anatol kotte jeff goldblum

Interview mit Anatol Kotte

CAPITIS Studios

Der deutsche Fotograf Anatol Kotte hat Porträts von Persönlichkeiten und Stars geschaffen, die international im Gedächtnis bleiben, weil sie selbst populären Menschen Eigenheit abtrotzen. Seine Sichtweise spannt sich über die Revoltejahre des Magazins Tempo bis hin zu seinem 2015
erschienen Bildband „Iconication“.

Mit seinem Fotostudio CAPITIS in Berlin Mitte will Anatol Kotte Fotografen, Medienschaffenden und Künstlern eine eigene Adresse in der Hauptstadt geben und einen Rückzugsort für unverfälschte, ungestörte Momente und Begegnungen schaffen.

Interview mit Anatol Kotte

Kurz vor der Eröffnung seines Studios in Berlin hatte ich die Möglichkeit, mit Anatol Kotte ein Gespräch zu führen.

Anatol, wie beschreibst du deine Art der Fotografie?

Ich bin seit 30 Jahren selbstständig und in dieser Zeit habe ich sehr viel unterschiedliches Dinge gemacht, von High End CGI Autofotografie bis hin zu Reportagen für die Bunte. Heute nimmt man mich vor allem als Portraitfotograf wahr. Vor 2 Jahren habe ich das Buch „Iconication“ gemacht und die logisches Schlussfolgerung daraus ist die Eröffnung des Studios „CAPITIS“.

Grundsätzlich bin ich der festen Meinung, dass man sich als Fotograf mit allem auseinandersetzen können sollte (Stillleben, Landschaft, Architektur, …). Diese Vielseitigkeit hilft auch bei Aufträgen.

Was ist in deinen Augen besser: Spezialisierung oder breites Angebot?

Natürlich spezialisiert man sich, um seine Kunden nicht zu verwirren. Es ist aber ein Unterschied, womit man sich tatsächlich beschäftigt und was man davon nach außen kommuniziert.

Ich glaube, wenn du als junger Fotograf mit einer Mappe losläufst, darfst du die Leute nicht verwirren. Du kannst nicht 30 verschiedene Bilder aus unterschiedlichsten Themenbereichen zusammenpacken. Die Leute suchen vor allem einen Spezialisten in dem Bereich, den sich buchen möchten. Am besten hast du das Shooting bereits fertig in der Mappe, was sie eigentlich mit dir fotografieren wollen. Sie wollen einfach kein Risiko eingehen, da die Budgets immer enger werden.

Sigmar Gabriel © Anatol Kotte
Sigmar Gabriel © Anatol Kotte
Bundeskanzlerin Merkel 03.05.2011 in Berlin © Anatol Kotte
Bundeskanzlerin Merkel 03.05.2011 in Berlin © Anatol Kotte
Til Schweiger © Anatol Kotte
Til Schweiger © Anatol Kotte
Maria Furtwängler © Anatol Kotte
Maria Furtwängler © Anatol Kotte

Wann ist ein Foto ein gutes Foto?

Zuerst einmal muss die Technik stimmen, also Texturen, Farben, Licht und Kontraste.

Bei einem Portrait möchte ich etwas Neues sehen, das es so noch nicht gegeben hat. Das wird in der heutigen Zeit natürlich immer schwieriger, denn alles ist irgendwie schon einmal fotografiert worden. Aber wenn man einen Print von Irving Penn in die Hand nimmt, dann erübrigt sich die Frage. Da stimmt einfach alles: Das Licht, die Textur, die Kamerahöhe, die Blickführung. Ein solch zeitloses Portrait schaut man immer wieder gerne an.

Wie gehst Du mit der Person vor deiner Kamera um?

Das kommt ganz darauf an, aus welchen Bereich sie kommt. Bei einem Politiker gehe ich anders vor als bei einem Sportler oder bei einem Celebrity. Da habe ich meine kleinen Tricks, um an die Menschen heranzukommen.

Angela Merkel wollte gar nicht fotografiert werden, oder?

