Beim Fotoshooting sollte alles wichtige doppelt vorhanden sein

25. Juli 2012März 31st, 202210 Kommentare


In Anleitungen und Büchern zur Hochzeitsfotografie liest man regelmäßig, dass ein professioneller Hochzeitsfotograf immer mindestens zwei Kameragehäuse zur Hand haben soll. Und tatsächlich ist es mir auch schon einmal passiert, dass genau in dem Moment, als auf dem Standesamt die Ringe übergeben werden sollten, meine Kamera mit einem „ERR 99“ die Arbeit verweigerte. Hätte ich in diesem Moment keine (einsatzbereite!) Zweitkamera zur Hand gehabt, hätte ich mir beim Abliefern der Fotos an das Hochzeitspaar wohl unangenehme Fragen anhören dürfen.

Die Regel „immer alles doppelt“ gilt aber in meinen Augen nicht nur für Hochzeitsfotografen und auch nicht nur in bezug auf das Kamera-Gehäuse. Ich bin der Meinung: Alles was kaputt gehen kann und was unverzichtbar für die erfolgreiche Durchführung des Fotoshootings ist, muss zwangsläufig doppelt vorhanden sein.

Oft kann man sich natürlich mit Notlösungen behelfen:

  • Geht das 50 mm Objektiv kaputt, wird eben mit einer anderen, ähnlichen Brennweite fotografiert.
  • Funktioniert einer der drei mitgebrachten Studioblitze nicht mehr, fotografiert man eben zur Not mit zwei Blitzen.
  • Geht der mitgebrachte Porty kaputt, hat man zur Sicherheit noch ein paar Strobist-Blitze dabei.
  • Segnet das Leuchtenstativ das zeitliche, muss der Assistent als „Stativ“ herhalten.
  • und so weiter

Es ist sehr hilfreich, sich bereits im Vorfeld eines Shooting solche Ausweichstategien zu überlegen. Und im Laufe der Jahre hat man dann auch genügend Erfahrung, um richtig auf unvorhergesehen Situationen zu reagieren.

Recht dumm habe ich einmal geschaut, als ich bei der Ankunft beim Kunden feststellen musste, dass ich zwar meine Hensel Studioblitze dabei hatte, aber sämtliche Anschluss-Stromkabel zuhause gelassen hatte. Diese Kabel mit Kaltgerätestecker werden aber zufälligerweise auch zum Anschluss von PCs verwendet, und so habe ich, selbstverständlich mit Einverständnis des Kunden, einige PCs geplündert, um das Shooting doch noch durchführen zu können.

Gedanken sollte man sich übrigens nicht nur über die Fotoausrüstung im engeren Sinne machen, sondern über sämtliche Dinge, die benötigt werden. Mir ist zum Beispiel einmal bei der Anfahrt zum Fotoshooting das Navigationsgerät im Auto ausgefallen. Glücklicherweise hatte ich noch einen Atlas im Handschuhfach, ansonsten hätte ich den Weg zur Location sicher nicht gefunden.

Wie sieht das bei Euch aus? Welche Ausrüstungsgegenstände habt ihr sicherheitshalber doppelt dabei? Oder welche Notlösungen musstet ihr euch schon einmal überlegen? Ich freue mich über Rückmeldungen mit hilfreichen Tipps oder Berichte über Missgeschicke aus der Praxis.

Über Michael Omori

Nach vielen Jahren als Berufsfotograf arbeite ich heute als Mentor und Coach für kreative Unternehmer. Mehr über mich

10 Kommentare

  • Ich denke, genau das macht u. a. die Professionalität aus – sich erst einmal Gedanken zu machen über ein Shooting, das Umfeld oder den Fall des Falles, so daß man jederzeit gerüstet und bereit ist. Die grundsätzlichen Dinge hast Du schon genannt. Der Rest kommt wohl wesentlich auf die Shoottings an. Je nach Szenario kann alles Mögliche den Geist aufgeben oder fehlen. Da hilft es, wenn man vorher schon das Bild im Kopf hat…

  • Die Sache mit dem Navi kann man heute ja schon fast abhaken, denn fast jeder besitzt inzwischen ein Smartphone, das man dann notfalls einsetzen kann. Also auch hier: doppelte Absicherung.

