Buch / Bildband im Eigenverlag

Gastbeitrag von Marco Fechner

Warum als Fotograf ein Buch im Eigenverlag veröffentlichen?

„Wie stelle ich das jetzt an?“ war eine der ersten unbedarften Fragen, die ich mir zu Beginn meiner fotografischen Selbstständigkeit gestellt habe. Zu einem meiner beiden Schwerpunkte hatte sich seinerzeit (zusammen mit der Hochzeitsfotografie) die Schauspielerfotografie entwickelt, wobei man dazu sagen muss, dass der Bedarf an guten Schauspielerportraits in Berlin sehr groß ist, die Zielgruppe in ihrer Mehrheit aber nicht unbedingt mit Geld um sich werfen kann, so dass Schauspieler es sich in der Regel tatsächlich mehrfach überlegen, welchen Fotografen sie wählen.

Ergo: Ich brauche etwas, was mich ein Stück weit heraushebt, um Expertise zeigen zu können, um „Street-credibility“ in der Branche zu bekommen und meinen Stil zu zeigen. In diesem Zusammenhang kam mein lange gehegter Wunsch wieder auf’s Tableau, einen Bildband rauszubringen (welcher Fotograf träumt nicht davon!?).

Vorbereitungen und Planungen für den Bildband

Nachdem ich mich 2012 selbstständig gemacht habe, ging es Anfang 2013 in die Vorbereitungsphase zum Buch. Schauspieler auswählen und anfragen, Verträge stricken, Zeitschienen festlegen etc. Im Frühling 2013 ging es mit den ersten Shootings los.

Was folgte, waren mehr als drei Dutzend TFP-Shootings, von denen es am Ende 27 ins Buch und fast alle auf meinen Blog geschafft haben. In Folge des späteren Gedankens, diese Schauspieler nochmal genauer vorzustellen, habe ich mit den genannten 27 Leuten noch Interviews geführt, in denen jeder a) sich selbst und b) einen Teilaspekt der Schauspielerei (Vom klassischen Theater über Serienproduktionen wie „GZSZ“ hin zum Film bis ins Kino und zur Synchronsprecherei ist sehr viel dabei) vorstellen konnte, den er oder sie selbst schwerpunktmäßig bearbeitet.

Fotograf Buch veröffentlichen

Auswahl interessanter Schauspieler

Mir war wichtig, dass die „Teilnehmer“ eine breite Spanne von „Neu in der Branche“ bis „schon einigermaßen erfahren“ abbilden und wollte auch Leute mit kleinen Besonderheiten dabei haben

(Z.Bsp. Ist eine Teilnehmerin schwerhörig, was in diesem Beruf nochmal ein paar Besonderheiten mit sich bringt). Dies bedeutete in der praktischen Umsetzung, dass ich auf einen Verlag verzichtet habe, der mir bei der Auswahl der Teilnehmer hätte reinreden können. Andererseits bedeutete dieses auch, dass ich dieses Projekt vollumfänglich selbst zu Ende bringen musste (inclusive Druckereisuche, Satz des Buches, Vertrieb etc.) und im Grunde auch wollte.

Die positiven Auswirkungen der Buchveröffentlichung

Zugegeben: in den fast zwei Jahren bis zur Erstveröffentlichung Ende 2014 habe ich so viel Arbeitszeit in dieses Buch investiert, dass ich vermutlich mehrere tausend Exemplare verkaufen müsste, um diese Arbeitszeit halbwegs vernünftig vergütet zu bekommen (was im Eigenverlag für mich aktuell nicht realistisch ist), aber die Veröffentlichung hatte im Nachhinein mehrere positive Effekte:

