Worauf achten Fotografen beim Kauf von Fotoequipment?

13. Februar 2014November 18th, 202111 Kommentare


Durch meine Kontakte zu anderen Fotografen bekomme ich häufig die Frage gestellt, welches Equipment man sich anschaffen solle.

  • Welche Kamera?
  • Welches Objektiv?
  • Welche Tasche?
  • Welche Blitzanlage?

Oft ist das eine schwierige Frage, weil ich meistens die genauen Anforderungen der Kollegen nicht kenne.

Man kann das vergleichen mit dem Kauf eines Fahrrads: Wer sehr schnell unterwegs sein möchte und vor allem auf asphaltierten Straßen unterwegs ist, kauft sich ein Rennrad mit schmalen Reifen, wer im Gelände fahren möchte eher ein Moutainbike. Wer auch in 20 Jahren noch Freude an dem Rad haben möchte, greift ein wenig tiefer in die Tasche und wer das Fahrrad nur selten braucht ist vielleicht auch mit einem Rad von Discounter zufrieden.

Neben der Leistungsfähigkeit der Ausrüstung (also beispielsweise der Lichtstärke eines Objektivs) gibt es nach meiner Erfahrung ein paar Randbedingungen, die vielen Fotografen wichtig sind:

Zuverlässigkeit

Als Berufsfotograf ist die Zuverlässigkeit der Geräte extrem wichtig. Wenn bei einem wichtigen Shooting auf einmal die Technik streikt und kein Ersatz zur Hand ist, kann das sehr schnell unangenehm werden. Die allermeisten Fotografen setzen daher auf zuverlässige und damit auch teurere Ausrüstung.

Langlebigkeit und Robustheit

Fotoequipment im professionellen Einsatz ist starken Beanspruchungen ausgesetzt. Je besser ein Gerät das wegstecken kann, desto besser ist es geeignet. Einige Kamerahersteller geben bei Kameragehäusen die Anzahl der Auslösungen an, auf die ein Verschluss ausgelegt ist. Blitzhersteller teilen mit, wieviel Blitze das Gerät abgeben kann, bevor die Blitzröhre ausgetauscht werden muss etc.

Reparaturfähigkeit

Hochwertige Geräte lassen sich mit vertretbarem Aufwand reparieren und so weiter verwenden, Billig-Geräte sind nach einem Defekt oft ein Fall für die Tonne.

Vertrautheit

Für Berufsfotografen ist die Ausrüstung das Werkzeug, mit dem er seine Arbeit erledigt. Dieses Werkzeug sollte er im Schlaf bedienen können und zur Not auch bei absoluter Dunkelheit die richtige Knöpfe finden können. Und er sollte die Stärken und Schwächen der Geräte sehr gut kennen. Ich gehöre zu den Fotografen, die ihr vertrautes Werkzeug nur sehr ungerne wechseln und lieber jahrelang mit derselben Ausrüstung arbeiten.

Wirtschaftlichkeit

Ein Gerät, das doppelt so teuer ist, wie ein günstiges, aber dreimal so lange hält, ist unter dem Strich immer noch wirtschaftlicher als das mit dem geringeren Anschaffungspreis.

Image

Manchmal ist auch das Image des Foto-Herstellers wichtig. Zu einem Agentur-Kunden geht mancher Fotograf lieber mit einem MacBook und einer Profoto-Blitzanlage anstatt mit Medion und Walimex.

Nach welchen Kriterien sucht Ihr Eure Ausrüstung aus? Spielen Image und Marke eine Rolle oder sucht Ihr nach günstigen Lösungen? Ich freue mich über jeden Kommentar.

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Über Michael Omori

Nach vielen Jahren als Berufsfotograf arbeite ich heute als Mentor und Coach für kreative Unternehmer. Mehr über mich

11 Kommentare

  • Ralf Nöhmer sagt:

    Also, wenn mein Kunde mich nach meiner Ausrüstung beurteilt und nicht nach meinen Ergebnissen, dann läuft da etwas falsch.

  • Dirk sagt:

    @Ralf
    na ich weiß nicht ob Kunden das beurteilen können außer vielleicht beim Mac vs. Medion. Einfach weil sie nicht beurteilen können was die Vorteile und die Nachteile von dem einem zu dem anderen sind. Ich arbeite mit beiden Marken und das war bisher kein Problem.

