Wie man tolle Doppelporträts erstellt

3. Juni 2015Dezember 8th, 20203 Kommentare
Doppelportraits

Von Cora und Georg Banek

Sobald Sie statt nur eines Menschen gleich zwei vor der Kamera haben, verändert sich Ihr Motiv nachhaltig. Statt einer klaren, eher eindimensionalen Aussage, kommen bei Paaraufnahmen immer auch die Beziehung und die Kommunikation zwischen den beiden hinzu. Gleichzeitig werden Sie merken, dass sich auch das Fotografieren deutlich verändert – die Aufnahmesituation wird insgesamt komplexer, in einigen Belangen wird es für Sie einfacher, in anderen schwerer.

Beziehungen aufzeigen

kussSobald Sie zwei Menschen gleichzeitig porträtieren, bilden Sie mit jeder einzelnen Aufnahme eine Beziehung zwischen den beiden ab. Das bedeutet nicht, dass die beiden sich durchweg gut gelaunt zugewandt sein müssen, auch fehlende Kommunikation kann eine Verbindung darstellen. Doch meist beziehen sich zwei Personen im Bild aufeinander, indem sie sich anlachen, anschreien, anflirten oder aber einer den anderen anhimmelt, beschwichtigt, dominiert, einschüchtert oder irgendwelche Gemeinsamkeiten hervorgehoben werden. Die Beziehung der beiden kann also entweder Gleichberechtigung oder ein ungleiches Kräfteverhältnis ausdrücken. Beides können Sie ganz einfach durch die Anordnung im Bild oder die Größenverhältnisse so symbolisieren, wie es schon die Sprache bildhaft verdeutlicht: sich auf gleicher Augenhöhe begegnen oder auf jemanden heruntersehen.

Verbindung herstellen

In Ihrem Bild zeigen Sie immer auch etwas auf, was an den beiden Personen gleich ist, etwas, was die beiden miteinander verbindet – und sei es nur, dass sie beide im gleichen Bild sind. Diese Verbindung können Sie gezielt forcieren, indem Sie Kleidung oder Accessoires passend aufeinander abstimmen – sie sollten von Farbe und Stil her gut zusammenpassen. Auch Blicke und Berührungen der Menschen schaffen Gemeinsamkeiten. Das gilt natürlich vor allem, wenn Sie die Verbindung auch thematisieren wollen. Wenn das Trennende Hauptelement Ihrer Bilder sein soll, sollten Sie genau prüfen, durch welche Bildelemente Sie die Unterschiede herausstellen und welche dennoch einheitlich bleiben.

Kommunikation abbilden

Ebenfalls ein stark verbindendes, inhaltliches Element von Paarbildern ist, die Kommunikation zwischen den beiden zum Motiv zu machen. Die Möglichkeiten, Kommunikation zu thematisieren, sind extrem vielfältig – Reden, Lachen, Begeisterung, Freude oder Liebe, aber auch Streit, Verachtung, Entfremdung oder Schweigen können als starke Motive hochemotional wirken. Vermittelt werden diese Ausdrücke durch Mimik und Gestik. Diese bei zwei Personen zu dirigieren, ist extrem schwierig, weswegen es einfacher und erfolgversprechender ist, den beiden eine kleine Geschichte vorzugeben und sie diese spielen zu lassen. Schaffen oder schildern Sie unterschiedliche Situationen, in die sich beide einfühlen können. Wenn sich die beiden Modelle kennen und ein wenig schauspielerisches Talent haben, sind solche Rollenspiele auch sehr einfach zu inszenieren. Die Schwierigkeit besteht darin, dass die Körpersprache sehr verräterisch ist und vom Betrachter intuitiv gelesen werden kann. Deswegen muss sie rundum stimmig sein – bis ins letzte Detail.

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Stimmung verbreiten

Damit die Interaktion auf den Bildern natürlich und echt wirkt, ist es von Vorteil, wenn die Modelle miteinander bekannt sind und sich in die geforderte Stimmung mit dem jeweils anderen hineinversetzen können. Kennen sich die beiden bereits, werden Sie es leichter haben, Ihre Ideen umzusetzen. Wenn Sie mit zwei einander nicht bekannten Modellen arbeiten, sollten Sie genügend Zeit vor dem Shooting einplanen, damit die beiden einander kennenlernen, beschnuppern und die Berührungsängste abbauen können. Als Fotograf ist es auch Ihre Aufgabe, diesen Prozess anzustoßen und zu fördern, zum Beispiel indem Sie Gespräche initiieren, selbst eine angenehme Stimmung verbreiten und diese durch Musik, Ruhe und Wärme begünstigen.

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Dieser Artikel ist ein Ausschnitt aus dem Buch
Cora Banek / Georg Banek
Porträtfotografie 1
Der Mensch als Motiv
39,90 Euro(D) / 41,10 Euro(A)
400 Seiten, komplett in Farbe, Festeinband
dpunkt.verlag
ISBN: 978-3-86490-225-3

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Über Cora / Georg Banek

Cora und Georg Banek leben und arbeiten in Mainz, wo sie Mitte 2009 ihr Unternehmen um eine Fotoakademie erweitert haben. Vorher waren sie hauptsächlich im Bereich der Auftragsfotografie für Unternehmen und Privatpersonen tätig und schreiben seit 2004 für Fachzeitschriften und Buchverlage.

3 Kommentare

  • Maria sagt:

    Ein toller Beitrag zum Thema Pärchenportraits. Gut auf den Punkt gebracht.

    Was mich in letzter Zeit aber wundert ist, dass soviele Beiträge aus dem Buch von Cora und Georg Banek zitiert wird. Warum ist das so?

    Viele Grüße
    Maria

    • Ganz einfach, weil die beiden mir das Buch geschickt haben, ich es gelesen und für gut befunden habe und ich von mir aus darum gebeten habe, einige Texte verwenden zu dürfen.

      Ein zweiter Grund: Ich war 2 Wochen im Urlaub und daher für solche Gastartikel sehr dankbar.

      Gruß Michael

  • Thomas sagt:

    Danke für den Beitrag. Total passend zur Zeit. Ich mag solche Auszüge sehr gern. Wünsche schöne Ferien.

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