  1. Bis heute habe ich eine dreistellige Zahl an Büchern verkaufen können.
  2. Meine Wettbewerbsfähigkeit hat sich erhöht (die Zahl der Aufträge ist gestiegen, ich bekomme meine Preise besser „durch“ und erreiche insgesamt höhere Honorare, als noch vor zwei Jahren, woran das Buch definitiv einen Anteil hat.
  3. Ich habe unendlich viel gelernt (technisch und organisatorisch und ich bin ausdauernder und geduldiger geworden).
  4. Auch die Qualität meiner Aufträge außerhalb der Schauspielerfotografie ist gestiegen.
  5. Ich habe mein Netzwerk vergrößern können bis hinein ins berufliche Umfeld der Teilnehmer.
  6. Aus diesem Netzwerk kamen seitdem nicht nur neue Aufträge, sondern auch Kooperationen.
  7. Die überraschten und erfreuten Augen meiner Brautpaare sind unbezahlbar, wenn ich ihnen neben dem unterschriebenen Vertrag (wie langweilig!) noch das Buch als Dankeschön überreiche (wird von selbigen auch gern mal im Vorfeld der Hochzeit im Freundeskreis gezeigt…).
  8. Und: ich habe mein Ziel erreicht und ein Buch rausgebracht (wie cool ist das denn?)

Lernerfahrungen für den nächsten Bildband

In nächster Zeit ist in derartiges Projekt nicht wieder geplant. Einerseits, weil es für mich aktuell keinen Sinn macht und andererseits, weil ich derzeit andere Projekte in Arbeit habe. Unabhängig davon startet gerade die Hochzeitssaison und ich werde mich in meiner Außendarstellung vorübergehend etwas mehr auf diesen Bereich verlegen.

Buch als Fotograf veröffentlichen

Bei einer eventuellen weiteren Buchveröffentlichung würde ich ein paar Arbeitsschritte in professionelle Hände geben (Z.Bsp. würde ich jemanden dazuholen, der die sehr zeit- und geduldsaufwändige Lektoratsarbeit übernimmt oder Marketing und Vertrieb abwickelt und den Satz des Buches übernimmt).

Insgesamt muss ich aber sagen, dass es auch für künftige derartige Projekte hilfreich war, ein solches mal von „vorne bis hinten“ selbst abgewickelt zu haben, weil ich jetzt auch weiss, worauf ich achten muss, oder was wichtig ist.

Mein Fazit

„Ein Tag mit…“ hat für mich unendlich viel Arbeit bedeutet, aber ich habe mich fotografisch und organisatorisch weiterentwickeln können.

Wenn man ein derartiges Buch im Eigenverlag macht, sollte der potentielle finanzielle Ertrag nicht zu hoch eingeschätzt werden (zumal man erstmal mit den Druckkosten in Vorleistung geht und weshalb das Buch auch im Digitaldruck gedruckt wurde), aber es ist eine großartige Referenz und ein wertiges Geschenk für besondere Kunden.

Buch-Details und Bezugsquelle

„Ein Tag mit…“
Schauspielerportraits und Interviews von Marco Fechner
27 Interviews mit Berliner Schauspielern
140 Seiten (120g/m²), 90 S/W-Portraits
Hardcover mit Fadenheftung und Zeichenband
25,00€ incl. 7% MWSt. und Versand.

www.MarcoFechner.de (Webseite)

7 Kommentare zu „Buch / Bildband im Eigenverlag“

    1. Hallo Wolfgang,
      ich habe die Bilder bei online-druck.biz drucken lassen. Mir erschien das Preis-/Leistungsverhältnis auch bei verhältnismäßig kleinen Auflagen vergleichsweise sehr gut und auch dort bietet man Vorabdrucke an. Bei größeren Auflagen bzw. im Falle eines Offsetdrucks (das Buch wurde im Digitaldruck gedruckt) würde ich jedoch einen anderen Anbieter wählen, da ich den Eindruck habe, dass der Kundenservice zugunsten des Preises etwas nachrangig behandelt wird.

      Viele Grüße aus Berlin,
      Marco

  1. Hallo Michael und Marco ,wie sieht es mit den Druckrechte aus, explizit hast du da im Vertrag diese Möglichkeit eingetragen ,das du jetzt kommerzielle Einnahmen haben wirst mit dem Buch oder wie habt ihr das geregelt? Wie haben die abgelichteten Leute reagiert wollten diese kein Buyout? Der Hintergrund der Frage ist: Ich habe mit dem Gedanken auch gespielt ein Digital Buch rauszubringen. Bestes Grüße Jens

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