Ich habe ein ganz gutes Rhythmusgefühl. Wenn Angela Merkel sich in Pose begibt, möchte ich eigentlich mein Foto schon gemacht haben, bevor sie eigentlich merkt, dass es losgeht. Das hat bei ihr auch am besten funktioniert.

Manchmal rede ich gar nicht, manchmal sehr viel. Das muss sich in Sekundenbruchteilen entscheiden, wie ich vorgehe, damit ich dahinkomme, wohin ich will.

Es geht auch um Macht, wer hier wen durch die Manege zieht. Ich kann aber auch nichts übers Knie brechen, schon gar nicht bei Frau Merkel. Da muss man sehr sensibel vorgehen und wenn man einen schlechten Tag mit ihr erwischt, dann wird es nicht einfacher.

Machst Du dann ein Bild von der Person, was SIE SELBER gerne von sich hätte, oder eines, was DU gerne hättest?

Mein Ziel ist immer, das Bild zu machen, das ich schon vorher im Kopf habe. Alles, was ich unternehme, zielt darauf ab, dieses Bild zu bekommen. Es ist zwar immer ein kleiner Raum für Spontanität, aber nicht mehr viel.

Ich bin vor einem Shooting sehr früh vor Ort und checke alle Bedingungen. Ich bereite mich sehr gut vor, sodass die wenige Zeit, die ich habe, sehr gut ausgenutzt ist.

Wieviel Zeit hast du üblicherweise für deine Aufnahmen?

Bei Frau Merkel waren es 2,5 Minuten. Dafür, dass das fertige Foto dann weltweit auf vielen Titelbildern, inkl. dem Cover des Time Magazins war, ist das eine gute Ausbeute.

Machst Du auch viele freie Arbeiten?

Ich fotografiere auch für mich selber, aber die Fotos, die ich zeige, sind Auftragsarbeiten.

Ich werde nicht nur von Magazinen beauftragt, sondern oft auch von Prominenten und Politikern selber. Sie brauchen neue Bilder für Presse, Social Media und Website. Genau darauf zielt dieses Studio ab. Die Lage mitten in Berlin ist ideal: Alle Ministerien und viele Hotels liegen in der direkten Nachbarschaft.

Warum denkst du beauftragen die Leute gerade dich?

In meinen Bildern ist eine gewisse Ehrlichkeit und ich retuschiere relativ wenig. Die Leute sehen auf meinen Fotos einfach toll aus und ich glaube, das gefällt ihnen.

Wie viel Freiheit hast du bei deinen Aufträgen?

Sehr viel. Ich kontrolliere ja alles bis hin zur Bildauswahl. Meine ganze Arbeit zielt hin auf das eine Bild und nur das bekommt der Kunde geliefert.

Beim Shooting habe ich aber keine Geheimnisse, ich zeige den Leuten mein Display und erkläre ihnen, was ich vorhabe und wie es aussieht.

Gestern habe ich Eckart von Hirschhausen fotografiert. Es macht einen Riesenspaß mit jemandem zu arbeiten, der selber Dinge anbietet, mitdenkt und sich für nichts zu schade ist.

Hast Du einen Tipp für junge Fotografen, wie sie die Qualität ihrer Fotos verbessern?

Entscheidet euch früh für EINE Kamera und EINE Linse. So passiert es nicht, dass man von den technischen Möglichkeiten überfordert wird. Beim Fotografieren willst du nicht über Technik nachdenken, sondern dich darauf konzentrieren, was du fotografierst.

Vielen Dank, für das Gespräch, Anatol.

Über Anatol Kotte

Anatol Kotte © Christine Rogge

Anatol Kotte freut sich über Besucher in seinem Studio CAPITIS. Noch bis zum bis zum 31. Oktober 2017 läuft dort seine Einzelausstellung „PHOTOGRAPHIEN. 1980 – 2017“ mit Werken von Anatol Kotte, kuratiert von Nadine Barth. Anschließend sind regelmäßige Ausstellungen und Künstlergespräche geplant.

Adresse:
CAPITIS Studios, Kronenstraße 71, 10117 Berlin

Weitere Informationen:
Anatol Kotte (Website)
CAPITIS Studios (Website)

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1 Kommentar zu „Interview mit Anatol Kotte“

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