    Wichtig für mich bei einer Veranstaltung ist ein kleiner Raum oder eine Ecke, in dem ich meine Sachen bunkern kann. Dort stehen dann auch Steckdosen zur Verfügung, um Akkus zu laden, von denen man immer mehr als zwei Sätze voll aufgeladen mitführen sollte. Akkus sollten auch immer von guter Qualität sein. Meine Original Canon oder die Ansmann haben mich bisher nicht enttäuscht, auch, wenn sie etwas mehr kosten. Billigteile aus der Bucht habe ich auch schon probiert, die sind aber deutlich schlechter gewesen.

    Die Zweitkamera nützt einem nichts, wenn man diese dann nicht griffbereit hat. Also notfalls umhängen. Und vorher unbedingt die Uhren der Kameras abgleichen. Denn wenn man mit zwei oder mehr Gehäusen arbeitet hat man sonst beim Sortieren Probleme, die Bilder in eine chronologische Reihenfolge zu bekommen.

    Was mir schon mal passiert ist, ist dass bei einem kurzfristigen Termin (bedeutet: Anruf und sofort los) der Speicherchip noch im Lesegerät und nicht in der Kamera war. Für dieses Problem deponiere ich immer Speicherkarten, die wegen Geschwindigkeit oder geringer Kapazität nicht so oft eingesetzt werden, im Auto, in einem Extrafach in der Fototasche oder in der Geldbörse. So passen vielleicht nicht so viele Bilder auf die Karte, aber man hat immerhin Bilder.

  • Florian sagt:

    Ich bin meist mit Funkauslösern unterwegs. Da die einem im Stich lassen können, habe ich immer ein Synchrokabel und ein ETTL-Kabel mit bei.

  • Steffen sagt:

    Hallo zusammen! 🙂

    Ich denke es kommt drauf an wie viel Zeit man hat und in welcher Situation man Shootet. Ich persönlich bin (so es denn geht) gern spontan und lege mir im Vorfeld nur grob einen Plan zurecht. Zusätzlich versuche ich immer so wenig „Gear“ wie möglich mitzunehmen. Bei Outdoor-Portraits im Sommer zB.: Kamera mit einer Festbrennweite, Akkus, Lampen-Stativ mit Grip, Sunbouncer – fertig. Das schlimmste was passieren kann, ist dass die Kamera oder das Objektiv ausfällt. Für alles andere findet sich ein kreative Lösung, vor Ort. Das geht bei der Art wie ich fotografiere – im Zweifelsfalle lieber Riski.

    Bei sehr wichtigen Aufträgen nehme ich natürlich Backups mit – aber nich „auf Teufel komm raus“ um alle Variablen abzudecken. Aber ich habe wahrscheinlich andere Kunden als viele hier. Klar muss man bei Firmenkunden, Fashion-Shoots oder auf Hochzeiten auf Sicherheit setzen. Keine Frage.

    Ich halte es allerdings für sehr wichtig, sich nicht von Equipment abhängig zu machen. Klar kann man mit z.B. einer Festbrennweite nicht alles machen, aber man versucht eben alles aus dem Teil herauszuholen und überlegt sich Möglichkeiten eben doch zu den „Schuss“ zu kommen. Meist klappt das auch – mit festem Willen und ein wenig Übung. Dazu gehört aber auch der Wille sich vom festgefahren denken zu befreien und was zum riskieren. 😉

    @Omori: Mich würde interessieren was Du da (auf dem Foto oben) für einen Location-Rollwagen/Trolley benutzt. Ich suche woas für den Sandstand. Die normalen Trolleys sind da ja unbrauchbar. Tipps? Danke schon mal im Voraus. 🙂

  • Danke Euch.

    Den Transportwagen habe ich hier
    https://fotografr.de/1224/praktische-loesungen-zum-transport-von-fotogepaeck/
    vorgestellt.