  • Kann die Punkte schon mehr oder weniger so bestätigen. Auch das mit dem Image, wobei das meiner Meinung nach eher auf „Amateur“-Kunden zutrifft: Der Onkel mit der D800 auf der Hochzeit, der sagt „Der hat ja nur ’ne XXX und will Profi sein?“ frindet auch irgendeinen Grund, die seinen Standpunkt rechtfertigen. Manche Leute denken halt einfach, dass es hauptsächlich an der Kamera liegt, besonders die, die mangelndes Talent mit einer teuren Ausrüstung kompensieren wollen 😉

  • Sam sagt:

    Ich kauf vor allem nach Qualität und benötigten Eigenschaften. Mit einer DSLR aus dem Semi-Profi-Bereich werde ich einfach nicht glücklich weil der AF für meine Sachen nicht schnell und zuverlässig genug ist, bei Objektiven kaufe ich nach Brennweite und such dann Qualität weil die auch robuster ist. Zubehör hab ich viel probiert und bin dann auch bei Marken gelandet, die bei mir zuverlässiger funktionierten – und wenn die Marke irgendwann nicht mehr zuverlässig ist, wechsel ich auch.
    Es hängt halt immer davon ab, um was für Ausrüstung es sich handelt. Auf jeden Fall kauf ich lieber hochwertiger als mich zu ärgern (probier aber auch immer wieder günstige Sachen aus, die ich dann hinterher doch nicht benutze, zB Sucherlupe Hoodloupe vs Zacuto Z-Finder)

  • Stefan sagt:

    Ehrlich gesagt ist es bei mir irgendwie eine Mischung aus all den oben genannten Punkten. Wenn man erst ein Paar Produkte einer gewissen Firma hat, dann bleibt man vermutlich auch im Wesentlichen dabei. Was für mich bei Onlinekäufen inzwischen noch ein Kriterium ist, ist ob der Verkäufer die Mehrwertsteuer ausweist.

  • Ich kann die Punkte voll nachvollziehen, vor allem die Aussage, dass immer die Anforderungen als erstes entscheiden sollten.
    Auf der anderen Seite verstehe ich auch, warum man bei Agenturen z. B. nicht nur auf die übliche Qualität Wert legt, sondern auch auf die Präsentation des Fotografen als Dienstleister. Auch Agentur Mitarbeiter sind nur Menschen und vom Alltag geprägt.

  • Harald sagt:

    Ich wähle meine Ausrüstung ausschließlich abhängig von den damit zu bewältigenden Aufgaben. Das ist zwar anfangs teuer, aber die Ergebnisse rechtfertigen dies. Marken spielen dabei nur insofern eine Rolle, dass ich mich beim Kamerakauf für einen der beiden „großen“ Hersteller entschieden habe und nun dabei bleibe. Mein selten genutzter Funkauslöser ist ein Billigteil und erfüllt die Anforderungen. Stative sind teils „bekannte Marken“, teils „preisgünstige Chinesen“, sofern die Anforderungen erfüllt werden. Manche Nischenlösungen gibt es bei den bekannten Marken gar nicht. Beim Notebook gibt es hier tatsächlich Überlegungen in Richtung Macbook, wobei das vorhandene Lenovo auch „seriös“ genug daherkommt und seine Aufgabe erfüllt. Ein Wechsel wäre eher aus technischen Gründen (Betriebssystem, Akkulaufzeit) und weniger wegen Image. Obwohl ich beim Notebook wohl noch am ehesten darauf achten würde.

  • Preis bedeutet nicht zwangsläufig 100&ige Zuverlässigkeit. Auch preisgünstigeres Equipment kann zuverlässig sein. Hier informiere ich mich über das Internet (Testberichte, Usermeinungen, Fotoausrüstung von Berufsfotografen).

    Langlebigkeit & Robustheit spielen für mich eine untergeordnete Rolle. Als Hobbyfotograf bewege ich mich nicht in dem Preissegment, wo diese Eigenschaften vorausgesetzt sein sollten.

    Als Canon-User habe ich meine Vertragswerkstatt fast vor Ort und muss sie im Ernstfall nicht einschicken. Das ist für mich sehr wichtig.

    Mit Canon bin ich nun über 3 Jahre am Fotografieren. Ein Kamerawechsel kommt derzeit wegen der damit verbundenen Anschaffung der Objektive nicht in Betracht. Das Handling der Bodys beherrsche ich, jedoch sollte das für erfahrene Fotografen nicht das Problem sein.

