bestätigt und kann so von selbständigen Fotografen bei der Steuererklärung angegeben werden. Die Bestellung ist dadurch kaum komplizierter als eine Bestellung in Deutschland. Und die Ware trifft innerhalb weniger Tage hier ein.

Ein vergleichbare Bestellung bei einem deutschen Händler hätte gekostet:

Manfrotto R23423,23 €
Manfrotto R 685B157,77 €
Custom Brackets Digital PRO-SV319,00 €
Customs Brackets Palm Grip– €
Total500,00 €

Der Palm Grip ist in Deutschland offensichtlich nicht erhältlich.

Man sieht, die Bestellung aus USA ist geringfügig günstiger.

Nachteil einer Bestellung in USA:

  • Zahlung nur per Kreditkarte
  • Umtausch und Gewährleistungsabwicklung aufwändiger als in Deutschland

Bestellung bei Orchidspace in China

Der Blitz Yongnuo YN 460 II war in Deutschland noch nicht lieferbar, also habe ich ihn direkt in China bestellt.

Die Kosten für zwei Stück inkl. Versand beliefen sich auf 99,76 Euro. Die Lieferung kam ca. zwei Wochen nach der Bestellung sicher bei mir an.

Bei einem deutschen Händler hätte ich 139,98 Euro bezahlt.

Also ein ganz klarer Vorteil für die Direktbestellung in China?

Mal abgesehen von der schwierigen Umtausch- und Gewährleistungsabwicklung wurde die Bestellung in China bei weitem nicht so professionell abgewickelt wie in den USA. Ich bekam auch auf mehrmaliges Mahnen hin keine gedruckte Rechnung und auch keine Unterlagen über die Zoll-Abwicklung. So werde ich eine Einfuhrumsatzsteuer nicht geltend machen können. Damit ist der Preisvorteil einer Direktbestellung in China schon fast wieder dahin.

Mein Fazit

Eine Bestellung von Foto-Equipment in USA ist in der heutigen Zeit keine große Sache mehr. Wenn man bei einem der großen renommierten Händler bestellt, ist die Abwicklung problemlos und sicher. Die Lieferung erfolgt genauso schnell wie bei einem deutschen Händler. Einen großen Preisvorteil kann man aber nicht erzielen.

Eine Bestellung in China ist nur bei sehr niedrigpreisigen Artikeln anzuraten, da ansonsten das Risiko zu groß ist. Ansonsten gibt es ausreichend deutsche Händler, die China-Importe ohne allzu großen Preisaufschlag weiter verkaufen und eine ordentliche Rechnung mit Mehrwertsteuer ausstellen sowie eine Gewährleistungsabwicklung anbieten.

Wie sind Eure Erfahrungen bei Auslandsbestellungen von Foto-Equipment?

fotograf-marketing

Über Michael Omori

Nach vielen Jahren als Berufsfotograf arbeite ich heute als Mentor und Coach für kreative Unternehmer. Mehr über mich

14 Kommentare

  • Thomas sagt:

    Also ich hab mit Bestellungen in Amerika eher gemischte Erfahrungen gemacht. Vor allem weil die Bestellung sehr lange beim Zoll gelegen war. Ich hatte einen GPS Logger bestellt und da hat es dann schon über 4 Wochen gedauert. Ein Sticker, der mehr ein Brief war ging aber mit 2 Wochen recht fix.
    In China habe ich jetzt schon öfters bestellt und meist habe ich auch das Zeug schon in einer Woche bei mir liegen. Auch mit dem Zoll gab es nie Probleme. Allerdings habe ich bis jetzt nur Waren im Wert von maximal 100 Euro gekauft. Eine Kamera oder Objektiv würde ich mir nie im Ausland kaufen. Wenn dann wirklich was Kaputt geht, dann hat man nur Probleme und das ist die Ersparnis nicht wert.
    Meist bestelle ich in China Sachen, die es in Deutschland nicht direkt zu kaufen gibt oder unverhältnismäsig teuer sind. Z.B. Ersatz LCD für eine Kamera, oder Funkblitzauslöser.
    Im Ausland kaufen ist ja dank Paypal ja wirklich ein Kinderspiel und man hat auch noch einen gewissen Schutz.
    Ich hatte bis jetzt auch bei allen Auslandsbestellungen eine ordentliche Rechnung bekommen.
    Ein Risiko besteht aber immer und da der Händler nicht greifbar ist wird es auch schwierig, wenn nicht alles glatt läuft. Daher muss man bei Auslandseinkäufen generell auch bereit sein ein Risiko einzugehen.
    Aber wenn alles gut geht, dann ist der Ersparnis doch oft recht hoch 🙂
    vg Thomas