    Für unwegsames Gelände habe ich darüber hinaus noch den Beach Rolly:
    http://amzn.to/MmbyWc

    Gruß Michael

  • Erich sagt:

    Hallo,

    auch ich nehme meistens einen Zweit-Body sowie diverse Linsen und vor allem ausreichen Akkus (natürlich voll geladen) und Speicherkarten als Reserve mit.

    Mir ist bei einer Doku in einem alten Haus (Vorher-Nachher im Auftrag der Stadtverwaltung) schon passiert, dass die Speicherkarte den Geist aufgegeben hat. Das wäre in dem Moment ähnlich wie beim Ringtausch gewesen, da ich nur eine einmalige Gelegenheit hatte um mit Erlaubnis in dem Haus die erforderlichen Bilder zu machen.

    Also wie schon oben geschrieben: Mehr ist i.d.F. wirklich sinnvoll.

    Noch eine Frage an die Runde: wer hat Erfahrungen mit LED-Akku-Leuchten? Suche welche, die ich in diverse Kellergewölbe (ohne Stromversorgung) mitnehmen kann => nicht groß – nicht schwer und trotzdem leistungsfähig und vor allem bezahlbar sollten sie sein. Habe da was von yognuo YN-160 mit 1480 LUX im I-Net gefunden, aber bin davon nicht so richtig überzeugt.
    Vielen Dank im Voraus

    LG
    Erich

  • Halo Erich,

    die YN-160 sind klein, günstig und erstaunlich hell. Ist aber ein sehr hartes Licht, daher brauchst Du evt. mehrere davon. Oder Du investierst in ein LED-Litepanel für 500 Euro.

    Gruß Michael

  • Da ich beruflich fotografiere, ist für mich eine Zweitkamera, ein Zweitblitz, usw. selbstverständlich und war schon einige Male froh drum, denn manchmal hat man einfach Pech, da hilft alles Planen nichts!

    Außerdem super wichtig: TESA Panzer-/ Gaffa-/ Gewebeband 😉

    Viele Grüße
    Malte

  • Hallo Michael,

    die Sache mit vergessen Kabeln darf nicht passieren.

    Das passiert auch nicht , wenn man eine Checkliste hat, die man auch wirklich und in Ruhe Punkt für Punkt durchgeht.

    Ich habe alles doppelt, außer meinem 70 – 200 2,8 Nikkor. Brauche ich selten und ist teuer.

    Da ich mein Equipment in einem Laden in Frankfurt kaufe, kann ich auch von dort fast immer kurzfristig – sprich in 15 Minuten – Ersatz bekommen. Z.B. falls mal beide Kameras in den Main fallen oder das Schiff untergeht 🙂

    Bei Hochzeiten und anderen Shootings, die man nicht wiederholen kann, nehme ich einen zweiten Fotografen mit, auch ich kann man ausfallen…

  • Hallo zusammen,

    ich gehörte mal zu der Sorte die meinten, ein Zweitbody wäre bei einer Hochzeit nicht soo wichtig…
    Nun ja, schmerzlich habe ich meine Meinung dazu grundlegend geändert. 😉

    Bei Hochzeiten versuche ich trotz allem mich aufs Wesentliche zu konzentrieren. Ich möchte mobil sein und dabei meinen Kram die ganze Zeit in der Nähe haben. Daher beschränke ich mich auf 2 Bodys inkl. 3 Linsen und natürlich Ersatzakkus + einigen Speicherkarten im Rucksack.

    2 Blitze inkl. Stativ und Aufheller habe ich natürlich ebenso dabei. Allerdings diese nicht immer am Mann, sondern verstaut im Auto oder in einem abgeschlossenen Raum.

    Was meineserachtens bei Shootings on Location auch nicht fehlen darf und da schließe ich mich Malte Reiter an, ist das „Gaffa-Tape“! Wofür ich dieses schon alles verwenden konnte… 🙂

    Ansonsten halte ich eine gute Planung eines Outdoor-Shootings für die richtige Wahl, um möglichst den augenscheinlichsten Patzern aus dem Wege zu gehen.

    Grüße, Jens

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