    Thema Wirtschaftlichkeit ist für den Endanwender von dessen finanziellen Möglichkeiten abhängig. Bodys halten 150.000 Auslösungen und mehr. Diese werden im Hobbybereich erst nach zig Jahren erreicht. Heute noch sind EOS Kameras im Einsatz, die mehr als 10 Jahre auf’n Buckel haben und selbst Objektive aus analogen Zeiten können noch verwendet werden. Es stellt sich lediglich die Frage, ob der Fotograf jeden Trendwechsel mitmachen muss.

    Das Image von Canon ist gut, jedoch nicht immer die abgelieferte Qualität. Canon, Nikon, Sony streiten um Marktanteile, entwickeln immer mehr und schneller neue Kameras, wo ich mich frage, wer soll die kaufen? Imagepflege kann auch anders aussehen.

  • Ich möchte in dieser Diskussion auf einen Umstand hinweisen: Die Anforderungen der Kunden (d.h. der Foto- und Medienagenturen) an uns Fotografen.
    Bis Mitte des vergangenen Jahres habe ich bei einer Berliner Medienagentur gearbeitet. Aus Gesprächen mit den Fotoredakteuren, die Freelancer buchen, weiß ich, dass wir Freelancer ein bestimmtes Equipment besitzen müssen, um Aufträge zu erhalten. So muss es zum Beispiel im Canon-Lager mindestens die 5 D Mark II sein. Entsprechende Profi-Objektive sind auch sehr willkommen.
    Bei den Blitzen habe ich keine besonderen Wünsche gehört.

    Für mich bedeutet das:
    Ein, besser zwei Profi-Bodys von Canon oder Nikon + Profiobjektive.

    Bei dem übrigen Equipment gehe ich entspannter vor und kaufe auch Blitze, Softboxen etc. von in Deutschland noch verhältnismäßig unbekannten aber günstigen Marken.
    Der Batteriegriff für meine Canon 5 D Mark III stammt von Vortex und habe – toi, toi, toi – noch keine Probleme gehabt.
    Ich fotografiere oft entfesselt mit dem Systemblitz. Dafür habe ich seit mehreren Jahren von Phottix das TTL-Funkauslöser-System Odin. Das arbeitet sehr zuverlässig
    Vor kurzem hat sich mein Blitz Speedlite 580 EX verabschiedet. Canon hat laut Calumet keine Ersatzteile mehr dafür. Da ich mir keinen teuren Blitz von Canon anschaffen möchte, überlege ich mir den „Mitros+“ von Phottix zuzulegen. Es gibt sogar einen mit eingebautem Funkempfänger.

  • delta-kapa sagt:

    Trotz der Gelassenheit die ich hier lese, glaube ich dass ich viele von euch auf der Probe stellen werde wenn ich mich hier als (micro)FourThirds Anwender oute. Ja, ich fotografiere mit Olympus Kameras und vor allem mit hochqualitativen Zuiko Digital Objektiven. Ich weiß, es gibt nicht viele Fotografen die damit arbeiten, aber bis jetzt hatte ich nie ein Problem wegen der z.B. Auflösung oder der ISO Beschränkung. Und den Kunden war das sowas von egal was auf der Kamera draufsteht. Und wenn es nötig ist, kann man auch damit den „hochtechnologischen, teuren Equipment Eindruck“ erwecken. Leider kosten die guten Top-Pro Zuiko Objektiven nicht weniger als die von Nikon oder Canon. Es gibt aber immer noch einen sachlichen Grund auf die großen nicht verzichten zu können: die Verbreitung könnte sich als Vorteil erweisen (z.B. für Peripherie Geräte und Funktionen) und ein professioneller und schneller Reparaturservice.

  • Dennis sagt:

    Wirtschaftlichkeit und Handhabung sind für mich wohl mit am Wichtigsten. Mehrere 1Dx oder sonstige Schlachtschiffe rentieren sich z.B. als Hochzeitsfotograf eher weniger. Da ist es doch viel spannender z.B. die 5DMk3 zu wählen (die nun wirklich optisch keine „schlechteren“ Bilder produziert), somit eine Hochzeit weniger zu fotografieren, um die restliche Zeit in den Urlaub fahren zu können 🙂 Das bringt unterm Strich mehr Anregungen und Ideen!
    Ich möchte Bilder machen…die Technik ist mir in dem Moment eigentlich egal! Hauptsache sie funktioniert zuverlässig 🙂

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