  • Habe mir vor ca. 1 Jahr ein L-Brake (Winkelschiene) für meine D700 bei RSS in den USA bestellt, leider verlief die Verzollung nicht so reibungslos. Für einige Tage wußte niemand wo die Ware war und auc das Tracking via UPS versagte. Zum Glück erreichte mich dann die Nachricht, daß die Schiene beim Zoll liegt noch rechtzeitig vor dem Urlaub. So waren die Panoramen gerettet. 😉

    Grüße aus Ludwigsburg

    Jochen Kubik

  • Ich kaufe fast alles an Equipment in den USA. Meistens bei Adorama. Noch nie Probleme gehabt. Und man kann sehr wohl sparen. Gerade Lichtformer sind billiger. Bei profoto Blitzen kann sogar richtig was gespart werden.

  • Sven sagt:

    Ich kann dem nur zustimmen. Ich selbst habe oft in England, speziell Filter und das dazugehörende Zubehör bestellt, und habe nur gute Erfahrungen gemacht. Zum einem waren die Filter weder in hier in Finland oder in Deutschland garnicht erhältlich, und wenn doch, wesentlich teurer. Der Versand ging immer via UPS und nach drei/vier Tagen war die Ware hier.
    Ergänzend sei noch gesagt, das es hierbei auch nie Probleme mit dem Zoll gab.

  • Merellan sagt:

    Ich denk gerade bei Objektiven bestellt sich die Bestellung aus Amerika durchaus… auch wenn man 50$ Versand und 19%Mwst. zahlen muss. Was muss man eigentlich noch beim Zoll bezahlen?

  • Omori sagt:

    @ Merellan: In meinem obg. Beispiel war der Zoll etwas mehr als 20 Euro. Das hängt aber wohl ganz davon ab, welchen Waren genau verzollt werden müssen.

    @Bastina Ehl: Das kann gut sein, dass die Ersparnis ganz davon abhängt, was man bestellt. Aber man kann ja im Vorfeld einen Preisvergleich machen. In meinem Fall hat es sich kaum gelohnt.

    Gruß Michael

  • Micha sagt:

    Alten / antiken Kameras und auch Lomo Kameras habe ich schon im Ausland geholt. Das ist aber auch schon 5-10 Jahre her. Damals konnte man eine Menge sparen.

  • Den Blitz Yongnuo YN 460 II habe ich mir selbst gerade erst aus China kommen lassen für etwas 38,- Euro inkl. Versand (der billigste deutsche Anbieter den ich bislang gefunden habe verlangt dafür ca. 70,- Euro zuzüglich Versand).
    Dazu kam beim Zoll noch ca. 7,- Euro Umsatzsteuer.
    Mit Zoll und Lieferung dauerte es knapp 3 Wochen bis ich ihn hatte. Ich bin soweit sehr zufrieden, auch mit früheren Bestellungen aus China oder den USA und werde auch demnächst wieder im Ausland bestellen.
    Dass es immer weniger Fachgeschäfte gibt ist wahr und bedauerlich. Hin und wieder kaufe ich auch dort ein, auch um mich für die Vorteile, die sie bieten, zu revanchieren. Vorallem bei den teureren und empfindlicheren Gütern (Body oder Objektiv) habe ich dann bisher doch den Händler vor Ort bevorzugt, vorallem auch weil Umtausch, Garantie, etc. hier einfacher zu bewerkstelligen ist und ich die Ware vor dem Kauf ausprobieren und in die Hand nehmen kann. Leider sind die lokalen Händler aber oft sehr deutlich teurer (bis zu 100%), so dass ich dann doch oft über das Internet bestelle.

    Fazit:
    Bisher keine Probleme mit dem Kauf über das Internet im Ausland und ich werde es sicher wieder tun.
    Es wird wohl allgemein in Zukunft immer mehr so gehandhabt werden. Wahrscheinlich wird es aber eben auch immer weniger Fachhändler „um die Ecke“ geben.

  • SK3D sagt:

    Man muss nicht immer allzu weit in die Ferne schweifen. Habe mir ein Nikon AF-S 70-300mm 1:4.5-5.6 in Holland bestellt. War in etwa 100€ günstiger wie bei deutschen I-Anbietern, Lieferzeit und Versandkosten fast gleich.

    Gruß

    Stefan

  • Karsten Socher sagt:

    Ich habe jetzt zum erstenmal in China was bestellt. Es waren die Funkauslöser von Yongnuo für die Blitze. Lieferzeit vier Wochen. Musste dann zweimal zum Zoll. Beim erstenmal hat den die Unterlagen nicht gereicht. Im Paket selber lag keine Rechnung bei, habe dann im Onlineshop eine Möglichkeit gefunden, so eine zu genieren, auszudrucken und dem Zoll vorzulegen. Jetzt haben allerdings die Bezeichnungen auf der Rechnung mit der Verpackung nicht übereingestimmt. Aber der Beamte konnte erkennen, dass alles Fotozubehör ist.

    Bezahlen musste ich dann den Einfuhrzoll, also die 19 % MwSt. auf den Rechnungsbetrag. Wäre die Summe unter 20 Euro gewesen, so der Beamte, hätte ich nichts bezahlen müssen.

    Fazit: Für kleine Summen (hier um die 42 Euro), kann man die Bestellung wagen, größere Summen würde ich nicht vorher überweisen. Und man muss sich intensiv mit den Einfuhrbestimmungen informieren.

  • Jan sagt:

    Ich habe schon öfter bei verschiedenen Anbietern (meistens über das grosse Auktionshaus) bestellt und mehrheitlich gute Erfahrungen gemacht bzw. die Qualität bekommen, die ich erwartet habe. Das man keine unrealistisch hohen Erwartungen haben darf sollte klar sein. Auch dass man dabei die Garantie mehr oder weniger in den Wind schiessen kann, sollte klar sein.
    Ich sage den Anbietern in China immer, sie sollten die Preisdeklaration auf die Freigrenze beschränken und „Test sample“ o.ä. drauf schreiben und keine Rechnung beilegen. Hat bisher noch immer geklappt.

  • Andreas sagt:

    Ich habe mein gesamtes Yognuo-Equipment in china bestellt. Es gab bisher noch keine Probleme, alles verlief reibungslos. Nur die Verpackung ist manchmal grenzwertig. Wenn ich das manchmal gesehen habe, war ich froh, dass dann alles auch so funktionierte.
    Mit GB und USA habe ich noch keine Erfahrungen.

  • Heinz-Dieter Schardt sagt:

    Auch ich habe sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Über Amazon bestellte Yongnuo Blitzgeräte zum zunächst günstigen Preis. Erst später ist mir aufgefallen, dass ich in China bestellt hatte. Na ja, kein Problem, aber nach ständigem Email Austausch und einer Wartezeit von über 5 Wochen kam ein Brief vom Zoll. Nach Entrichtung aller Gebühren hätte ich in Deutschland bestellen können, vom Umstand der Fahrt zum Zoll noch abgesehen
    Filter von LEE bzw Hitech bestelle aufgrund der Tatsache, dass die Deutschland kaum zu bekommen sind in England und bin damit bisher sehr zufrieden.

  • Werner sagt:

    Grundsätzlich gibt es ein paar Dinge zu beachten, wenn man in Ländern ausserhalb der EU bestellt und man hohe Abgaben (Zoll und Einfuhrumsatzsteuer) vermeiden möchte. Wer einen Tipp braucht, kann sich gerne an mich wenden. Da ich mich beruflich mit diesen Themen auseinandersetzen muss, kann ich vll weiterhelfen
    LG
    Werner

Hinterlasse eine Antwort